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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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hob die Flasche und ließ sie wieder sinken. Während ich eine Zigarette hervorholte, sagte ich: »Immerhin gibt es ein Ziel, das sich lohnen würde. Auch wenn es in eine Sackgasse führt.«
    Er rutschte im Sessel hin und her. »Und welches Ziel wäre das?«
    »Irgendwo in New York gibt es einen Mann, der mit dem Finger zeigte und sagte: ›Nehmt Ray Kelly sein Zuhause weg.‹ Andere Männer führten die Tat aus, aber sie waren nur die Werkzeuge des Fingers. Ich kann diesen Finger abschneiden. Nicht weil er einen Pflegevater oder einen Halbbruder oder die Frau eines Halbbruders tötete, sondern weil er mir mein Zuhause nahm. Er hat mir keine Wahl gelassen, nur ein Ziel: ihn zu töten.«
    Er lachte nervös und antwortete: »Das läuft aufs Gleiche hinaus, Ray, nicht wahr?«
    »Den Mann töten, der das Ich tötete, das ich hätte sein können. Nicht ganz das Gleiche, Kapp.«
    Er leerte sein Glas und füllte es abermals. »Zum Teufel! Wie du es auch ausdrücken magst, du bist doch hinter denselben Leuten her wie ich. Es sind die Leute, die die Organisation in New York leiten. Dieselben Leute – verschiedene Gründe. Warum willst du sie allein bekämpfen?«
    »Weil es mein eigenes Ziel ist.«
    »Wir könnten uns zusammentun. Ich helfe dir, du hilfst mir.«
    »Prima. Wie heißt der Mann, dem der Zeigefinger gehört?«
    »Was?«
    »Wer hat den Befehl gegeben, Will Kelly zu töten?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du willst die Krone tragen, Kapp. Du musst wissen, wer sie jetzt trägt.«
    »Zum Donnerwetter, ja. Aber du hast keine Ahnung von einer solchen Organisation. Es kann einer von einem halben Dutzend Leute sein. Ich weiß nicht, welcher.«
    »Ich schlage dir einen fairen Handel vor, Kapp. Du gibst mir den Namen, ich gebe dir dafür zwei Wochen Zeit. Mehr wirst du wohl nicht brauchen. Die Leute, denen du Eindruck machen willst, werden mich zuerst sehen wollen, weiter nichts. Wenn du erst einmal organisiert bist, werden sie vor lauter Arbeit nicht mehr danach fragen, wo der Sohn steckt.«
    »Ist das dein Ernst? Du bleibst bei mir, bis alles so weit ist?«
    »Zwei Wochen. Bis … Den Wievielten haben wir heute? Donnerstag war der Fünfzehnte, also ist heute der Siebzehnte. Der September hat dreißig Tage. Also, am Samstag, dem ersten Oktober, verlasse ich dich.«
    »Aber du wirst so tun, als ob du mitmachen wolltest?«
    »Klar.«
    »Du bist mein Sohn und Erbe, nicht wahr? Für die anderen wird es so aussehen, als ob du den Thron einnehmen wirst, wenn ich ins Gras beiße, nicht wahr?«
    »Ich werde diese Rolle spielen. Du brauchst nichts anderes zu tun, als mir den Namen zu besorgen.«
    »Mache ich. Am ersten Oktober werde ich wissen, wer es war.«
    »Nein, so nicht, Kapp.«
    Er sprang auf und knallte das leere Glas auf die Kommode. »Verflucht und zugenäht, ich weiß wirklich nicht, wer es war! Du musst dich damit abfinden, Ray, ich weiß, dass es einer von ungefähr sechs oder sieben Leuten sein muss. Ich könnte dir einen dieser Namen nennen, und du würdest es schlucken. Aber ich weiß nicht mit Sicherheit, wer es ist, und ich will diese Sache ehrlich erledigen. Ich will ja, dass du losballerst! Für mich wäre das sehr günstig. Verstehst du, was ich meine?«
    »Also gut.«
    »Ich werde herausfinden, wer es war. Ich werde ihn dir ganz bestimmt nennen können, bevor du mich verlässt. Darauf gebe ich dir mein Ehrenwort.«
    »Also gut.«
    »Meine Hand drauf!«
    Ich drückte ihm die Hand. Nachdem er gegangen war, trank ich die zweite Flasche aus.

19
     
    Am Montagnachmittag verließen wir Plattsburg. Am Freitag davor hatte Kapp von verschiedenen Banken in New York und Jersey City große Beträge auf eine Bank in Plattsburg überweisen lassen und das ganze Geld in bar abgehoben. Am Montag gingen wir zu dem Händler, der die Marken Cadillac, Oldsmobile und Buick vertrat, und Kapp kaufte den Cadillac im Schaufenster gegen Barzahlung. Ich musste fahren, weil er keinen Führerschein besaß. Ich gewöhnte mich immer mehr daran, nur mit dem linken Auge perspektivisch zu sehen. Und nach einer Weile fand ich eine Möglichkeit, den Gashebel mit dem rechten Fuß bequem zu bedienen, sodass es nicht allzu schlimm war.
    Wir fuhren direkt nach Süden zum Lake George, wo Kapp am östlichen Ufer ein Haus mietete. Im Süden und im Westen war alles zugebaut worden, und das gefiel ihm nicht, wie er erklärte. Im Nordosten hatte sich die Gegend jedoch nicht sehr verändert.
    Das große weiße Haus stand im Grünen an einem steilen

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