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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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gewähren vielleicht ihre Hilfe, um irgendwo eine andere Gegend auszubügeln. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja.« Ich nahm den Aschenbecher von meiner Brust und richtete mich auf.
    »Eine weitere Fraktion heute Abend ist von einem anderen Schlag, das sind die Unabhängigen. New York ist ein großer Kuchen. Dort arbeiten mitten in der Stadt Unabhängige, die sich um die Organisation nicht kümmern und ihr nichts abgeben. Buchmacher in irgendeinem Viertel. Ein bisschen Gewerkschafterei. Die stecken in stillen Winkeln von Brooklyn und Queens. Das sind Kleinformatanführer. Sie möchten der Organisation beitreten, wenn Nick, die Irvings und ich die Leitung übernehmen.«
    »Ja.«
    »Die halbe Organisation haben wir schon beisammen. Wir müssen uns nur noch die andere Hälfte pflücken. Wie man einen Pfirsich pflückt.« Er lachte. »Verstehst du, was ich meine? Wie man einen Pfirsich pflückt.«
    Über unseren Köpfen gingen Schritte hin und her. Kapp blickte zur Decke empor. »Ich muss hinauf«, sagte er. »Du kommst, sobald du kannst.«
    »Ja.«
    Er machte die Tür auf. Er sah zu mir zurück, schloss die Tür wieder und sagte: »Ärgert dich irgendetwas, Junge?«
    »Nichts Besonderes.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte mich an. »Du bist schon ein sturer Hund.«
    »Ich bin der starke, schweigsame Typ.«
    Seine Augen weiteten sich. »Bist du noch böse, weil man dir einen Streich gespielt hat?«
    »Nein.« Ich schwang die Beine über den Bettrand. »Zum Teufel damit. Ich bin überhaupt nicht böse.« Ich setzte den Aschenbecher auf die Kommode und holte Smittys Revolver heraus. Er war wieder geladen. Der Lauf fühlte sich kalt an.
    »Wirf dich in Schale«, ermahnte mich Kapp.
    »Ja, ja.«
    »So ein sturer Hund.« Lächelnd und kopfschüttelnd ging er hinaus.
    Ich zog einen dunkelgrauen Anzug, hellgraue Krawatte und schwarze Schuhe an. Steifer Hemdkragen. Ich steckte Smittys Revolver auf der linken Seite in meinen Gürtel, den Kolben nach vorn. Dann ging ich hinauf.
    Die achtunddreißig waren schon da. Der Durchgang zwischen den beiden Zimmern war breit, fast so breit wie die Räume. Die Stühle standen zwanglos, aber doch so angeordnet, dass jeder die anderen sehen konnte und keiner einem anderen den Rücken kehrte. Die Pokerspieler hatten die Karten weggelegt. Männer in gut geschnittenen Anzügen drückten einander mit breitem Lächeln die Hand. Drei Chauffeure betätigten sich als Kellner; sie brachten Bier oder House of Lords aus der Küche herbei. Alle achtunddreißig redeten. Die meisten rauchten Zigarren, die übrigen Zigaretten. Ich zündete mir eine Zigarette an und ging an der Wand entlang zu Kapp. Er stand mit Rovito und einem kleinen Glatzkopf zusammen, der eine große Nase hatte.
    Kapp legte mir den Arm um die Schultern und sagte: »Nick kennst du ja schon.«
    »Klar.«
    Wir nickten einander zu, und Rovito lächelte als Erster.
    Kapp wies mit der Zigarre auf den anderen Mann. »Und das ist …«
    »Little Irving Stein«, fiel ich ein. Ich nickte ihm zu. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Sie wissen, wer ich bin? Na ja, warum auch nicht?« Er stieß Kapp mit dem Ellenbogen an. »Erzählte ich dir das schon? Ich habe ein Mädchen angestellt, das nichts anderes tut als Bücher lesen, um herauszufinden, in welchen Little Irving vorkommt. Die Umschläge hänge ich in meinem Wohnzimmer an die Wand. Größtenteils sind es Taschenbücher. Die halbe Wand habe ich schon voll. Glaubst du etwa, man hätte uns vergessen? Niemand hat uns vergessen, lass dir da nichts weismachen. Sie sind immer noch dankbar, Eddie, sie haben immer noch eine Schwäche für die selbstlosen Strolche, die sie in all den trockenen Jahren mit Alkohol versorgten. Habe ich nicht recht, Nick?«
    Nick lächelte und bemühte sich, auf Little Irving nicht von oben herabzusehen.
    Kapp sagte: »Na, fangen wir an.« Er drehte sich um, legte seine Zigarre auf den Rand eines Aschenbechers, machte wieder kehrt und klatschte in die Hände. »Achtung!«, rief er. »Achtung!«
    Es wurde still.
    »Wollen wir uns nicht alle setzen?«
    Es war genau wie bei jeder beliebigen Versammlung. Stühle wurden gerückt, Gespräche abgebrochen. Dann hörte man das letzte Husten, danach herrschte vollständige Stille.
    Fünf von uns standen, die übrigen fünfunddreißig saßen. Kapp lehnte am Türpfosten zwischen den beiden Räumen. Er verschränkte die Arme, und seine Zigarre zeigte zur Decke empor. Ich stand rechts von ihm, nur einen halben Schritt zurück.

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