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Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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wärmer und sicherer – wie Kinder in ihren Betten.
    Nach und nach änderten sich ihre Gefühle ihm gegenüber – sie wurden weicher. Er war diejenige Person, die sie wusch sie fütterte und die warmen Decken um sie legte. Wenn er diese Dinge für sie tat, selbst wenn er nur den Raum durchquerte, folgten sie ihm mit den Blicken ein wenig ängstlich, aber vertrauensvoll. Selbst Ramsey ertappte er dabei.
    Aber ihr Vertrauen war fehl am Platz, hämmerte sich Herdman immer wieder ein; denn er machte wenig Fortschritte, sich an Ramseys Schiff zu gewöhnen. Und er verspürte furchtbaren, quälenden Hunger. Als ihm die Aufgabe der Rationsverteilung zufiel, weil der Arzt zu schwach geworden war – schwach an Fleisch und Geist, wie er sich ausdrückte –, strengte ihn das mehr an als alles andere. Er mußte sich zwingen, der Versuchung zu widerstehen, seine eigenen Rationen nicht zu vergrößern.
    Aber die Passagiere benahmen sich nicht immer wie unterwürfige Kinder. Einmal, als Herdman nicht im Raum war, machte sich Wallace von seiner Koje los und verdarb sich gründlich den Magen, indem er von den Pflanzen aß, die zur Sauerstofferneuerung der Luft angepflanzt waren.
    Ein anderes Mal redete Brett mit flüsternder, eindringlicher Stimme auf ihn ein, als er ihm vom Tank zurück ins Bett half. Er machte ihm einen Vorschlag, wie man sich des zu hohen Gewichts im Schiff entledigen konnte und gleichzeitig mehr zu essen hatte. Er verfolgte ernsthaft den Gedanken, einen von den anderen zu schlachten und die ungenießbaren Teile über Bord zu werfen. Im Augenblick sah es so aus, als würden sie alle, außer Herdman, verhungern; auf diesem Wege aber würden wenigstens drei mit Sicherheit überleben. Brett kümmerte es nicht wer das Opfer sein würde. Sich selbst schloß er natürlich aus, weil die Idee von ihm gekommen war.
    Herdman erzählte den Vorfall Forsythe. Der zog die Lippen zurück, was anscheinend ein Lächeln darstellen sollte. Schwach erwiderte er: »Erstaunlich, daß dieser Vorschlag nicht schon früher gemacht wurde. Unter diesen Umständen war er zu erwarten. Verstehe nicht, warum Sie so ... ärgerlich darüber sind.«
    »Ich bin wütend«, fuhr Herdman auf, »weil mir diese Vorstellung das Wasser im Mund zusammenfließen ließ.«
    »Oh«, machte Forsythe.
    Wenig später bemerkte er: »Jemand, der über diese Dinge spricht, ist selten dazu fähig, sie wirklich auszuführen.«
    Seine Stimme klang nicht sonderlich überzeugend.
    Nach vierzehn Wochen war die Erde nur mehr ein winziges blaues Juwel; der Mars jedoch hing wie eine pralle Orange vor ihnen, die vom vielen Anfassen schon ein wenig beschmutzt worden war. Die Passagiere und Ramsey waren jetzt unbeschreiblich abgezehrt. Sie sprachen nicht, sondern hingen mit großen, ausgehöhlten Augen an Herdman, wenn er durch den Raum ging. Die Gesichter, die aus den Decken hervorragten, Gesichter wie Totenschädel mit Haut und Haaren, waren kaum noch voneinander zu unterscheiden. Herdman war medizinisch nicht sehr gebildet, und unter den gegebenen Umständen konnte er auch schlecht den Arzt fragen – aber er bezweifelte stark, daß sie noch zwei weitere Wochen durchstehen konnten.
    Er hätte ihnen gern von seiner eigenen Ration etwas abgegeben, aber er war selbst sehr mager geworden, und als er sich vor ein paar Tagen einmal schnell umgedreht hatte, war ihm schwindlig geworden. Dann wiederum fragte er sich, ob es überhaupt darauf ankam, denn er machte seiner Meinung nach noch immer keine großen Fortschritte an der Steuerung.
    Zehn Tage vor dem Mars, als Herdman gerade seine vierte simulierte Landeübung vornahm und sich verzweifelt bemühte, immer schneller zu reagieren, schwebte plötzlich Forsythe über ihn hinweg.
    »Wie, zum Teufel, sind Sie denn hierher gekommen?« fuhr er ihn an. Dann beherrschte er sich aber sofort wieder. »Entschuldigen Sie, Doktor. Ich bin nicht böse – nicht auf Sie jedenfalls. Und da Sie nun mal gerade hier sind, können Sie mir vielleicht ein wenig helfen. Grundsätzlich ist es ein psychologisches Problem ...«
    »Sie haben vergessen, mich festzuschnallen«, flüsterte Forsythe mit schwacher Stimme, in der Freude oder Erregung mitschwang. Er zog seine Lippen zu einem Totengrinsen auseinander. »Oder, wenn man in Betracht zieht, was Sie gerade eben gesagt haben, so wandten Sie eine Freud'sche Überlegung an ...«
    Zu einem solchen Zeitpunkt überzuschnappen! dachte Herdman. Aber gleichzeitig schämte er sich wegen des Vergleichs mit

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