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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Raubtierschau ablief. Sie warf sogar Popcorn in die Arena.
    »Ich kann so verdammt schlecht zielen«, rief sie mit rotem Gesicht. »Ich bin verdammt aus der Übung.«
    »Du könntest jemanden an den Kopf treffen«, warnte Giovanni.
    »Das würde dir nicht passen, was?« sagte sie herausfordernd. »Männer sind Feiglinge. Schätze, ich würde ihm den Schädel einbeulen, was? Große Chance!«
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte Giovanni lachend.
    »Wenn ich jemandem den Schädel einschlagen wollte«, rief Jane erhitzt und sprang auf und fuchtelte mit dem Arm umher, »dann würde ich das auch tun, aber bestimmt würde ich dazu kein Popcorn verwenden.«
    »Hilfe, Hilfe!« lachte Giovanni und bedeckte den Kopf mit den Armen.
    Nach der Vorstellung gingen sie hinter die Kulissen, um einen von Giovannis Freunden zu besuchen, der Clown war.
    »Ich zweifelte daran, jemals meinen Doktor der Rechte zu machen«, erklärte der Clown, »und ich hatte kein Geld, folglich wurde ich – Signorina?«
    »Ein Doktor der Sterblichkeit«, sagte Jane, aber ohne den Eindruck zu machen, etwas Gutes gesagt zu haben. Sie starrte in sein weißes, angemaltes Gesicht und umklammerte Giovannis Hand.
    »Sie erinnern mich daran, daß wir alle einmal sterben werden«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum. Vielleicht weil Ihr Gesicht nur aus Farbe besteht, und wenn Sie morgen sterben, kann jemand anders es tragen.«
    »Aber ich werde morgen nicht sterben«, entgegnete der Clown mit einem Grinsen. »Ich habe in dieser Richtung überhaupt keine Pläne.«
    »Es könnte aber doch sein«, beharrte Jane.
    »Dann«, entgegnete Giovannis Freund und wischte sich sein falsches Gesicht mit dem Handtuch ab, »würde ich voll unendlicher Dankbarkeit dafür sterben, daß ich wenigstens kein Doktor der Rechte bin. Giovanni, du hast einen seltsamen Geschmack, aber ich mag dich trotzdem. Würdet Ihr wohl etwas mit mir zusammen trinken?«
    »Nicht heute abend«, lehnte Giovanni ab. »Ich glaube, ich suche uns ein Flußufer, wo ich lauschen kann, wie Jane vom Tod spricht.«
    »Darüber weiß ich nichts«, bemerkte Jane, als sie sich durch die Gerüste aus dem Zirkus zwängten. »Übrigens habe ich Gesang studiert«, fügte sie dann hinzu.
    »Nein, wirklich?« sagte Giovanni entzückt. »Canta. Canta.«
    »Was?«
    »Sing für mich.«
    Jane folgte seiner Bitte und sang ein altes englisches Volkslied.
    »Du hast eine sehr gute Stimme«, sagte Giovanni. »Weißt du das? Eine wirklich gute Stimme.«
    »Je weniger ich sie benutze, um so besser wird sie«, antwortete Jane. Sie drückte ihren Arm fest in den seinen. »Ach, du lieber Gott«, seufzte sie. »Ich bin ja so alt, und das ärgert mich so sehr.«
    »Du bist so tiefgründig«, sagte Giovanni geblendet. »Du bist erstaunlich. Du bist wirklich und ehrlich tiefgründig und wunderschön.«
    »Bring mich nach Haus«, bat sie, fügte aber gleich hastig hinzu: »Nein – nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nicht will.« Sie rieb ihre Wange an seiner Schulter. »Weil ich tiefgründig bin. Und das weiß ich, weil du es mir gesagt hast.« Sie blickte ihn wie eine hübsche Schlange an.
    »Wenn du morgen nicht meinen Ring trägst«, sagte er, »fahre ich nach London und stürze mich in die Themse.«
    »Ich war einmal in London«, antwortete Jane gähnend.
    »So?«
    »Um einen Arzt aufzusuchen.«
    »Und was hat er dir gesagt?«
    »Daß ich sterben würde.«
    »Was?!«
    »Natürlich. Niemand lebt ewig. Wie spät ist es?«
    »Mitternacht vorbei, Aschenbrödel«, antwortete Giovanni und blieb im Schatten einer Toreinfahrt stehen.
    »Wieviel nach Mitternacht?« fragte sie matt.
    »Sehr lange. Du wirst dich in Luft auflösen.«
    »Das glaubst du.« Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Ich frage mich, was ich wirklich tun werde.«
    »Madonna mia!« rief Giovanni aus. »Was soll das heißen?«
    »Oh, nichts! Ich tue nie etwas.«
    »Und warum nicht?« fragte Giovanni.
    »Weil – weil«, sie lehnte sich dichter an ihn. »Kennst du den Londoner Slang?« fragte sie unvermittelt. »Ich werde ihn dir beibringen. Verdammtes Zeichen der Leichenbestatter!«
    »Was hast du?« fragte Giovanni.
    »Wie spät ist es?«
    »Aber –«
    »Wie spät ist es genau?«
    »Fast drei Uhr.«
    »Oh.« Sie stieß einen Seufzer aus und lehnte sich gegen seinen Arm. »Bring mich nach Haus.«
    »Dich nach –«
    »Bring mich nach Haus, bitte.«
    »Wo wohnst du denn, du verrückte Engländerin?«
    »Im Rand«, antwortete sie. »Ich teile ein Appartement mit meiner

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