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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Tod. Weit entfernt von der Heimat und den Freunden liegt sie begraben, ohne je das Leben in seiner ganzen Fülle genossen zu haben. Möge Gott in seiner unendlichen Gnade sie empfangen und ihr Frieden gewähren.
     

Der Kürbis
     
William Bankier
     
     
    Bei einem solchen Boden ist es ein Wunder, daß nicht auch die Steine Wurzeln schlagen und wachsen, dachte Sutter bei sich. Er preßte seine langen weißen Finger in den Boden und kratzte eine Handvoll der feuchten Humuserde zusammen, hob sie auf und ließ sie in kleinen Brocken wieder in die schwarze Furche gleiten.
    Vielleicht schlagen sogar meine Finger Wurzeln, wenn ich sie nur lange genug im Boden vergraben lasse, spann er seine Gedanken weiter. Ein dünnes Lächeln breitete sich in seinen Mundwinkeln aus, als er sich vorstellte, wie unter seinen Fingernägeln ein Netz miteinander verbundener Wurzeln hervorwuchs und sich auf der Suche nach Nahrung und Feuchtigkeit vergrößerte.
    Guter Boden war ein Grund für Sutter Clays Erfolg als guter Landwirt, daran bestand gar kein Zweifel. Aber noch mehr schien es an ihm selbst zu liegen; es war nicht bloß Glück und gutes Wetter. Es mußte irgend etwas an dem schlanken jungen Mann sein, das die Pflanzen zum Gedeihen brachte, die seine Hände berührten.
    Die wenigen Leute, die Sutter Clay kannten – denn er lebte sehr zurückgezogen hier draußen am Rande der Stadt –, schworen darauf, daß es ihm sogar gelingen würde, in der Sahara Eichen zu pflanzen. Beim großen Kreismarkt im Herbst, wo sich das Landvolk zum Pferderennen und allerlei anderen Spielen einfand, eilten jene, die wußten, was wahre Wunder sind, zum Ausstellungspavillon, um zu sehen, was Sutter Clay in diesem Jahr wieder gebracht hatte. Und Clay enttäuschte sie nie.
    Eine verschwenderische Fülle breitete sich auf dem Ausstellungstisch aus – all das Braune, Grüne, Rote und Gelbe der Ernte, wie von der Göttin der Fruchtbarkeit ausgestreut. Kürbisse so groß wie Wagenräder häuften sich unter dem Stand – sie hätten die Tischplatte glatt eingedrückt. Früchte, die vor Saft und fleischigem Überfluß strotzten, goldene Ähren mit so gigantischen Körnern, daß die Schalen aufgesprungen waren, und deren Köpfe tief herabhingen von dem Gewicht des Korns; und selbst die bescheidenen Rüben waren zu fußballgroßem Umfang angeschwollen und schillerten in den prächtigsten Farben.
    Aber erst die Kreuzungen! Clay hatte sie auf einem gesonderten Stand aufgebaut, jedes seltsame Stück war mit einem Schild versehen, auf dem der Name und die Einzelheiten über ihre seltsamen Vorfahren standen. Da gab es einen Haufen Äpfel mit durchscheinenden Schalen, die wie ungeheure Trauben an einem Ast hingen. Daneben hing ein Bündel Karotten ... Karotten dem Namen, der Form und der Größe nach, aber von der dunklen Farbe roter Rüben. Und in Reihen aufgelegt prangten ansehnliche Kornähren mit Körnern, die in allen Regenbogenfarben schillerten.
    Und hinter all dem wachte die magere Gestalt von Sutter Clay argwöhnisch darüber, daß niemand diese Prachtstücke anrührte. Seine langen schmalen Gelenke baumelten aus den Hemdärmeln des sauberen blauen Anzugs hervor, sein helles Haar war sorgfältig gebürstet.
    Jawohl, Sutter Clay verstand es, die Früchte heranzuziehen. Er verstand es, sie größer und andersartig wachsen zu lassen als je einer vor ihm. Aber es bestand auch kein Zweifel daran, daß der süß duftende schwarze Boden seines Grundstücks auch sein Teil dazu beitrug. Als Clay einen Klumpen davon zwischen den Händen zerbröckelte, schlängelte sich ein rötlicher fetter Wurm daraus hervor. Er ließ ihn vorsichtig zu Boden gleiten und beobachtete, wie er sich in die Erde wühlte.
    »Lauf nur zu, mein kleiner Landwirt«, sagte er laut. Und während er sprach, strich die kühle Aprilluft über ihn hinweg und drang bis auf seine Haut vor. Der Nachmittag senkte sich über das Wäldchen hinter seinem Haus, und das Schweigen der sich nähernden Nacht hüllte ihn ein.
    Sutter Clay stand auf, ergriff mit der einen Hand Hacke, Schaufel und Harke und mit der anderen seine Jacke und schritt auf das Haus zu. Aus dem Schornstein stieg Rauch auf. Er war neugierig, was Bonina heute abend für ihn bereitgestellt hatte.
    Das Mädchen war eines Nachts im Januar von der Hauptstraße her gekommen, als der Sturm an Sutter Clays Fensterläden gerüttelt hatte. Das Auto, das sie eine Strecke mitgenommen hatte, war an der Brightsville Road abgebogen, und so war sie nur

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