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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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blickte auf Bills Stiernacken. »Wenn das eine Entführung sein soll, seid ihr beide verrückt. Mich will man ebenso wenig wiederhaben wie Falschgeld.«
    »Wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen«, erklärte ich.
    Er sah mich wieder an und lächelte. Er hatte blendend weiße falsche Zähne. Bei ihm sah das Gebiss besser aus als bei Krishman. »Waren Sie schon auf der Welt, als ich eingefahren bin?«, wollte er wissen.
    »Ja.«
    »Dann können Sie ja von Glück sagen, dass Sie so lange am Leben geblieben sind.« Er wog den Revolver in der Hand, wobei er ihn beim Lauf hielt. »Und wenn ich Ihnen hiermit den Kopf einschlage? Was würde Ihr Freund dann tun?«
    Ich sah in sein lächelndes Gesicht und antwortete: »Wir spielen nicht Ringelreihen.«
    Er musterte mich eine Weile; dann setzte er eine traurige Miene auf und ließ die Waffe zwischen unsere Füße auf den Boden fallen. »Ich bin ein alter Mann«, sagte er. »Ich bin reif für den Ruhestand.« Er lehnte sich zurück, kehrte mir das Profil zu und bemühte sich, elend auszusehen. »Diese harte, ungestüme Welt liegt jetzt hinter mir.«
    »Nicht ganz«, widersprach ich.
    Er wurde wieder ernst, drehte sich zu mir um und sagte mit schmalen Lippen und ausdrucksloser Stimme: »Stellen Sie Ihre Fragen, und gehen Sie zum Teufel.«
    »Warum wurde Willard Kelly umgebracht?«, fragte ich.
    Seine Miene spiegelte Überraschung, Besorgnis, Wachsamkeit, eins nach dem anderen wider und wurde dann verschlossen. »Wer ist denn Willard Kelly?«, gab er zurück.
    Ich bückte mich, nahm die Waffe auf und klopfte mit dem Kolben an sein Knie. »Wie ich hörte, sind die Knochen alter Leute brüchig.«
    »Nicht immer. Ich habe ein Rezept gegen Alterskrankheiten. Ich nehme täglich einen Löffel voll Eiter aus Schankergeschwüren ein. Das ist das Neueste auf dem Markt für ältere Mitbürger.«
    »Sie durften also Zeitschriften lesen. Das freut mich. Aber ich mache keine Scherze. Wie steht es mit Ihrer Kniescheibe?« Ich schlug ihn wieder mit dem Revolverkolben, und es gelang ihm nicht, das Zucken zu unterdrücken. Ich wiederholte: »Warum wurde Willard Kelly umgebracht?«
    »Er hatte Schweißfüße.«
    Ich hieb abermals gegen sein Bein. Er legte die Hand auf das Knie. Seine Hand war älter als das Gesicht; blaue Adern standen heraus. Ich klopfte ihm auf den Handrücken, worauf er die Hand mit einem Wehlaut wegnahm und sie an seine Brust drückte. Ich klopfte auf sein Knie. »Los, brechen Sie mir schon die Kniescheibe, Sie Grobian«, sagte er. »Ich könnte jetzt eine kleine Ohnmacht gebrauchen.«
    »Sie werden nicht ohnmächtig werden.« Wieder schlug ich zu. Sein Gesicht war noch blasser geworden, und um Augen und Mund vertieften sich die Furchen. »Warum wurde Willard Kelly umgebracht?«
    Er wandte den Kopf ab und sah böse zum Fenster hinaus. Wieder schlug ich zu.
    Er wurde nicht ohnmächtig. Bill fuhr an Plattsburg vorbei. Ein paar Kilometer südlich bog er in eine Straße ab, die einen Badeplatz am Lake Champlain ankündigte. Auf einem Schild stand: »Ab September geschlossen«.
    Am See standen weiße, rot abgesetzte Badehütten, vor denen ein Asphaltweg verlief. Hier war kein Mensch zu sehen, aber frühere Besucher hatten ihre Gummispuren hinterlassen.
    Kapp wollte nicht aussteigen. Bill zerrte ihn an den Haaren heraus und beförderte ihn zwischen die Badehütten. Er hinkte. Wir stellten ihn an die weiße Rückwand einer Hütte. Bäume schirmten uns vom See ab. Bill sah erst Kapp und dann mich an und sagte zu mir: »Denk an McArdle.«
    »Ja, ich werde vorsichtig sein.«
    »McArdle?«, fragte Kapp.
    »Andrew McArdle«, erläuterte ich. »Ich stellte ihm ein paar Fragen, aber er war herzkrank und starb, bevor er sie beantworten konnte. Bill ermahnt mich, mit Ihnen vorsichtiger umzugehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    Wir warteten ab und ließen ihn überlegen. Er stand halb zusammengesackt an der Wand und hielt seine verletzte Hand. Der teure Anzug sah schlimm aus. Der linke Handrücken schwoll an und wurde grau. Sein Gesicht wurde noch zerfurchter. Erschöpfung und Angst zeichneten es. Er bewies Tapferkeit, obwohl er wusste, dass sie ihm nichts nützte; doch er konnte nicht anders.
    Er musste sich erst räuspern und ausspucken, wobei er sich sorgsam von uns wegdrehte, bevor er sagte: »Ich kann euch beide nicht unterbringen. Die anderen kannte ich. Das heißt, ich kann mir denken, wer sie waren. Bei euch beiden nicht. Amateure, die nicht die richtigen

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