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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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ruhen. Schwach, verbraucht und bedeutungslos. Verloren, zerbrochen und ohnmächtig.
    Schließlich wurde ich wütend auf mich selbst. Ich hob den Kopf, funkelte das weiß gemalte G an und flüsterte in sinnlosem Zorn alberne Beleidigungen gegen mich. Nach einer Weile langweilte mich auch das; und ich saß einfach dort, jetzt mit ausgestreckten Beinen, sah die Müllsäcke an und ließ meinen Kopf tun, was er wollte.
    So blieb ich ungefähr zwei Stunden sitzen. Als ich aufstand, war mein Rücken steif, aber ich hatte mir meine Rolle zurechtgelegt. Ich hatte mir eine Daseinsberechtigung zusammengezimmert. Ich war ein schwaches und unwürdiges Gefäß, aber ich wollte William Cheever und dem anderen das Leben nehmen.
    Wenn ich stark und tüchtig gewesen wäre, hätte ich sie in kalter Wut und leidenschaftslosem Zorn töten können. Stattdessen musste ich sie auf billige Weise töten; ich musste sie einfach nur töten, weil das von mir erwartet wurde.
    Hintertüren haben ein einfaches Schloss. Eine Nagelfeile zwischen Tür und Pfosten tat ihr Werk ebenso gut wie ein Schlüssel im Schloss. Leise machte ich die Tür auf und betrat die Küche. Dahinter waren einige Zimmer; ich hörte Stimmengemurmel.
    Ich durchquerte ein leeres Schlafzimmer, dessen Tür angelehnt war. Durch den Spalt sah ich ihn im Wohnzimmer telefonieren. Da ich nur einen schmalen Streifen des Raumes sehen konnte, ließ sich nicht erkennen, ob er allein war.
    Er schimpfte die Empfangsdame aus, weil sie das Geheimnis seines Wohnorts verraten hatte. Sein Gesicht war schutzlos, voller Sorgenfalten und grau.
    Es brachte ihn auf, dass er das Mädchen nicht wissen lassen durfte, wie sehr er sich aufregte. Es bereitete ihm große Mühe, sich zu beherrschen und seine Stimme zu dämpfen. Er rettete sich in beißenden Sarkasmus und grausame Nachahmung ihres Akzents. Schließlich sagte er: »Nein, er ist noch nicht hergekommen. Wie lange ist es her, dass er dort war? – Das war ja schon vor zwei Stunden. Sie hätten mich benachrichtigen sollen, Goldkind, anstatt auf meinen Anruf zu warten. – Mein Schatz, ich habe überhaupt keine weißen Mandanten, das sollten Sie wissen. Wann haben Sie das letzte Mal einen Weißen in der Kanzlei gesehen? Ach, was soll’s, wozu mit Ihnen Zeit verschwenden? Außerdem wird es Zeit, dass Sie mit Benny Partridge auf seinem Sofa Mittagspause machen. Nicht wahr? – Was glauben Sie denn, was ich meine, Dummchen?«
    Er hörte noch ein paar Sekunden zu, dann knallte er den Hörer auf die Gabel und sah sich verzweifelt um. An der Art, wie er die Augen rollen ließ, erkannte ich, dass er allein war. Ich griff unter Regenmantel und Jackett und zog Smittys Revolver hervor.
    Cheever nahm wieder den Hörer zur Hand und wählte hektisch. Ich zählte zehn Ziffern; er wollte also ein Ferngespräch führen. Er nannte der Telefonistin seine eigene Nummer, und während er wartete, kramte er mit einer Hand eine Zigarette aus dem Viceroy-Päckchen heraus. Unvermittelt ließ er das Päckchen sinken und sagte rasch in die Muschel: »Ich muss mit Ed sprechen. Hier Willy Cheever. – Ja, natürlich bleibe ich am Apparat.«
    Es gelang ihm, die Zigarette herauszubekommen und anzuzünden, bevor er wieder sprechen musste. Dann sagte er: »Ed? Hier Willy Cheever. Heute früh kam jemand in mein Büro und fragte nach mir. – Na ja, die Sache ist die, dass die dumme Gans im Büro ihm meine Adresse gegeben hat. – Ich bin jetzt zu Hause. Ich will hinkommen, Ed. Wenn ich nur zwei Tage auf der Farm bleiben könnte. – Nur zwei Tage. Ed, bis – Ed, um Himmels willen, sie hat ihm gesagt, wo ich wohne! – Ich wüsste sonst keinen Ort. – Ed, ich habe dich noch nie um einen Gefallen gebeten. Ich – Ed! Ed!«
    Er drückte mehrmals auf die Gabel. Ich betrat das Wohnzimmer und sagte: »Er hat das Gespräch abgebrochen, Willy.«
    Sein Kopf fuhr herum, und er starrte mich an. Er rührte sich nicht. Ich hielt Smittys Revolver in der rechten Hand. Ich ging zu ihm hinüber, nahm ihm den Hörer weg und legte ihn auf die Gabel. Dann trat ich einen Schritt zurück und sagte: »Sie sollten Ihre Zigarette aufheben. Sonst brennt sie ein Loch in den Teppich.«
    Er hob sie auf, wobei er sich wie ein Roboter bewegte, und legte sie in den Aschenbecher neben dem Telefon. Dort glomm sie weiter, während er den Revolver anstarrte.
    Ich sagte: »Ganolese hat Ihnen den Laufpass gegeben. Er hat zu viele Sorgen, und Sie sind nur ein billiger Winkeladvokat aus Harlem. Er kann Sie leicht

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