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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu leben hatte. Sie empfand es auch anders als ihr Mann, der sich mit dem Schicksal abgefunden hatte.
    Er hatte Alina nie wieder gesehen, aber bei ihr war es nun wieder mal der Fall. Die Verschwundene oder die Tote kehrte zurück, und genau das war das Unerklärliche und Grauenhafte in diesem schlimmen Spiel.
    Marisa war nichts geschehen. Trotzdem presste die Angst ihr Herz zusammen. Sie befürchtete, dass die große Gestalt mit einem Schlag ihr Haus zertrümmern konnte.
    Doch das tat sie nicht.
    Dafür blieb sie in einer bestimmten Entfernung stehen. Sie hielt dabei den Kopf gesenkt und schien in stiller Andacht versunken zu sein. Vielleicht, um darüber nachzudenken, wie es nun weitergehen sollte.
    Da Marisa nichts passierte, hatte sich ihr Herzschlag wieder beruhigt. Sie atmete auch normaler durch und wartete nun darauf, dass die andere Seite etwas unternahm. Sie war bestimmt nicht grundlos gekommen. Bei den anderen Begegnungen hatte sie sich nie so nahe an das Haus herangetraut. Das musste etwas zu bedeuten haben.
    Das Gespenst senkte den Kopf. Dann streckte es seine Arme vor, die sehr lang wurden, das Haus allerdings nicht berührten. Alina zog ihre Hände wieder zurück, hob sie dann an und zeigte durch ihre Geste, dass sie aufgegeben hatte.
    Es dauerte noch einige Sekunden, bis sie sich umdrehte und ging.
    Jetzt schaute Marisa auf den Rücken der unheimlichen Person. Sie ging immer noch davon aus, dass es ihre Tochter war, begreifen aber konnte sie es nicht, und so musste sie Alina ziehen lassen.
    Das kurze Erscheinen war diesem Wesen genug gewesen. Was jetzt geschah, das würde in der Dichte des Waldes passieren und von keinem Menschenauge mehr gesehen werden.
    Alina verschwand.
    Ihre Mutter blieb zurück. Sie starrte durch die Scheibe, doch sie sah nichts mehr. Ihr Blick war nach innen gerichtet, und sie hatte das Gefühl, von allen Schutzgeistern verlassen worden zu sein.
    Irgendwann drehte sie sich um und ging in die geräumige Holzküche. Da war die erste Morgenstunde schon vorbei. Da ihr Mann bis jetzt noch nicht nach Hause gekommen war, würde er auch in dieser Nacht woanders übernachten.
    Marisa Benson musste etwas trinken. Ihre Kehle schien mit Staub gefüllt zu sein, da tat ihr der Schluck aus der Wasserflasche gut. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Es war für sie besonders schlimm, jetzt allein sein zu müssen. Sie hätte sich Peter an ihre Seite gewünscht, aber das war nicht möglich. Ihr Mann würde sie nicht verstehen, und er würde ihr auch nicht glauben. Er war einfach zu realistisch.
    Er wusste ja, dass Alina verschwunden war. Sie war in den Wald gegangen und nicht mehr zurückgekehrt. Von einem Tag auf den anderen war dies geschehen.
    Eine junge Frau von zwanzig Jahren hatte sich aufgelöst. Der Wald war durchsucht worden, aber man hatte keine Spur von ihr gefunden. War sie tot, war sie nicht tot?
    Diese Frage hatte besonders Marisa stark beschäftigt. Sie hatte immer Gewissheit haben wollen, dann hätte sie sich auch damit abfinden können. So aber waren den Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Und jetzt war sie zurückgekehrt. Aber wie!
    Marisa Benson konnte es nicht fassen.
    Alina hatte sich in eine Riesin verwandelt. Wobei es nicht mal sicher war, ob sie tatsächlich aus Fleisch und Blut bestand, denn angefasst hatte Marisa ihre veränderte Tochter nie.
    Mit Peter konnte sie darüber nicht sprechen. Sie hatte es versucht, doch er hatte nur abgewinkt und ihre Begegnungen als Märchenstunde abgetan. Für ihn war Alina entführt und nach irgendwohin verschleppt worden. Das gab es ja leider oft genug in dieser verdammten Welt. Selbst an einem Ort wie diesem lebte man nicht auf einer Insel der Glückseligkeit.
    Die Tränen der Verzweiflung waren wieder getrocknet. Marisa Benson wusste nicht, was sie noch unternehmen sollte. Ihr war schon mal der Gedanke gekommen, der Tochter in den Wald zu folgen. Bisher hatte sie davon Abstand genommen, aus Furcht davor, dass ihr noch schrecklichere Dinge begegnen könnten.
    Außerdem hatte Alina ihr nie klar gemacht, dass sie ihre Mutter in ihrer neuen Umgebung haben wollte. So war sie gekommen und danach wieder gegangen.
    Aber so konnte es nicht weitergehen. Marisa war fest davon überzeugt, dass etwas getan werden musste.
    Aber was?
    Sie hörte sich selbst lachen, als sie sich die Frage stellte. Sie wusste es nicht. Sie konnte auf keine Hilfe hoffen. Ihre Tochter war zu einem anderen Wesen geworden. Sie

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