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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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streichelte ihren Kopf und strich über ihr langes Haar. Seine sorgenvollen Augen suchten die meinen. »Mutter«, begann David, »Mutter, es scheint mir, als würde uns die Gegenwart vorsätzlich und mit vollem Bewußtsein aus unserer Heimat verdrängen und sie wie eine leere Eierschale zerdrücken, so daß wir nicht zu ihr zurück kehren können. Wir haben seit dem Frieden zuwenig Federn verloren. Ich glaube, wir werden vom Zweig gestoßen, damit wir fliegen lernen. Dieses Ei ist zu bequem gewesen.« Er lachte ein wenig, als er Chell etwas von sich wegdrückte und ihr mit den Fingern die Wangen trocknete. »Ich fürchte, mein Vergleich hinkt etwas, aber kannst du dich an etwas wirklich Neues erinnern, das wir in unserer Zeit über die Schöpfung erfahren haben?«
    Ich war stolz, meine eigenen Gedanken von den Lippen meines Sohnes zu hören. »Nein, ehrlich gesagt, nicht.«
    »Wenn du also vor die Gegenwart gerufen werden würdest und sie dich fragen würde: ›Was weißt du von meiner Schöpfung?‹, so könntest du nichts anderes sagen als: ›Ich weiß all das, was meine Vorfahren wußten – meine unmittelbaren Vorfahren, das heißt – ich meine, mein Vater.‹« David hob die Hände und breitete sie aus. »Mutter! Was wir alles vergessen haben! Und wie zufrieden wir mit so wenig gewesen sind!«
    »Aber es ginge doch auch auf eine andere Art!« rief Chell. »Dies ist so – drastisch und grausam!«
    »Alle kleinen Vögel zittern«, sagte David und ergriff ihre kalten Hände. »Alle haben Angst, aus dem Nest zu hüpfen.«
     
    Und dann erreichte die Planung den Punkt, an dem die wirkliche Arbeit beginnen konnte. Die Türen der Werkräume für Keramik waren dicht verschlossen. Alle Stätten, an denen wir den Handarbeiten und der Kunst nachgegangen waren, blieben zu. Die Sonne fiel wieder und wieder über die leeren Wiesen und Berge, und in den so säuberlich angelegten Ziergärten wucherte das Unkraut.
    Weit draußen über den Hügeln schwebten all jene, die dazu fähig waren, hoch oben am Himmel und wiesen die anderen zu den Punkten der Erde, in denen die reichen Metallager verborgen waren. Die Alten zogen die Metalle aus dem Boden und ließen sie in einem Strom flüssigen Materials die Hügel hinunterfließen, bis zu den großen Hängen, an denen die Schiffe gebaut wurden. Überall herrschten laute und betriebsame Geräusche, sie drangen durch die Fenster in unsere Häuser – und tief in unsere ängstlichen Seelen.
    Oft stand ich am geöffneten Fenster unseres Hauses und beobachtete die furchterweckenden Umrisse des Metallungeheuers, das von Tag zu Tag größer wurde. Trotzdem strahlten sie eine gewisse Schönheit aus, die meinem Herzen weh tat. Aber alles in allem war es sehr aufregend! Es war wunderbar aufregend! Manchmal dachte ich darüber nach, woran wir gedacht und was wir getan hatten, bevor all dies begonnen hatte. An den Tagen, an denen ich all diese seltsamen Teile heben und an die richtige Stelle tragen half, diese Teile, die aus der Erinnerung unserer Vorfahren entstanden waren, fühlte ich in mir eine Woge des Glücks und des Stolzes, ein Teil von all dem zu sein. Ich wunderte mich darüber, daß wir, ohne es zu bemerken, vergessen hatten, wie schön diese Zusammenarbeit an einem Ziel war. Ja, unser Volk war enger miteinander verbunden als die Blätter auf einem Baum, aber diese Zusammenarbeit übertraf alles. Sie machte mich glücklich und gab mir neue Kraft. Meine Lungen schienen tiefer zu atmen. Mein Griff war stärker. Seltsame, unfertige Gefühle wallten in mir auf, und ich hatte den Wunsch, immer mehr, immer neue Dinge zu erleben. Und dann wieder, wenn meine Begeisterung gerade den Höhepunkt erreicht hatte, fühlte ich mich leer, hohl und schwach. Ich wollte weinen und allein sein, und ich fürchtete mich vor dem Augenblick, an dem ich es nicht mehr würde verbergen können.
    Für die Kinder war die bevorstehende Reise ein großes Erlebnis. Am Abend saßen sie in der kühlen Luft im Freien und blickten hinauf gegen den eisigen Himmel und suchten den Stern aus, auf dem sie ein neues Heim einrichten wollten, obgleich sie sehr gut wußten, daß keiner der Sterne, den sie sehen konnten, dafür in Frage kommen würde. Eva wählte immer den hellsten und strahlendsten Stern und bezeichnete ihn als ihre neue Heimat. Davie wählte einen Stern, der gleichmäßig und schwach direkt über ihnen strahlte. Aber als Lytha gefragt wurde, antwortete sie nicht, und ich wußte, daß jeder Stern, auf dem Timmy

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