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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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mit House of Lords eingedeckt, und gewöhnlich hatte er ein Glas in der Hand. Er rauchte die ganze Zeit Zigarren, und seine Stimme wurde krächzend. Er schien sich des Lebens zu freuen.
    Die Luft war warm, das Wasser hingegen kalt. Ich genoss es. Ich konnte nicht mehr so gut schwimmen wie früher, doch kam ich ganz gut zu Rande.
    Schwimmen wurde mir zur Routine. Jedes Mal, wenn ich ins Wasser ging, schwamm ich schnurstracks in den See hinaus, so weit ich konnte. Dann drehte ich mich auf den Rücken und ruhte aus, bis ich genügend Kraft zum Zurückschwimmen hatte. Manchmal spielte ich mit dem Gedanken, zu tauchen und nie mehr an die Oberfläche zu kommen; aber damit war es mir nicht ernst.
    Man sagt in der Armee: Zwei Drittel seines Lebens wartet der Soldat vergebens. Bei der Air Force ist es nicht anders. Als ich dabei war, schimpften wir deswegen immer. Bei Alarm raste man zum Lastwagen und saß im Nu auf, doch dann saß man dort und wartete zwei Stunden, bevor sich der Wagen in Bewegung setzte. Jetzt war mir zumute wie damals auf dem Lastwagen, nur mit dem Unterschied, dass mich nicht die Air Force warten ließ, sondern ich mich selbst.
    Ich wollte handeln. Aber ich wünschte mir das Ende nicht herbei. Wenn ich erst einmal gehandelt und meinen Vorsatz ausgeführt hatte, dann gab es für mich nichts mehr zu tun. Im See versinken – es spielte gar keine Rolle.
    Ich litt an Schlaflosigkeit. Neben dem Bett hatte ich immer eine Flasche House of Lords, die mir helfen sollte. Und das Licht brannte stets. Ich verbrachte viel Zeit damit, an die Decke zu starren. Ich hatte nichts von alldem gewollt. Was ich mir selbst antat, das war ebenso schlimm wie alles, was man mir angetan hatte. Aber ich konnte nicht umkehren. Der zwölfte Juli lag hinter mir, der letzte gute Tag, den ich erlebt hatte; und ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Ich musste vorwärtsgehen, in der Hoffnung, es gäbe am anderen Ende einen Weg hinaus.
    Gegen Ende der Woche kam Kapp zu mir und sagte: »Wir müssen in die Stadt und einige Sachen einkaufen. Es kommen Leute her. Vielleicht nächste Woche am Montag oder am Dienstag. Ich habe eine Liste gemacht.«
    Wir kauften Lebensmittel, sehr viel Bier und noch mehr House of Lords. Wir besorgten auch vier Feldbetten, billige Wolldecken und Kissen. Als wir zurückkamen, hörten wir das Telefon. Es klingelte das ganze Wochenende hindurch. Kapp zerkaute seine Zigarren zu Fetzen. Er lächelte jetzt die ganze Zeit wie ein Sieger. Selbst wenn er still saß, war er beschäftigt. Ich beneidete ihn.
    Am Samstag schlug das Wetter um. Ein kühler Nordwind kam plötzlich auf und rief auf dem grauen See stoßweisen Wellengang hervor. Wir schlossen die Fenster und schalteten in allen Zimmern die elektrischen Heizkörper an. Auf den Strohmatten lagen keine Vierecke von Sonnenlicht mehr. Am Himmel zogen die Wolken südwärts.
    Am Sonntag zog ich einen Pullover an und machte einen Spaziergang auf dem Feldweg. Es herrschte Stille. Unter den immergrünen Bäumen war der Boden braun. Ich stellte es mir angenehm vor, den Rest meines Lebens unter den Bäumen dahinzugehen. Ich wäre gern ein Indianer gewesen, in der Zeit, bevor die Weißen kamen.
    Das Telefon hatte bei meinem Weggang geklingelt, und das tat es auch wieder, als ich zurückkam. Ich trug einen Klappstuhl zur Anlegestelle hinunter, ließ mich dort nieder und blickte über den See. An diesem Abend hörte das Telefongeklingel auf.
    Montagnachmittag kam der Erste. Ich schenkte uns gerade in der Küche die Gläser frisch ein. Eine Autohupe ertönte kurz. Ich blickte an den Bäumen und der Hecke vorbei hangaufwärts und entdeckte die Seitenfenster des Wagens sowie ein Gesicht unter einer Chauffeurmütze. Ich sagte: »Da ist jemand gekommen.«
    Kapp ging um den Tisch herum und stellte sich neben mich. Er sagte: »Geh und sieh nach, wer es ist.«
    Ich lief die Treppe hinauf und ging durchs Tor zu dem Wagen hinüber. Es war ein perlgrauer Cadillac wie McArdles Leichenwagen. Drei Männer machten sich auf dem Rücksitz breit. Der Chauffeur war ganz schwarze Mütze mit einer dicken runden Nase. Er hielt beide Hände oben am Lenkrad und würdigte mich keines Blickes.
    Ich ging an ihm vorbei, bückte mich und äugte durchs Seitenfenster hinein. Der Mann in der Mitte sagte: »Wir wollen mit Eddie Kapp sprechen.«
    »Er will wissen, wer Sie sind«, erwiderte ich.
    »Nick Rovito.«
    Ich ging hinunter und gab Kapp Bescheid, worauf er »gut« sagte, hinauseilte, die Verandatür

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