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Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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verrichtet, aber das hatten noch etwa zweitausend andere im Warenhaus getan, und ihm mußte es wohl an dem gewissen Etwas gefehlt haben, das zur Beförderung nun einmal notwendig war. Und endlich dachte er über sich selbst nach.
    Er war ein intelligenter, vielbelesener – er beschränkte sich nicht etwa nur auf Science Fiction, obgleich er sie bevorzugte – und im wesentlichen fauler Mensch. Seine wenigen Freunde billigten ihm eine hohe Intelligenz zu und erwähnten, da sie seine Freunde waren, seine Faulheit mit keinem Wort. Aber andere fragten ihn geradewegs, warum er denn keinen besseren Posten hätte, wenn er so intelligent wäre. Tully hatte sich diese Frage oft selbst gestellt, ohne je eine zufriedenstellende Antwort darauf gefunden zu haben. Anscheinend gab es keinen Posten, der eine ruhige und leichte Hand erforderte, kombiniert mit genauer, aber nicht spezieller Beherrschung solcher weitläufiger Themen wie der Evolution des Kosmos, der Geschichte des Römischen Reichs, der neuesten Erkenntnisse über die Psychologie der Würmer und ähnlicher abwegiger Objekte. Im übrigen aber gab ihm seine jetzige Stellung viel Zeit zum Lesen und Nachdenken und dabei noch eine gewisse Sicherheit, so daß er keinen wirklichen Anlaß zur Klage hatte. Tully erkannte jetzt, daß ihm seine Arbeit hinter dem Ladentisch keine Freude bereitet hatte. Die Bezahlung war niedriger gewesen, obgleich die Chancen zur Beförderung erheblich günstiger gelegen hatten. Aber im Grunde genommen war es auch nicht mehr als eine Chance gewesen, und da sich sein literarisches Interesse auch über die Theorie der Wahrscheinlichkeit erstreckte, hatte er sich nach reiflichem Überlegen für die Arbeit entschieden, die gut bezahlt, aber ohne Aufstiegs- und Verbesserungsmöglichkeiten war – er hatte den Nachtdienst gewählt.
    Seine Uhr zeigte auf acht Uhr dreißig. Er war gerade mit dem dritten Stockwerk fertig und ging von dem hellerleuchteten Treppenaufgang zur Hinterstiege. Je mehr er sich dem hinteren Gang näherte, um so dunkler wurde es um ihn. Die Gegenstände warfen lange Schatten und wurden dann allmählich selbst konturenlos und grau. Der größte Teil des Raums schien sich im Dunkel aufzulösen, als hätte Gott selbst alle Lichter ausgelöscht. Tully liebte diese Art Gedanken, und er griff sie jedesmal auf, wenn er andere Dinge vergessen wollte.
    Und es mißfiel ihm, daran zu denken, daß er ein hochintelligenter, wohlbelesener Versager war ...
    Auf dem Weg zum vierten Stockwerk überprüfte er seinen Faden. Er war unberührt. Der Anblick des dünnen schwarzen Fadens, der im hellen Lichtschein seiner Taschenlampe staubig weiß wirkte, ließ ihn wieder an die seltsame Geschichte mit den Puppen denken, und sofort verbesserte sich seine Laune. Ihm war eine Aufgabe gestellt worden, die, wie er glaubte, ein gewöhnlicher Nachtwächter auf gar keinen Fall lösen konnte. Mr. Steele hatte das auch durchblicken lassen, obgleich es immer hin auch möglich war, daß er sich nur über Tullys literarischen Geschmack lustig machen wollte. Diese Puppen-Angelegenheit war eine Herausforderung, und Tully hatte das Gefühl, daß es für ihn wichtig war, sie befriedigend zu lösen; denn dann würde er von sich selbst nicht mehr so geringschätzig denken müssen.
    Tully verbrachte diesmal längere Zeit auf dem vierten Stock, besonders in Mr. Steeles Büro. Der Grund dafür war, daß er sich die verunstaltete Puppe noch einmal genauer ansehen wollte. Er fand sie im Papierkorb. Er angelte sie heraus und legte sie auf Mr. Steeles Schreibunterlage. Dann schaltete er die Tischlampe ein und ließ sich mit einer Art innerem Zögern, das er sich nicht erklären konnte, in Mr. Steeles Sessel nieder.
    Seine zweite Untersuchung der Puppe machte ihn auf etwas Neues aufmerksam. Zwar war es noch immer eine einäugige, einbeinige und armlose Puppe mit nur noch wenigen Haaren. Aber dann fiel ihm auf, daß die Haare vielleicht nur zufällig aus gerissen waren, und zwar bei dem Bemühen ungeschickter Finger, einzelne dünne Zöpfe daraus zu flechten. Tully grunzte; diese Feststellung schien ihm nicht viel weiterzuhelfen. Fast automatisch hob er die Puppe hoch und roch daran.
    Ein schwacher, kaum wahrnehmbarer pfefferminzartiger Geruch stieg ihm entgegen.
    Plötzlich ungeduldig geworden, warf Tully die Puppe zurück in den Papierkorb. Bildete er sich das nur ein oder war seine Nase durch die ständige Alarmbereitschaft überanstrengt? Es war albern, anzunehmen, daß

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