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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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konnte, glitt es plötzlich nach oben und war verschwunden. »He! Das Seil! Laß es wieder herunter!«
    »Eine Notmaßnahme«, verkündete der Wagen und schaltete den Motor an.
    Clemens hörte über sich das Aufzischen eines Blasters und das Poltern von Felsbrocken. Er zog die Pistole und blickte nach oben. Über den Berg kam ein Mann gelaufen. Er trug das gefesselte Mädchen in den Armen. Otterson kam im Zickzack heruntergelaufen und benutzte das Mädchen als Deckung. Er schoß auf den Policar. Mit einem gewaltigen Satz sprang er nur wenige Meter von Clemens entfernt über die Kluft.
    Clemens steckte die Pistole wieder ein und begann zu klettern. Er war beinahe oben, als er Otterson aufschreien hörte. Dann war alles still.
    Clemens beeilte sich noch mehr, aber die Felsseiten der Schlucht waren glatt, und er konnte sich nur mit viel Mühe daran festhalten. Endlich schwang er sich über die Kante auf das Plateau.
    »Dies ist eine öffentliche Bekanntgabe«, sagte der Policar. »Sheldon Kloog und sein weiblicher Komplice sind verhaftet, verurteilt und hingerichtet worden. Dies ist eine Mitteilung des Polizeibüros. Danke.«
    Clemens schrie auf. Er ergriff mit jeder Hand einen Felsbrocken und rannte ihn ohnmächtiger Wut auf den Wagen zu. »Du hast Dianne getötet!« schrie er. »Du verdammte Maschine! Ich werde dich zusammenschlagen!«
    Policar A 10 schwenkte herum und kam auf ihn zugerollt. »Das wirst du nicht tun, Kloog«, sagte er.
     

Die Frau und das Tier
     
Jon DeCles
     
     
    Eine Mutmaßung: es kam aus der Vergangenheit. Oder: es kam aus der Zukunft. Eine Annahme: es wurde von einem Talent geschaffen, das selbst in Ketten groß war; und es war nicht auf ein bestimmtes Ziel gerichtet, denn das wäre ein zu großes Wagnis gewesen. Was die Beschaffenheit der Ketten angeht, oder die des Talents –? Zu allen Zeiten und zu allen Orten haben Genies auf Kosten von weniger Befähigten gelebt.
    Seine Gestalt war unbeschreibbar und hätte aus diesem Grund vielleicht der Aufmerksamkeit entgehen können. Das Auge meldet nur begreifbare Dinge, die es aufnimmt, an das Gehirn weiter. Fast augenblicklich nach seinem Erscheinen hörte es auf zu sein. Es teilte sich und zerstreute sich in alle Richtungen; die einzelnen Bestandteile waren zu klein, um mit dem Auge erfaßt zu werden. Langsam trieben sie gegen die Erde zu. Sie ließen sich auf der steinigen, ungastlichen Oberfläche der Stadt nieder; innerhalb weniger Sekunden waren die meisten von ihnen tot. Nur eines überlebte. Durch ein mathematisch errechenbares, aber äußerst selten vorkommendes Zufallsereignis fand dieses eine Teilchen eine Öffnung – kleiner als der Durchmesser eines Nadelöhrs – im Fundament eines gläsernen Quarzdoms, der die Wolkenkratzerdomäne eines Barons der Stadt überdeckte. Es fiel in einen Teich, der chemisch und in jeder anderen Beziehung ausgeglichen war, um alles Leben in ihm zu erhalten: das von Pflanzen, Algen und winzigen Fischen. In der vom Zufall geleiteten Pflege dieses Brutkastens wurde das Tier, das weinte , geboren.
    Das Tier, das weinte , war bei seiner Geburt sehr klein. Genaugenommen war es im Augenblick seiner Schöpfung nur 60 mm groß. Für eine kurze Zeit davor war es nur eine ungeordnete Gruppe von Protoplasmazellen gewesen, die von den Sonnenstrahlen von einem Ende des Goldfischteiches zum anderen getrieben wurden. Die Wärme der Sommersonne, die auf das Wasser herniederstrahlte, tat ihm gut. Es war nur 60 mm groß, aber das änderte sich bald. Die Gier, die ihm das Leben mitgegeben hatte, ließ es bald alle Nahrung, die der Garten bot, finden und verschlingen. Nach einer Woche hatte es die Größe eines jungen Hundes erreicht.
    Einen großen Teil seiner Zeit verwendete das Tier während dieser Woche für Beobachtungen. Nach den Maßstäben der Stadt war der Garten nicht gerade klein. Er dehnte sich in allen vier Himmelsrichtungen über eine Entfernung von 15 Metern aus. Umgrenzt war er von hohen Mauern. Über den Garten hinweg erstreckte sich die Quarzglaskuppel.
    Hier, im obersten Stockwerk des Wolkenkratzers, war es einsam. Der Garten sog die Wärme der Sonne auf und speicherte sie. An den Mauern des Gartens befanden sich Zeichnungen, Bilder, die mosaikartig in warmen Farben gemalt waren, aber zu weich und ineinander verschmolzen, als daß das Tier sie in seiner noch nicht entwickelten Beobachtungsgabe hätte erkennen können. Denn das Tier hatte nur die Dinge des Gartens als Vergleich, die Blumen, die Fische, die

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