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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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verkünden. Wie Irving Baumheiler wünschte sie eine stille Abwicklung; es hatte keinen Sinn, die Bevölkerung zu beunruhigen.
    Am Samstagmorgen berichteten die Zeitungen, ohne es zu wissen, von den Ergebnissen einer größeren Schlacht am vergangenen Abend. Sowohl die Daily News als auch der Mirror und die Herald Tribune brachten eine Nachricht über den Brand des Sportklubs in Brooklyn. Die Herald Tribüne und die Times erwähnten die Boiler-Explosion, die sich in einem Nachtklub an der East Side eine halbe Stunde nach Lokalschluss zugetragen hatte. Zwei weitere Teilnehmer der Versammlung am Lake George erlitten einen tödlichen Unfall, der eine in seiner Wohnung, der andere in seinem Wagen. Alles in allem hatte ich elf Zeitungsausschnitte, die von der Schlacht berichteten, aber alle diese Vorfälle fand man so unwichtig, dass sie nicht von allen vier Morgenzeitungen erwähnt wurden.
    Als ich Johnson um drei Uhr anrief, klang er nervös. »Worauf haben Sie mich da eigentlich angesetzt, Kelly?«
    »Wieso? Was ist passiert?«
    »Nichts. Ich steckte meine Nase hinein und zog sie gleich wieder heraus. Es tut sich etwas.«
    »Weiß ich.«
    »Sie hätten mich wenigstens warnen können.«
    »Das habe ich ja getan. Ich riet Ihnen, vorsichtig zu sein.«
    »Tun Sie mir bitte einen Gefallen. Rufen Sie mich nicht mehr an. Ja?«
    »Abgemacht!«
    »Was auch los sein mag, ich will nichts damit zu tun haben. Ich will überhaupt nichts davon wissen.«
    »Schon gut, Johnson, ich verstehe Sie. Ich werde Sie nicht mehr belästigen.«
    »Ich würde Ihnen gern helfen«, sagte er, und jetzt klang seine Stimme abbittend. »Aber das liegt wirklich nicht auf meiner Linie.«
    »Das sagten Sie schon.«
    »Es trifft immer noch zu. Ich bin besonders spezialisiert auf Ehescheidungen.«
    »Mit anderen Worten, Sie wissen nicht, wo Ganolese steckt.«
    »Ich habe seine beiden Adressen. Eine Wohnung hier in der Stadt und ein Haus draußen auf Long Island. Aber er hält sich weder hier noch dort auf. Und was auch los sein mag, es scheint mir nicht der geeignete Zeitpunkt zu sein, sich nach seinem Aufenthaltsort zu erkundigen.«
    »Schon gut.«
    »Es tut mir leid. Ich habe getan, was in meinen Kräften steht.«
    »Ich weiß. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Diese Angelegenheit dürfte keinem liegen.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, zündete ich mir eine Zigarette an und beschloss, die Sache anders anzupacken. Ich sah im Telefonbuch nach und stellte fest, dass William Cheevers Anwaltskanzlei drinstand, aber seine Privatwohnung nicht. Am Samstagnachmittag war er dort natürlich nicht anzutreffen.
    Es war ein langes Wochenende.

24
     
    Cheevers Kanzlei lag am Rande von Harlem an der West 111th Street. Am Montagmorgen fuhr ich mit der U-Bahn dorthin.
    Ich stieg an der 110th Street aus, am nordwestlichen Zipfel vom Central Park, und ging in nördlicher Richtung zu Fuß ins Schwarzengetto. Ich hatte meinen Regenmantel an, der so weit war, dass die Ausbuchtung von Smittys Revolver unter meinem Gürtel nicht zu sehen war. Am helllichten Tag schenkte mir niemand nähere Aufmerksamkeit.
    Das Haus hatte acht Stockwerke. Ein großes Schallplattengeschäft veredelte das Erdgeschoss. Das restliche Gebäude, das aus uralten Ziegelsteinen und staubigen Fenstern bestand, saß über all dem fröhlichen Chrom und Glas wie eine riesige Warze.
    Der Eingang, den ich suchte, lag links, sozusagen unter der Achsel des Plattengeschäfts. Ich stieg drei schmale Treppen hinauf, wobei mir jedes Mal eine nackte Fünfundzwanzig-Watt-Birne entgegenstarrte.
    William Cheevers Name stand als Unterster der vier Namen auf der Milchglasscheibe der Tür. Es war keine Anwaltsfirma, sondern so eine Bürogemeinschaft, wie sie von erfolglosen Selbstständigen gebildet wird, um Miete, Empfangsdame und Erfolglosigkeit zu teilen.
    Die Empfangsdame war so hellhäutig, wie eine Farbige es nur sein kann. Sie hatte ihre Haare gnadenlos geglättet und sie dann in Ringellöckchen gelegt. Sie trug eine hoch geschlossene Spitzenbluse, die eigentlich für ein flachbrüstiges weißes Mädchen gedacht war und für die sie viel zu üppig war. Der erste Gedanke, der mir bei ihrem Anblick kam, war: Nicht kochfest – läuft ein?
    Sie lächelte mich an und klappte einen schmalen Band von Langston Hughes zu; mit einem Finger hielt sie die Stelle fest. »Womit kann ich Ihnen dienen?« Ihrem Akzent nach stammte sie vermutlich aus Jamaika.
    »Ich möchte zu William Cheever«, sagte ich. Hoffentlich hatten

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