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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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doch, daß unser Volk niemanden hatte, der sehen konnte, seit – seit – nun, seit dem Frieden! Und jetzt bist du es! O Simon, ich bin so stolz auf dich!« Ich mußte über meine mich überwältigenden Gefühle lachen. »O Simon! Darf ich mein begnadetes Enkelkind berühren?«
    Mit einem lautlosen Aufschrei warf er sich mir in die Arme, und wir umklammerten einander. Dann blickte er mich groß an und ließ langsam seine Arme sinken. Ich fühlte, wie ihn seine Gabe innerlich von mir entfernte. Dieses Bewußtsein ließ mich erkennen, wie nah uns die Gegenwart stets ist und um wieviel näher Simon ihr war.
    Wir senkten beide die Augen und blickten aneinander vorbei. Dann versuchte ich mich zu fassen. »Das erinnert mich daran«, sagte ich mit normaler Stimme, »daß ich gerne eine Erklärung dafür hätte, wie die sechs Paar Sandalen heute morgen über dein Bett kamen.«
    »Ach ja«, antwortete er mit einem scheuen Lächeln, »die roten sind zu klein –« er unterbrach sich und fuhr mit zitternder Stimme fort – »Nie wieder werde ich fähig sein, irgend jemandem irgend etwas zu sagen, außer die Macht erlaubt es mir!« Dann lächelte er von neuem. »Und die grünen brauchen neue Riemen.«
     
    Eine Woche später wurde die übliche Versammlung einberufen. David und ich – wir gehörten zu den Alten unserer Gruppe – legten die Roben an. Ich war erstaunt, als ich feststellte, daß meine viel zu weit geworden war. Das letzte Mal hatte ich sie bei dem Fest im gleichen Jahr getragen, als Thann gerufen worden war. Seit damals hatte ich die routinemäßigen Gruppenversammlungen nicht besuchen wollen – jedenfalls nicht ohne Thann. Ich hatte gar nicht gemerkt, daß ich so viel abgenommen hatte.
    Chell klammerte sich an David. »Jetzt wünschte ich, daß ich auch zu den Alten gehörte«, sagte sie. »Ich mache mir große Sorgen. Und jetzt beeilt euch, ihr beiden!«
    Vor der Abzweigung blickte ich mich noch einmal um. Die warmen Lichter aus den Fenstern grüßten mich freundlich. Auch mir wurde schwer ums Herz.
     
    Ich verspürte den Schlag fast körperlich. Ich preßte die Hände gegen die Brust, mein Atem ging schwer. Ich versuchte, mich gegen den Schock zu schützen. Davids Hand lag auf meinem Arm, aber ich fühlte, wie auch er zitterte. Um mich fühlte ich das ungläubige Entsetzen der anderen Gruppenalten.
    Der Älteste hob die Hände, um die Flut von Fragen abzuwehren.
    »Das ist vorausgesehen worden. Schon jetzt hat sich unsere Heimat so weit verändert, daß die Failova und die Flahmen nicht mehr zur Blüte gelangen können. Und so, wie wir die Tatsache akzeptiert haben, daß es in diesem Jahr keine Failova und keine Flahmen gegeben hat, so müssen wir auch die Tatsache hinnehmen, daß es für uns keine Heimat mehr geben wird.«
    Durch die Stille hindurch, die seinen Worten folgte, konnte ich deutlich die Herzen derer, die um mich waren, schlagen hören. Und plötzlich ging mein Puls langsamer, so daß ich mich fragen mußte, ob die Macht ihn beruhigt hatte, jetzt, inmitten dieser verwirrenden Furcht und des Entsetzens.
    »Dann sind wir wohl alle gerufen?« Ich erkannte nicht die heisere Stimme, die diese Frage stellte. »Wann wird die Macht uns auffordern, dem Ruf zu folgen?«
    »Wir sind nicht gerufen«, erwiderte der Älteste. »Nur die Heimat ist gerufen. Wir – ziehen weiter.«
    »Weiterziehen?«
    »Ja«, erwiderte der Älteste. »Wir ziehen weg von der Heimat. Hinaus.«
    Ein Leben entfernt von der Heimat? Alles in mir schien zusammenzustürzen. Es war zuviel, um es auf einmal aufnehmen zu können. Dann mußte ich plötzlich an Simon denken. Armer Simon! Wenn er tatsächlich schon deutlich sehen konnte ... aber natürlich konnte er das. Er war es, der den Ältesten benachrichtigt hatte! Kein Wunder, daß er so entsetzt gewesen war! Simon, sagte ich zu dem Ältesten ohne Worte. Ja, antwortete der Älteste. Aber laß es nicht die anderen wissen! Er kann schon jetzt kaum noch die Last tragen. Behalte sein Geheimnis für dich. Ich kehrte zu dem Wirbelsturm von Gedanken um mich herum zurück.
    »Aber«, stammelte einer und sprach damit das aus, was alle dachten, »kann unser Volk denn entfernt von der Heimat leben? Würden wir nicht sterben wie entwurzelte Pflanzen?«
    »Wir werden leben können«, erwiderte der Älteste. »Das wissen wir genauso, wie wir wissen, daß wir nicht länger in der Heimat sein können.«
    »Aber warum nicht? Was ist geschehen?« fragte Neil, Timmys Vater.
    »Wir wissen es nicht.« Der

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