Mafiatod
Fragen stellen …«
»Was wäre denn eine richtige Frage?«, forschte ich.
Er blickte durch Äste zum Himmel empor. »Kurze Zeit war ich wieder ein freier Mensch«, bemerkte er.
Ich sagte: »Bill, wenn er nicht sofort den Mund aufmacht, bringe ich ihn um. Wir wollen nach New York zurückfahren und es doch lieber mit den Inselchen versuchen.«
Bill runzelte die Stirn. »Mir gefällt das nicht, Ray. Ich will nichts damit zu tun haben.«
Ich antwortete: »Hier, bring den Revolver zum Wagen und lade ihn. Gib mir solange die Luger.«
Plötzlich lachte Kapp. Er lachte wie ein Mensch, der in einer fröhlichen Runde einen guten Witz gehört hat. Er deutete auf Bill und rief: »Du Dummkopf, du bist Will Kelly! Vielmehr, Sie sind sein Sohn!«
Wir sahen ihn bloß an. Er stieß sich von der Wand ab und humpelte lächelnd auf uns zu. »Warum haben Sie mir nicht gleich gesagt, dass Sie Wills Sohn sind? Ich konnte mir überhaupt nicht erklären, mit wem ich es zu tun hatte.«
»Halt!«, rief ich. »Warten Sie noch mit der Wiedersehensfreude. Sie haben die Frage noch nicht beantwortet.«
Jetzt sah er mich an, und das Lächeln verschwand. »Also gut.« Diesmal benahm er sich, als wäre er an der Reihe, in der fröhlichen Runde einen Witz zu erzählen, und als hätte er sich einen besonders guten dafür aufgespart. »Ich wusste nicht, dass Will umgebracht worden ist. Aber ich weiß, warum. Weil er etwas von mir in Verwahrung hatte. Er sollte es behalten und aus New York wegbleiben, bis ich freigelassen würde. Er wurde umgebracht, weil er es in Verwahrung hatte und weil ich herauskommen sollte.«
»Was hatte er denn in Verwahrung?«
Er wies mit dem Kinn auf mich. »Dich.«
»Wieso? Was ist mit mir?«
»Du ähnelst mehr deiner Mutter als deinem Vater.«
Da begriff ich. »Sie sind ein gemeiner Lügner!«, rief ich.
»Du siehst ihr viel ähnlicher. Ich muss es ja wissen. Deinen Vater sehe ich jeden Morgen im Spiegel.«
Ich lachte ihn aus. »Sie sind ja verrückt, oder Sie glauben, wir wären nicht bei Trost. Oder wollen Sie sich über uns lustig machen?«
»Es ist wahr«, beteuerte er.
»Was soll das alles heißen?«, fragte Bill.
Ich sagte zu Kapp: »Er hat es noch nicht begriffen. Wenn er so weit ist, wird er Sie in Stücke reißen. Sagen Sie lieber rasch, dass Sie gelogen haben.«
»Ich habe nicht gelogen.«
»Das war die falsche Antwort«, beharrte ich. »Bill hat ein ausgeprägtes Ehrgefühl.«
»Wir sollten uns bei einem Bier unterhalten«, sagte Kapp. »Wir haben viel nachzuholen, wir beide.«
Bill fiel ein: »Verdammt und zugenäht, zum letzten Mal, was soll das alles?«
»Kapp behauptet, wir wären Halbbrüder. Wir hätten dieselbe Mutter, aber Willard Kelly wäre nicht mein Vater.«
Bill zog die Brauen zusammen. »Und wer soll dein Vater sein?«
»Wenn er klug ist, wird er sich etwas anderes ausdenken.«
»Ich bin sein Vater«, sagte Kapp, »und das ist die reine Wahrheit.« Er war sauer auf uns.
Bill spannte den Bizeps an und machte einen Schritt nach vorn, aber ich stellte ihm ein Bein. Ich sagte zu Kapp: »Er wird Sie totschlagen; ich schwöre bei Gott, er wird es tun. Und ich kann ihn nicht zurückhalten.«
Bill raffte sich auf, und Kapp wich an die Wand zurück. Er sprudelte wütend und angsterfüllt hervor: »Eure Mutter war ein kleines Luder aus Staten Island, eine verdammte Hexe. Mit dem ersten Kind brachte sie Will Kelly dazu, sie zu heiraten. Das zweite Kind war von mir. Ich weiß es, denn sie war ein halbes Jahr in meinem Blockhaus am Lake George, und sie kehrte nur zu Kelly zurück, weil ich es von ihr verlangte.«
Bill war auf den Füßen, und ich klammerte mich an seinen Arm. Kapp schoss seine Worte wie Pfeile auf uns ab. »Edith wurde mit Will Kelly in ein kleines Nest verbannt und durfte nicht mehr nach New York zurückkommen. Sie hielt es dort nicht aus. Nach einem Jahr schnitt sie sich mit einem Rasiermesser die Pulsadern auf.«
Bill stieß mich von sich, und ich prallte gegen einen Baumstamm. Ich schrie: »Sagen Sie ihm, dass Sie lügen, sonst sind Sie ein toter Mann!«
Kapp fauchte mich mit funkelnden Augen an. »Und dann musst du noch einen toten Vater rächen, Bürschchen!«
Bills Faust schlug wie ein knorriges Stück Holz zu. Kapp wollte seitwärts ausweichen, aber er war zu langsam. Er wurde hinter dem Ohr getroffen und fiel bäuchlings ins Gras. Bill bückte sich, um ihn hochzuzerren.
Im Nu war ich bei ihm und schlug mit der Luger zu, sodass Bill in die Knie sank. Kapp
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