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Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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zum Klavier. »Wenn Sie möchten ...«
    »Einen Augenblick.« Rusanov ging nervös durch das Zimmer. Er blieb vor dem Fenster stehen.
    »Ist es möglich, Procyon von hier aus zu sehen?«
    Jungovskaya zog die Vorhänge zurück.
    »Dort hinter dem Nachbarhaus, zur Rechten ... sehen Sie? ... Sein Licht ist elf Jahre durch den Raum gereist ...«
    Rusanov betrachtete den schimmernden Stern. Er war Lyriker und verstand die Schönheit der Natur im mittleren Rußland zu würdigen. Rusanov hatte viele Gedichte über Liebe geschrieben, und in seinen eindringlichen und etwas traurigen Versen lag auch manchmal ein kleines Lächeln versteckt, wie ein Sonnenstrahl, der durch einen Wolkenvorhang dringt. Und die Sterne waren für Rusanov das Symbol des Weiten und Unerreichbaren.
    »Ja«, antwortete Rusanov ruhig. »Bitte, spielen Sie es!«
    Er verstand nichts von Spektralanalyse. Aber er kannte die Musik. Nur die Musik konnte ihm sagen, ob das Mädchen recht hatte oder nicht.
    Rusanov war erregt. Nur mit größter Anstrengung konnte er sich zwingen, das Fenster zu verlassen und sich hinzusetzen.
    Jungovskaya hob den Deckel des Klaviers. Eine Sekunde lang lagen ihre Hände leicht auf der Tastatur. Und dann spielte sie. Der erste Akkord ertönte. Darin lag etwas Alarmierendes. Die Töne schwollen an und verklangen allmählich. Darauf folgten sofort neue Akkorde.
    Zuerst hörte Rusanov nur eine wilde Kombination von Tönen. Aber dann bildete sich die Melodie heraus – zwei Melodien! Sie verschmolzen ineinander, und die erste schien die schnelle, ungeduldige zweite Melodie zu tragen. Die Töne schwollen gewaltig an, wie plötzliches Donnern; die Klänge waren etwas sehr Vertrautes, sie schienen Schmerz zu verursachen, und zur gleichen Zeit waren sie fremd und unfaßbar.
    Es war Musik, aber diese Musik war ihm unbekannt, er hatte sie noch nie gehört. Am Anfang klang sie verhalten, unterdrückt. Sie schien nicht menschliche, fremde, überlegene, höhere Gefühle zu tragen.
    Manchmal hielten die Hände der Spielerin über der Tastatur inne. Und dann plötzlich schienen sie von neuer Kraft erfüllt. Die seltsame Doppelmelodie klang wieder auf. Sie klang lauter und überzeugender. Sie lockte, und ohne es zu bemerken, als gehorche er ihr, stand Rusanov auf und ging zum Klavier.
    Er sah weder die Wände noch den Tisch und die Lampe – er sah nichts als die Finger, die fieberhaft über die Tasten flogen. Sein Herz schlug wild, als versuche es, sich der Geschwindigkeit der Musik anzupassen. Vor seinen Augen bildeten sich Nebel ...
    Die Klänge zitterten, dröhnten, als versuchten sie von dem rohen Instrument wegzukommen. Das Klavier konnte die gesamte Melodie nicht erfassen, sondern verstümmelte sie, aber die Klänge schienen eindringlicher zu werden, kräftiger ...
    Die Musik wühlte ihn auf, sie schien zum Himmel aufzusteigen wie ein Wirbelwind und dort mit einem schmerzhaften Seufzen zu enden.
    Sie war voller menschlicher Gefühle, und doch schien sie andererseits gar keine zu bergen, genauso wie der Sonnenstrahl farblos bleibt, obgleich er alle Farben des Regenbogens enthält ...
    Die Musik brach für einen Moment ab und schwoll dann mit neuer Kraft an. Nein, sie schwoll nicht an, sondern sie schien zu explodieren! In einem wilden Aufbrausen erklangen die Töne, vereinten sich, und ... verklangen. Nur ein einziger Ton, weich und zart, verhallte allmählich, wie die letzte Flamme eines ausgebrannten Feuers stirbt ...
    Und dann herrschte Schweigen. Es schien unglaublich leer. Aber dann füllten die vertrauten Geräusche der Erde den Raum wieder – aus der Ferne der Pfiff eines Zuges, Stimmen.
    Rusanov ging zum Fenster. Über dem Dach blinkte der helle Stern Procyon aus dem Sternenbild des Kleinen Hundes. Und sein Licht schien eine geheimnisvolle und feierliche Musik auszustrahlen.
     

Punkt acht Uhr morgens
     
Ray Nelson
     
     
     
     
    Wie immer gab der Hypnotiseur seinen Medien nach der Vorstellung den Befehl: »Wacht auf!« Doch diesmal geschah etwas Ungewöhnliches.
    Eines der Medien erwachte tatsächlich. Der Name des Mannes war George Nada. Er blinzelte in das Meer von Gesichtern im Vorstellungsraum. Zuerst fiel ihm nichts Besonderes auf, gleich darauf aber bemerkte er – hier und da in der Menge verstreut – die nichtmenschlichen Gesichter, die Gesichter der Faszinatoren. Sie waren natürlich schon immer da gewesen, doch jetzt war George richtig wach, und nur George konnte sie als das erkennen, was sie wirklich waren. Ganz

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