Mafiatod
Hang, der sich bis zum Ufer des Sees hinzog. An der Rückseite des Hauses führte ein Feldweg an den Sommerhäusern vorbei. Daneben war ein Platz gerodet, auf dem zwei Wagen parken konnten. Wir stiegen aus dem Cadillac und überquerten die Radfurchen der Straße zu der Hecke, die dieses Grundstück abgrenzte. In der Hecke war ein Tor mit einem großen Briefkasten. Auf der einen Seite des Briefkastens stand der Name REED . Wir hatten das Haus durch einen Makler gemietet, der den Besitz der Familie Reed verwaltete, wenn sie sich hier nicht aufhielt. Die weit auseinanderliegenden Sommerhäuser am Hang zwischen der Straße und dem See waren jetzt unbewohnt. Außer uns gab es hier keine Seele.
Wir öffneten das Tor in der Hecke und stiegen zwölf Holzstufen hinunter. Auf dieser Seite sah das Haus klein aus. Man hatte nur ein Stockwerk vor sich und eine Veranda, auf der sich Bier- und Limonadekisten an der Wand türmten. Aber dies war das oberste Stockwerk von drei Etagen; die beiden anderen lagen darunter auf der Hangseite.
Drinnen gab es drei große Zimmer, alle mit Strohmatten, Bambus- oder Rattanmöbeln und vielen dunkelroten Kissen. Der Fußboden glänzte wohlgepflegt unter den breiten Bogen, welche die Räume miteinander verbanden. Es war auch eine Küche da, weiß und glänzend wie ein Operationssaal für Zwerge; am Fenster hatte man die leeren Bierkisten auf der Veranda vor sich. In der Mitte des Stockwerks war eine ovale Balustrade; hier führte eine Treppe mit schwarzen Gummiläufern zum mittleren Stockwerk hinunter, das vier Schlafzimmer aufwies, alle in Nussbaum und mit grünen Vorhängen an den kleinen Fenstern. Die Fenster lagen vorn und seitlich. Eine Tür öffnete sich auf einen Weg, der von der Straße zum See hinunterlief. Hier wurde die Treppe zum untersten Stockwerk von einer Tür aus gebeiztem knorrigem Tannenholz verdeckt. Zuunterst waren Vorratsräume, ein Bootshaus und noch eine überdachte Veranda. Von dieser Veranda führte ein Anlegesteg neben dem Bootshaus ins Wasser. An drei Seiten war das Haus von Bäumen umgeben; auf der vierten Seite lag das Seeufer nur wenige Schritt entfernt.
Wir zogen ein und stellten fest, dass das Telefon außer Betrieb war; aber es war zu spät, an diesem Tag noch etwas zu unternehmen. Am folgenden Morgen fuhren wir um den See herum in die Stadt, wo wir die Telefongesellschaft baten, die Nummer anzuschließen. Da es über Nacht noch einmal sommerlich warm geworden war, kaufte ich mir Badezeug. Dann kehrten wir zum Haus zurück.
Unterwegs sprachen wir nicht viel miteinander. Kapp war von seinen Plänen erfüllt. Ich begann schon, die Geduld zu verlieren. Es war das Gleiche wie bei der Bandaufnahme für Beeworthy, nur hatte das damals nicht länger als eine halbe Stunde gedauert, und diesmal sollten es zwei Wochen sein. Ich war nicht sicher, ob ich es so lange aushalten würde. Eigentlich hielt mich nur die Erkenntnis bei der Stange, dass es bestimmt noch länger als zwei Wochen dauern würde, den gewünschten Namen zu erfahren, wenn ich mich auf eigene Faust in New York herumtriebe. Zu Bill hatte ich gesagt, dass ich keinen Krieg wie im Pazifik führen wolle. Ich lehnte die Inselchen-Methode noch immer ab.
In dem Schlafzimmer, das ich mir ausgesucht hatte, war an der Schranktür vorn ein großer Spiegel. Darin betrachtete ich mich, als ich nachmittags die Badehose anzog. Seit dem Unfall waren zweieinhalb Monate vergangen, und zum ersten Mal sah ich mich in voller Körpergröße.
Beide Schienbeine wiesen kreuz und quer Narben bis zu den Knöcheln auf. Das rechte Fußgelenk wirkte formlos, denn es fehlten ihm zwei Knochen, und die Ärzte hatten es ein wenig umgemodelt. Es war zu dünn und zu glatt. Es sah eher wie das Verbindungsstück einer Röhre als wie ein Körperteil aus. Auch am rechten Knie, am Bauch und an der rechten Schulter hatte ich Narben.
Ich machte die Schranktür ganz auf, sodass der Spiegel zur Wand stand. So ließ ich ihn von nun an. Dann ging ich schwimmen.
Das warme Wetter hielt sich während der ersten Woche. Ich schwamm viel, stets allein. Kapp verbrachte die meiste Zeit am Telefon. Er führte lange Ferngespräche mit New York, Miami, East St. Louis und anderen Städten. Nach den ersten zwei Tagen erhielt er Rückrufe. Er zwinkerte mir lächelnd zu, wenn er mich sah; aber wir sprachen nicht viel. Ich wusste nicht, was er trieb, und es kümmerte mich auch nicht. Und er war so beschäftigt, dass er zum Plaudern keine Zeit fand.
Wir hatten uns
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