Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
Vom Netzwerk:
fühlte mich um zehn Kilo leichter. Das Hotelzimmer war mir verhasst geworden. Ich schraubte die Flasche Old Mr. Boston wieder zu und rief Ed Johnson an. Nachdem ich mich gemeldet hatte, sagte er: »Ich habe mich schon gefragt, was aus Ihnen geworden ist. Es ist jetzt fast ein Monat vergangen.«
    »Hat man Ihnen noch weitere Fragen über mich gestellt?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, Gott sei Dank. Nur das eine Mal. Danach wurde ich drei Tage lang beschattet. Der Kerl war lausig, aber ich hielt es für verkehrt, ihn abzuschütteln. Seit er verschwunden ist, war nichts mehr los.«
    »Gut. Ich habe einen Auftrag für Sie, wenn Sie wollen. Kann ich mich auf Sie verlassen?«
    »Wenn Sie glauben, dass Sie sich auf meine Antwort verlassen können, sind Sie ohnehin der Ansicht, sich auf mich verlassen zu können.«
    »Schön. Ich brauche die Adresse eines Mannes. Ich möchte wissen, wo ich ihn mit Sicherheit finden kann.«
    »Handelt es sich um die Nummer eins, oder sind Sie immer noch auf der Suche?«
    »Wenn ich Ihnen nichts sage, können Sie auch nichts weitererzählen.«
    »Na ja, ich bin nicht sehr tapfer«, gab er zurück. »Ich werde zu schlecht bezahlt, um tapfer zu sein. Wie lautet der Name?«
    »Ed Ganolese.« Ich buchstabierte ihm den Namen. »Was für eine Abkürzung Ed ist, weiß ich nicht.«
    »In Ordnung. Ist er auch bestimmt in New York?«
    »Irgendwo hier in der Gegend. Vielleicht pendelt er hin und her.«
    »Warten Sie einen Augenblick, dieser Name ist mir irgendwo schon untergekommen.«
    »Er gehört zu den Leuten, die das hiesige Syndikat leiten.«
    »Ach. Also … Ich bin nicht sicher. Ich kann nichts versprechen.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich muss aufpassen, wen ich frage.«
    »Noch mehr als das vorige Mal.«
    »Ich weiß, wer es damals war. Ich wünschte, ich hätte den Mumm, deswegen etwas zu unternehmen. Wo erreiche ich Sie?«
    »Ich rufe Sie am Samstag an. Um drei Uhr nachmittags in Ihrem Büro.«
    »Ich nehme es Ihnen nicht übel«, sagte er. »So etwas liegt nicht auf meiner Linie.«
    »Dann bringen Sie sich deswegen nicht um. Ich rufe Sie also am Samstag an.«
    Danach ging ich aus und kaufte eine Schere. Nach der Rückkehr ins Hotel schnitt ich die Kriegsnachrichten aus.

23
     
    Die Abendzeitungen brachten noch mehr. In einem Apartmenthotel in der Nähe der 8th Avenue mitten an der »Hurenparade« war ein Boiler explodiert. Der Besitzer eines Schnapsladens war bei einem versuchten Raubüberfall erschossen worden, wie es in der Zeitung hieß; allerdings hatte der »Räuber« nichts gestohlen, und man nahm an, dass er nach dem Abfeuern von vier tödlichen Schüssen aus Angst vor Entdeckung geflohen war. Noch ein tödlicher Autounfall, diesmal in Jackson Heights; der Fahrer, der in seinem neuen Bonneville Pontiac allein gewesen war, wurde von der Zeitung als »arbeitslos« bezeichnet.
    Der Coup dauerte noch keine vierundzwanzig Stunden. Ich hatte sieben Zeitungsausschnitte. Jeder einzelne Vorfall wurde ganz undramatisch geschildert. Ein Außenseiter, der diese vereinzelten Nachrichten von der Front las, hätte niemals vermutet, dass sich hier eine Revolution vollzog.
    Die meisten Ereignisse kamen wohl überhaupt nicht in die Zeitung. Bestimmt waren in den letzten vierundzwanzig Stunden Menschen verschwunden, von denen man nie mehr etwas hören würde; aber niemand alarmierte die Polizei, um sie zu suchen. Andere, die behaupteten, die Treppe hinuntergefallen zu sein, wurden ins Krankenhaus eingeliefert, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfuhr. Ladenbesitzer betrachteten düster zertrümmerte Schaufenster und verwüstete Ware, ohne die Polizei zu rufen oder die Versicherungsgesellschaft zu benachrichtigen.
    Am Donnerstagabend wanderte ich fünf Stunden lang in Manhattan umher. Ich vermied die Innenstadt und den Central Park; die meiste Zeit verbrachte ich zwischen 50th und 100th Street, auf dem Broadway und in der Nähe. Ich hatte kein Ziel. Ich musste einfach Energie verbrauchen. Spuren des Kampfes sah ich nicht.
    Am Freitagmorgen konnte ich meiner Sammlung drei Ausschnitte hinzufügen, am Abend weitere fünf. Darunter war ein Mann aus dem Riverdale in der Bronx, der sich beim Sturz auf der Treppe in seinem Hause das Genick gebrochen hatte. Seinen Namen kannte ich. Es war einer der Männer, die der Zusammenkunft am Lake George beigewohnt hatten. Die jetzigen Besitzer schlugen also zurück.
    Die Polizei musste wissen, was da vor sich ging. Aber sie war wohl nicht erpicht darauf, es laut zu

Weitere Kostenlose Bücher