Mafiatod
war hellgrau, noch nicht weiß, und gar nicht schütter. Sein Gesicht war schwer zu erkennen; ich sah nur, dass der Mann markante Züge und buschige Brauen hatte.
Sowie er auftauchte, spuckte ich das, was ich im Mund hatte, auf den Teller und rutschte vom Hocker. »Warte, bis er bei dem Auto ist«, sagte Bill.
»Ja, natürlich«, gab ich zurück.
Ich ging zum Ausgang. Aber Kapp schlug nicht die Richtung zum Wagen ein, sondern die entgegengesetzte. Sein Schatten folgte ihm an der Mauer entlang.
Das musste Eddie Kapp sein. Zeitpunkt und Alter stimmten. Ein eleganter, teurer Anzug.
Der Chrysler fuhr an und hielt sich nahe am Bordstein. Schnurrend bewegte er sich im gleichen Tempo wie Kapp, stets hinter ihm. Kapp blickte sich nicht um. Anscheinend hatte er das Auto nicht gesehen.
Bill fragte: »Was soll das Ganze eigentlich?«
»Geh, hol den Wagen!«, ordnete ich an. »Bleib mindestens einen Block hinter mir.«
Er schüttelte verdutzt den Kopf, befolgte jedoch meine Anweisung. Der Barkeeper und die beiden anderen Gäste sahen mich an. Ich trat auf die Straße hinaus und schlenderte dem Chrysler nach.
So gingen wir wie eine alberne Parade etwa drei Blocks weit. An der Spitze Kapp auf der linken Straßenseite. Dann der Chrysler etwa fünfzig Meter hinter ihm auf der anderen Seite. Dann ich, ebenfalls auf der rechten Seite, abermals im Abstand von fünfzig Metern. Und dann Bill wenigstens hundert Meter hinter mir im Mercury. Offenbar wollte Kapp zur Endhaltestelle des Autobusses, auf jeden Fall in die Stadt.
Wir kamen in eine stille Gegend, und plötzlich schoss der Chrysler in scharfem Winkel quer über die leere Straße; es war klar ersichtlich, dass sie Kapp überfahren wollten. Ich rief: »Aufgepasst!«, und rannte dem Chrysler nach. Der verflixte Fußknöchel hielt mich auf.
Kapp drehte sich bei meinem Ruf um, und als er den Chrysler über den Bordstein auf sich zusausen sah, warf er sich rückwärts durch eine Hecke auf einen Rasen. Ein Hund kläffte. Der Chrysler polterte im Bogen auf die Straße zurück, den Bordstein hinauf und hinunter. Der Mann auf der Beifahrerseite streckte Kopf und Arm zum Fenster hinaus und schoss auf gleiche Weise auf mich wie auf meinen Vater. Er hatte ein Schnurrbärtchen.
Ich zog Smittys Revolver, zielte die Straße entlang und drückte sechsmal ab. Der Mann sackte zusammen, und sein Arm hing neben der Tür hinunter. Der Chrysler bog scharf nach rechts ab, und der Mann baumelte schlaff zum Fenster heraus, keineswegs wie ein lebendiger Mensch.
Ich stand mitten auf der Straße und grinste. Als ich gerade erst vier Tage in Deutschland war, stationiert in Kaiserslautern, nahmen mich zwei Kameraden mit in einen Puff in Amiland mit. Ich hatte Angst zuzugeben, dass ich noch keine Erfahrungen hatte, und hatte auch Angst, dass ich zu viel Angst hätte, etwas dagegen zu unternehmen. Die Nutte war mir gegenüber so gleichgültig, dass ich wütend wurde und über sie herfiel, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich tat das also, und sie bekam einen Orgasmus. Bei den beiden anderen hatte sie keinen gehabt. Auf dem Weg zurück in den Stützpunkt schlug ich aus Übermut ein Busfenster ein. Genau so fühlte ich mich jetzt, während der Chrysler mit einem leblosen Körper um die Ecke verschwand.
Der Mercury hielt neben mir, und gleichzeitig kämpfte sich Kapp einen Weg durch die Hecke auf den Bürgersteig zurück. Ich hörte den Hund beinahe überschnappen. Kapp sah erschüttert und angegriffen aus. Für einen Einundsechzigjährigen hatte er einen großartigen Sprung vollführt, jetzt aber benahm er sich seinem Alter gemäß. Sein linkes Hosenbein war zerrissen.
Ich hörte auf zu grinsen, riss die Tür hinten auf und warf den leer geschossenen Revolver auf den Rücksitz. Dann ging ich hinüber, nahm Kapp beim Arm, führte ihn zum Wagen und schob ihn hinein. Er wehrte sich nicht und stellte auch keine Fragen; er schien benommen zu sein. Ich stieg hinter ihm ein und zog die Tür zu. Eine schwarzhaarige Frau mit geblümter Schürze kam zu einer Lücke in der Hecke und betrachtete uns. Bill gab Gas, und wir verließen Dannemora.
16
Kapp erholte sich ziemlich schnell. Er zog Smittys Revolver unter sich hervor, untersuchte ihn und sagte dann zu mir: »Sie sind ein schlechter Schütze. Sie trafen ihn erst beim vierten Schuss, und danach verpulverten Sie noch zwei Kugeln.«
»Ich habe nur ein Auge«, sagte ich. »Ich kann Entfernungen schwer schätzen.«
»Ach so, ja, dann war es gut.« Er
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