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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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hübsch.
    »Das ist ja Granit!« rief Jane bestürzt aus. »Das möchte ich nicht!«
    »Was ist los?« fragte Giovanni.
    »Ich möchte das rosa Ding dort«, erwiderte Jane und deutete über den Ladentisch. »Das da drüben!«
    »Aber das ist doch nur Quarz«, entgegnete Giovanni lächelnd. »Das wird nicht ewig halten. Vielleicht nur ein Leben lang.«
    »Aber es paßt zu meinem Kleid. Schauen Sie – wie hübsch!« Sie streckte die Hand aus, und der Ladenbesitzer legte es hin, ein. Als alles in einer kleinen Schachtel verpackt und bezahlt war, trug sie es behutsam und vorsichtig wie ein Ei.
    Sie spazierten eine Zeitlang, bis sie zu einer Brücke kamen. »Jane«, sagte Giovanni, »wollen Sie mich morgen nachmittag treffen?«
    »Das kann ich nicht.«
    »Bitte. Ich werde mit meiner Mutter und meiner Schwester zusammen essen gehen.«
    »Wann werden Sie mich in den Zirkus führen?«
    »Niemals«, erwiderte er lachend. »Niemals, wenn Sie mich morgen nicht treffen wollen.«
    »Ich werde am Abend kommen.«
    »Das ist zu spät.«
    Sie nahm ihren rosa Ring aus der Schachtel und drehte ihn hin und her, so daß er das Licht einer Straßenlaterne auffing.
    »Ich werde Sie hier erwarten, falls ich Sie nicht schon vorher treffe. Ich habe viel zu tun, wissen Sie.«
    »Wenn Sie schon mit achtzehn so viel zu tun haben, wie werden Sie es dann erst mit dreißig schaffen!«
    Jane schwieg.
    »Wir werden um vier Uhr am Palazzo Vecchione sein«, sagte Giovanni. »Und Sie und ich werden dann in den Zirkus gehen. Außerdem werden wir sowieso hier vorbeifahren.«
    Aber Jane streifte ihren Ring über den Finger und sagte nichts.
    »Nun hören Sie mal, Jane«, fuhr Giovanni erbittert fort. »Es ist nicht höflich, mich nicht einmal anzuschauen, wenn ich mit Ihnen rede.«
    »Oh!« Sie blickte erschrocken auf, so daß sie ihm gleich wie der leid tat. Sie war eben ein unerfahrenes ausländisches Mädchen, das mit achtzehn Jahren ganz allein in einer fremden Stadt lebte. Er faßte sie bei den Schultern und gab ihr einen Kuß, aber es war ein unbefriedigender, ausweichender Kuß, und als er ihn zu wiederholen versuchte, wich sie ihm aus. Sie wiederholte ein paarmal den Namen des Restaurants, den er ihr gesagt hatte, lächelte ihm zu und winkte.
    »Aber, Jane«, sagte er. »Sie sagen doch nicht so ohne weiteres ›Lebewohl‹?«
    »Auf Wiedersehn, mein Lieber!« rief sie und entfernte sich immer mehr von ihm. »Auf Wiedersehn!« Schnell lief sie über die Brücke, noch immer winkend, bis sie in der Dunkelheit verschwand.
    »Diese verrückten Engländer«, murmelte Giovanni. Dann mußte er an sie denken, wie sie in dem Buchladen gestanden hatte, in ihrem rosa Kleid, mit dem rosa Mund. Sie würden sie wenigstens bei Tageslicht sehen, wo sie nicht so einfach wie jetzt entschlüpfen konnte.
    Vielleicht, so dachte er, würde es seiner Schwester gelingen, dieser Sache auf den Grund zu gehen.
    Jane erschien am nächsten Tag nicht am Palazzo Vecchione, aber als Giovanni am Abend über die Brücke fuhr, an der sie sich am Abend zuvor getrennt hatten, stand sie dort und wartete. Er hielt das Taxi an und öffnete die Tür für sie.
    »Wo sind Sie gewesen?« fragte er.
    »Ich bin nicht gekommen«, erwiderte Jane schlicht.
    »Aber Sie hatten versprochen zu kommen!«
    »Bitte, seien Sie nicht böse«, erwiderte sie bekümmert. »Sehen Sie –«, sie verrenkte die Finger im Schoß, »– ich habe eine Art Krankheit –«
    Giovanni ergriff ihre Hände. »Bitte, Jane, tun Sie das nicht, es sieht nicht schön aus.«
    »Ich habe eine Krankheit«, fuhr sie fort. »Die erlaubt es mir nicht, in die Sonne zu gehen. Ich muß den ganzen Tag über zu Hause bleiben. Ich lege mich mit bedecktem Gesicht hin.«
    »Mein Gott, aber wo ist der Ring?«
    »Er wollte nicht – nicht an meinem Finger bleiben«, erklärte Jane, »deshalb habe ich ihn zum Richten gegeben.«
    »Ist das wahr?«
    »Das versichere ich Ihnen«, antwortete sie. Dann stieß sie ein kurzes Lachen aus. »Ich habe ihn nicht verkauft.«
    »Wundern würde es mich gar nicht mehr«, entgegnete Giovanni trocken.
    »Nein! Niemals!« rief sie aus. »Sehe ich denn so verrückt aus, mein hübscher Italiano?«
    »Na, ja! Bin ich denn hübsch?«
    »O ja, sehr«, antwortete sie und musterte ihn von der Seite.
    Im Zirkus kaufte Giovanni Popcorn, das Jane zerkrümelte und unter dem Sitz verstreute. Sie fand alles sehr aufregend. Sie kletterte auf den Sitz vor ihnen und schrie: »Der Tiger soll um die Arena laufen!«, als die

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