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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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glauben. Da lag er mit fünf Kugeln im Leib in dem Friseurgeschäft, und sein Bild war in der Daily News. Wenn man von Gangstern spricht, denkt jeder an die Dreißigerjahre.«
    »Ich nicht«, entgegnete ich. »Einer von ihnen hat meinen Va … meinen Vater erschossen.«
    »Das war ein angeheuerter Killer. Du wirst ihn nie finden.«
    »Irrtum. Ich habe ihn heute gefunden. Es war der Mann im bräunlich elfenbeinfarbenen Chrysler.«
    »Der Mann, den du getroffen hast, oder der Fahrer?«
    »Der Mann, den ich getroffen habe.«
    Er nickte lächelnd. »Braver Junge. Du hast viel von Eddie Kapp in dir, das kannst du mir glauben.«
    »Ja. Wir waren beim Jahr 1957.«
    »Warte.« Er bestellte noch eine Runde, nahm den ersten Schluck und sagte: »In den letzten Jahren sind einige von der alten Garde zurückgekehrt. Aus anderen Ländern, nachdem Gras über die Sache gewachsen war, oder aus dem Gefängnis oder sonst woher. Und diese geschniegelten neuen Typen sagen: ›Ja, Opa, aber wir benutzen jetzt keine Knarren mehr. Wir benutzen die Hauspost. Warum setzt du dich nicht hin und schreibst deine Memoiren für die Comic-Bücher?‹ Und was können sie tun? Da sind Organisationen, die sie selbst ins Leben gerufen haben, und nun zeigt man ihnen die kalte Schulter. Sie versuchen etwas, und sogleich tauchen Anwälte und zahme Polizisten auf. Niemand wirft mehr eine Bombe ins Wohnzimmer, sie nörgeln und meckern nur herum. Typische Geschäftsleute. Verstehst du, was ich meine? Hin und wieder einmal tritt ein Albert Anastasia auf, er lässt sich einfach nicht umschulen, und dann fallen Schüsse. Oder es geht wie mit dir. Aber das sind Ausnahmefälle. Sie legen Wert auf eine gute Presse – nennt man das nicht so? Auf gute Öffentlichkeitsarbeit. Alles nett und ruhig.«
    »Wir sprechen noch immer nicht von mir.«
    »Du bist der geheime Trumpf im Ärmel, Junge. Familie – sagte ich dir das nicht? Da sind sie alle von der alten Garde, lungern jetzt herum und warten auf eine Möglichkeit, wieder einzusteigen. Aber sie können sich nicht rühren. Niemand übernimmt die Leitung, und das wäre notwendig. Sie haben sich getroffen, sie haben einander geschrieben und die Sache besprochen. Und sie haben sich auf einen geeinigt, den sie alle als Anführer anerkennen werden. Auf mich.«
    Er leerte sein Glas in einem Zug. »Ja, ich komme wieder auf den Geschmack.« Sein Lächeln war schief. »Ich weigerte mich. Ich wollte mit Dorothea nach Florida. Oder ohne sie, zum Teufel mit ihr. Deinetwegen. Wegen des Symbols. Im Jahr 1940 war ich bereit. Ich wollte nicht nur in New York City herrschen, ich wollte die halbe Atlantikküste. Von Boston bis Baltimore. Das alles hätte schon längst mir gehören sollen. Ich war zu langsam gewesen. Aber jetzt hatte ich die Unterstützung. Teufel, ich selbst war ein Teil der neuen Mode! Und dann kam die verdammte Bundesbehörde mit der verdammten Steuersache. Und ich sagte zu den anderen: ›Wenn ich wieder draußen bin, wird es mein Kuchen sein.‹ Und sie sagten: ›Eddie, dann bist du vierundsechzig Jahre alt. Fünfundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit.‹ Und ich sagte: ›Eddie Kapp wird man nicht vergessen. Ihr werdet Eddie Kapp nicht vergessen.‹ Sie sagten: ›Sicher nicht, aber dann wirst du ein alter Mann sein, Eddie. Wer soll dein Nachfolger werden?‹ Und ich sagte zu ihnen: ›Edith Kelly hat ein Kind von mir. Wenn ich herauskomme, ist der Junge erwachsen. Und er wird bei mir sein.‹ Ja, das sagte ich zu ihnen.« Er nickte fahrig und betrachtete sein leeres Glas. Ich winkte dem Kellner, der herbeikam und das Glas wegnahm.
    Kapp blickte ihm nach. Er sagte leise: »Glaubst du nicht, dass ihnen das etwas bedeutete? Familie. Ein Symbol, Junge, das bist du. Ein Symbol. Eddie Kapp bringt neues Blut. Eddie Kapp und sein Sohn. Deswegen wollen sie mich. Sie brauchen ein Symbol, das sie alle miteinander verknüpft.«
    »Als mein Vater nach New York kam, um mich abzuholen«, sagte ich, »muss ihn irgendjemand erkannt haben.«
    »Klar. Zweiundzwanzig Jahre lang kümmerte es keinen Menschen. Bevor ich ins Gefängnis kam, riet ich Will, New York zu verlassen und wegzubleiben und sein Leben lang nicht mehr zurückzukommen. Er wusste, dass ich es ernst meinte, und er befolgte meinen Rat. Er wusste nicht, warum, aber das brauchte er auch nicht zu wissen.«
    »Wusste er denn nicht, dass ich dein Sohn bin?«
    Kapp schüttelte lächelnd den Kopf. »Er wusste nur, dass er nicht dein Vater war.«
    Ich leerte mein Glas. Ich

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