Mafiatochter
passte eine Floristin ausgezeichnet ins Bild. Also schenkte mir mein Vater zum Schulabschluss die Schlüssel zu meinem eigenen Blumenladen.
Er lag direkt neben dem Büro seiner Baufirma an der Stillwell Avenue in Brooklyn. Ich glaube, es war Teil seines Masterplans für mich, dass ich ein eigenes Geschäft führen sollte. Meine Eltern gingen davon aus, dass ich den Laden betreiben, einen netten Kerl finden, heiraten und eine Familie gründen würde. Sie wollten nur das Beste für mich. Selbst wenn es den Anschein hatte, dass Papa durch seine starke Präsenz versuchte, mein Leben in eine bestimmte Bahn zu lenken, dann doch nur, weil er mich vor den Höhen und Tiefen des von ihm eingeschlagenen Lebensweges bewahren wollte. Er wollte sich um Gerard und mich keine Sorgen machen müssen und niemals den Anruf erhalten, dass einer von uns im Gefängnis gelandet sei. Also griff er mir beim Start ins Berufsleben kräftig unter die Arme. Mir einen kleinen Blumenladen zu schenken, war eine ausgezeichnete Idee.
In vielerlei Hinsicht war das Letzte, was ich wollte, die Verantwortung für ein eigenes Geschäft zu tragen. Wenn ich diese Bürde jedoch schon schultern musste, dann wollte ich wenigstens auch den Namen für den Laden selbst wählen. Nachdem ich lang und breit nachgedacht hatte, verfiel ich auf »Exotic Touch«, weil es gleichermaßen elegant und tropisch klang. Auf meinen Laden war ich sehr stolz, und das war meinem Vater wichtig. Der Name Exotic Touch spiegelte das perfekt wider.
Bei meiner und Gerards Erziehung war es meinem Vater stets darum gegangen, uns Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln. Ich bin überzeugt, dass er die Lage meines Blumengeschäfts neben seinem Büro deshalb wählte, weil er so kontrollieren konnte, ob ich mich auch wirklich um den Laden kümmerte. Er besorgte mir den Laden nicht einfach nur, damit ich etwas zu tun hatte. Er wollte, dass ich ihn ordentlich betrieb, die Sache ernst nahm, pünktlich war. Er sagte: »Vergiss nie, das hier ist dein Laden. Du bist diejenige, die um acht Uhr morgens den Schlüssel ins Schloss steckt. Darauf solltest du stolz sein.«
Natürlich war ich stolz auf den Laden, aber ich war auch noch sehr jung. Im Grunde verstand ich überhaupt nichts von Blumen, Ansteckblumen, Brautsträußen oder Tafelaufsätzen. Trotzdem kauften sämtliche Leute aus dem Viertel ihre Blumen nun ausschließlich bei mir, darunter auch John Gotti höchstpersönlich. Mein Geschäft brummte. Gastronomiebetriebe, Begräbnisinstitute und kleinere Unternehmen bestellten alle bei mir. Es schien, als könnte ich verlangen, was ich wollte. Der Preis spielte keine Rolle. Viele der großen Bouquets und Arrangements gingen für fünfhundert Dollar über den Ladentisch.
Ich hatte stets einen sehr langen Arbeitstag. Ich öffnete morgens um acht Uhr und blieb oft bis neun oder zehn Uhr abends, um alle Bestellungen bearbeiten zu können. Gangster schicken zu jedem Anlass Blumen. Wir waren der Hauslieferant zweier örtlicher Gastronomiebetriebe sowie des Scarpaci Funeral Home in der 68. Straße. Wir wurden von Bestellungen förmlich überschwemmt und konnten die viele Arbeit kaum bewältigen. Ich war völlig fertig. Dann traf es mich eines Tages wie ein Blitzschlag, dass ich nur deshalb so gute Geschäfte machte, weil ich die Tochter von Sammy the Bull war. Die Menschen hatten solchen Respekt vor meinem Vater, dass sie nicht wagten, irgendwo anders zu kaufen.
Papa war ein gefürchteter Mann, gleichzeitig aber auch beliebt und geachtet. Er behandelte die Menschen um sich herum stets gut und half ihnen, Geld zu verdienen. Wenn jemand, der ihm nahe stand, ein neues Geschäft eröffnete, war er immer der Erste, der ihn unterstützte, und von allen anderen erwartete er dasselbe. Als ich den Laden aufmachte, erwiderten daher alle, denen er einst geholfen hatte, diese Gefälligkeit. So wurden wir zum Floristen für praktisch die gesamte Familie Gambino. Mehr interessierte mich nicht. Es freute mich, dass mein Laden so beliebt war.
Angesichts meines stetig wachsenden Kundenstammes besorgte mir Papa einen Partner, den Freund eines Freundes eines Freundes namens Mario. Der arme Kerl! Meistens war er total gestresst, weil er genau wusste, dass er Blumengebinde für Männer wie John Gotti und Sammy the Bull machte. Die Wahrheit ist, dass sie es wahrscheinlich nie bemerkt hätten, wenn die Gebinde nicht perfekt gewesen wären. Ich bin sicher, sie hätten auch kein großes Aufhebens darum gemacht, wenn sie
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