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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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sah Dad vor mir, wie er mich in der letzten Sekunde seines Lebens anblickte. »Er hatte keine Ahnung, warum sie ihn umbrachten. Mein Gott, das ist traurig.« Als ich dem Kellner winkte, war mein Arm steif. Ich sagte zu Kapp: »Er ließ es mich nie merken. Ich war sein Sohn. Mutter war tot, und er erzog mich allein. Er machte zwischen Bill und mir nicht den geringsten Unterschied.«
    Die Stimme versagte mir. Ich wartete, und als der Kellner das Glas brachte, leerte ich es und verlangte noch eins.
    »Sie wussten, dass ich bald frei sein würde«, sagte Kapp. »Sie sahen Will Kelly in der Stadt. Da bekamen sie es mit der Angst. Sie mussten Kelly aus dem Weg räumen, und sie mussten seine Söhne aus dem Weg räumen. Sie konnten es nicht darauf ankommen lassen, dass das Symbol immer noch Bedeutung hatte.« Er nickte. »Und es hat immer noch Bedeutung«, fügte er hinzu.
    Ich zündete eine Zigarette an, reichte sie ihm und zündete mir dann selbst eine an. Der Kellner kam mit frisch gefüllten Gläsern. Kapp hatte die Zigarette in der rechten Hand. Er ergriff das Glas mit der Linken, ließ es aber mit einem Aufstöhnen fallen, sodass es über den Tisch rollte. Sein Gesicht sah auf einmal noch hagerer und knochiger aus. »Himmel, ich vergaß meine Hand«, seufzte er.
    »Lass sehen.«
    Sie war grau, das geschwollene Oval auf dem Handrücken schwarz. »So geht das nicht«, sagte ich. »Wir müssen einen Arzt aufsuchen.«
    »Ich merkte gar nichts«, erwiderte er. »Erst als ich das Glas nahm.«
    Der Kellner erschien mit gereizter Miene und wischte den Tisch mit einem rot-weiß karierten Tuch ab. Ich bezahlte die Rechnung, und wir gingen. Am Empfang ließ ich mir Namen und Adresse eines Arztes in der Nähe geben.
    Wir gingen sofort hin. Der Arzt behandelte Kapps Hand, legte einen Verband an und sagte, Kapp könnte sie erst in zwei Wochen wieder richtig benutzen. Inzwischen müsste der Verband täglich gewechselt werden, und er solle in drei bis vier Tagen wiederkommen. Dann untersuchte er das linke Knie, da Kapp immer noch humpelte. Er sagte, es gäbe keinen Anlass zu Besorgnis, der Bluterguss wäre unerheblich. Kapp erklärte, gegen einen Stuhl geprallt zu sein. Da wir beide nach Alkohol rochen, stellte der Arzt keine weiteren Fragen.
    Wir kehrten ins Hotel zurück und gingen ins Zimmer hinauf. Bill lag auf dem Bett. Seine Stirn war rings um ein kleines Loch blutig, und er hatte die Luger in der rechten Hand.

18
     
    Ich sprach mit drei Bullen. Der eine gehörte zur örtlichen Kriminalpolizei, ein ulkiger Clown in Zivil, der Kautabak schätzte. Der Zweite war vom Büro des Bezirksstaatsanwaltes – ein Frettchen mit Größenwahn. Der Dritte war ein eisgrauer Mann ohne Tränendrüsen von der New Yorker Staatspolizei.
    Ich berichtete allen, dass Bill seine Frau vor zwei Monaten infolge eines Autounfalls verloren hatte, dass sein Vater einen Monat davor umgebracht worden war, schilderte, wie niedergedrückt er seither gewesen war, und erklärte, dass er die Luger schon jahrelang besessen und sie ohne mein Wissen auf dieser Fahrt mitgenommen hatte. Wir wären umhergereist, hauptsächlich um über unser Schicksal hinwegzukommen; doch Bill wäre immer mehr in Depressionen versunken und hätte nun Selbstmord verübt.
    Der einheimische Bulle schluckte das alles zusammen mit dem Tabaksaft. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft hätte eine gepfefferte Geschichte vorgezogen, scheute jedoch die Arbeit, danach zu graben. Der Mann von der Staatspolizei glaubte kein Wort, aber es war ihm egal. Er war nur da, um sich mein Gesicht zu merken.
    So wurde es als Selbstmord deklariert. Mir erschien das ganze Arrangement als schlampig. Abgesehen davon, dass Bill sich nie umgebracht hätte, aus welchem Grund auch immer; das wäre ihm niemals in den Sinn gekommen.
    Der Ortsbulle ließ einen örtlichen Leichenbestatter kommen, der sein Schwager hätte sein können. Der betrachtete mich und rieb sich die Hände. Wir wussten beide, dass er mich übers Ohr zu hauen gedachte, und wir wussten beide, dass ich nichts dagegen tun konnte.
    Am Donnerstagabend ging ich aus und betrank mich. Ich wanderte von einem Lokal zum anderen bis zum Air-Force-Stützpunkt. Als ich mit einem Staff Sergeant Streit anfing, tauchte der Mann von der Staatspolizei aus dem Tabakqualm auf und holte mich da heraus. Er fuhr einen grauen Ford, in dem er mich zum Hotel zurückbrachte. Bevor ich ausstieg, ermahnte er mich: »Tun Sie nicht, was Ihr Bruder getan hat.«
    Ich sah ihn an

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