Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
großzügige Portion verschlungen hatte, gratulierte er Jimsy überschwenglich. Obgleich er stets gewußt hatte, daß die Taten und Abenteuer seines Vorfahren Perseus historisch gewesen waren, nicht nur mystischer Natur, hatte er immer wieder voller Traurigkeit gewahr werden müssen, daß die Welt anderer Ansicht war, daß er die einzige lebende Person war, die es besser wußte. Deshalb war er erfreut, jetzt den Beweis dafür zu haben.
»Lassen Sie mich die Augen sehen«, sagte er zu Jimsy und streckte die Hand aus. »Wir haben ein altes Sprichwort, das besagt, daß sehen glauben bedeutet.«
»In diesem Falle wäre das nicht so«, antwortete Jimsy. »Ein Versteinerter kann nichts glauben.«
Darüber mußte der alte Mann lachen. Als nächstes warf er die Frage auf, wo die kostbaren Augen aufbewahrt werden sollten. Als ihr eigentlicher Besitzer, so meinte er, wäre es nur recht und billig, daß er sie in seine Obhut nahm; er besaß eine Eierschachtel und mehrere Pappkartons. Als ihm Jimsy aber durch den Dolmetscher klargemacht hatte, wie tödlich die Gegenstände waren und wie groß die Gefahren durch Diebstahl oder unglückselige Umstände – daß es absolut notwendig war, sie verschlossen, womöglich in einer Gruft unter der Erde, aufzuheben, gab der alte Edelmann zögernd nach. Jimsy erwähnte natürlich nicht, daß sie sich im Augenblick in seiner eigenen Hosentasche befanden.
Diese Tage, in denen Jimsy darauf wartete, daß die Bombe jeden Augenblick platzen würde, waren die glücklichsten in seinem Leben. Jetzt, da ihm jeder gerade ins Gesicht blickte, da jeder seine Taten anerkannte, da er in seinem Tabaksbeutel die Medusenaugen aufbewahrte, ließen sein lebenslänglich gehegtes Mißtrauen und der Groll etwas nach. Zum erstenmal erfuhr er, wie schön es war, ein durchschnittlicher, normaler Mensch zu sein, anstatt ein entstellter Misanthrop. Drei oder vier Tage lang war Jimsy ein netter Mensch und gefiel sich sogar in dieser Rolle, trotz seiner Ungeduld. Selbst die Tatsache, daß im Radio kein Wort über die Medusenaugen erwähnt wurde, konnte seine Zufriedenheit nicht ernsthaft gefährden.
Am Nachmittag des vierten Tages, nachdem Jimsy seine Botschaft ausgeschickt hatte, kam der Dampfer von Santorin an. Jimsy, der noch immer einen Hubschrauber erwartete, ging nicht hinunter zum Kai, sondern beobachtete die Landung zusammen mit dem Bürgermeister von der Caféterrasse aus. Der erste Passagier, der auf den Landesteg kam, war Charlie Grubb, ihm dicht auf den Fersen folgten ein Dolmetscher und Professor Digges. Grubb war kein schlechter Mensch; er hatte nur die Art aller Zeitungsreporter, die einer Geschichte nachjagen. Professor Digges war gelehrt, scheu und pessimistisch, nachdem er sein Leben lang Schätze ausgegraben hatte, die stets jüngeren Datums waren, als er gehofft hatte. Er kam mit der bösen Vorahnung hierher – die sich auch als richtig erweisen sollte –, daß er die ganze Reise umsonst unternommen hatte. Am Landesteg hatte sich die übliche Menschenmenge versammelt, und Grubb trug seinem Dolmetscher auf, sich zu erkundigen, wo Mr. Georgopoulos, der Presseagent, zu finden wäre. Er tat dies mit lauter Stimme. Mr. Georgopoulos, der niemals an Hubschrauber geglaubt, sondern alle seine Hoffnungen auf den Dampfer gesetzt hatte, bahnte sich einen Weg durch die Menschen und stellte sich vor. Er unterrichtete die Besucher von dem augenblicklichen Aufenthalt Mr. James Carews und bot sich an, sie sofort zur Caféterrasse zu führen.
Die Caféterrasse war klein und vollgestopft mit viereckigen Holztischen und Eisenstühlen. Sie erhob sich ein bis zwei Meter über der Straße, an deren anderen Seite, die zur See hinging, keine Häuser standen. Von der Straße aus führten einige Steinstufen zur Terrasse hinauf.
Wegen der Ankunft des Dampfers waren der Bürgermeister und Jimsy die einzigen Gäste. Es bestand gar keine Frage, wer wer war; der runde, kleine Bürgermeister war ganz offensichtlich ein Eingeborener, während Jimsy, schmal gebaut, mit hellem Haar, in einem sauberen Leinenhemd und grauen Flanellhosen, ganz eindeutig nicht zur Insel gehörte. Worauf Grubb natürlich nicht gefaßt war, war Jimsys Gesicht. Einen Augenblick lang, als er die Stufen hinaufstieg, sah er es im Profil, diese gewaltige, hervorstehende Nase, das völlige Fehlen eines Kinns, das flammend rote Muttermal. Als sich Jimsy umdrehte, um die Besucher zu begrüßen, hatte Mr. Grubbs weiches Herz die Oberhand über seine Neugier
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