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Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 09 - Die Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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habe in dir ein großes Wunder erlebt: aber Wunder müssen vorbeigehen, so wie alle Dinge, die guten und die schlechten, und ich fürchte, daß die guten viel schneller vergehen als die bösen. Du bist rasch gewachsen – von einem Kind zum Manne, innerhalb eines Monats. Ich denke, daß du, mein Prinz, bald sterben wirst. Wenn du tot sein wirst, werde ich allein sein.«
    Jetzt weinte die Frau, aber das Tier konnte ihre Tränen nicht stillen, denn es verstand nicht, was sie gesagt hatte. Wenn die Frau bei ihm war, war das Tier immer glücklich.
    »Du bist hierhergekommen«, sagte sie, ihre Tränen abwischend, »du mußt von irgendeinem Ort außerhalb meiner Welt sein, aber jetzt bist du für mich die ganze Welt geworden. Ich bin froh, daß du hier bist. Du hast mir etwas gegeben, ohne den Wert meines Lebens zu ermessen ... vielleicht ist es gut, daß du alt wirst und schnell stirbst. Wenn mein Vater dich hier entdeckte, würdest du zum Tode verurteilt werden. Es macht mir nicht soviel aus, wenn du von selbst stirbst, aber ich möchte nicht durch einen Mord betrogen werden.«
     
    *
     
    Das Tier sah jetzt aus wie ein Mensch in den mittleren Jahren. Es war schwerer, aber es hatte eine gut durchtrainierte Figur, nirgends den geringsten Fettansatz.
    Das Tier und die Frau waren jetzt nicht mehr so leidenschaftlich. Innerhalb von zwei Wochen hatten sie die Beziehung zueinander gefunden, die viele selbst nach langen Jahren der Ehe nie erreichen, sie waren ständig beieinander, und keiner fühlte sich einsam.
    »Diese Tage waren von großem Wert«, sagte sie. »Sie bedeuten mir mehr als alle anderen, die ihnen folgen werden. Wenn mir ein Mann ausgewählt wird, werde ich ihm eine Ehefrau sein, aber nicht mehr.«
    Als sie düsterer Stimmung war, sagte sie zu ihm: »Mein Vater hat Schwierigkeiten mit den anderen Baronen. Seine Klage ist vom Kongreß zurückgewiesen worden, er fürchtet, er steht vor der Vertreibung. Wenn das geschieht, wird er mich wegschicken. Vater wird bleiben und kämpfen, so wie es der Brauch ist. Wenn Vater einen Krieg beginnt, dann wirst du entdeckt werten. Dieser Garten befindet sich über den Geschütztürmen. Wenn er ausgestoßen wird ...!«
     
    *
     
    Bald darauf wurde das Tier alt. Es konnte den Schierling während der Nacht nicht mehr riechen und auch nicht die rosigen Perlenlilien. Sein langes dichtes Haar war weiß, so wie sein Bart. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Es ging gebückt und schlief mehr, als es je zuvor nötig gehabt hatte.
    Die Frau war seit drei Tagen nicht mehr zu ihm gekommen. Der Himmel war kalt und grau. Von Zeit zu Zeit fielen Schneeflocken gegen das Quarzglas. Das Tier traf eine Entscheidung, die auf eine Beobachtung gestützt war. Es bewegte seine Hand vor der schimmernden Metalltafel hin und her. Die Lampen gingen an, aber da sie sich mit dem schmutziggrauen Tageslicht vermischten, erfreuten sie es nicht. Die roten Rosen, die vorher voller Leben gewesen waren, die sich der Sonne entgegengestreckt hatten, waren verblichen und hielten die Köpfe gesenkt.
    Als die Frau kam, war sie in großer Eile. Zum erstenmal sah das Tier sie in Straßenkleidung, und es betrachtete sie neugierig. Die Frau trug einen schwarzen Umhang und eine Tasche.
    Sie lief auf das Tier zu und umarmte es. Sie benetzte seine Wangen mit Tränen.
    »Lebe wohl!« schluchzte sie. »Lebe wohl, mein Prinz. Dies ist das letzte Mal, daß wir uns sehen. Mein Vater ist ausgewiesen, und er schickt mich durch die Tunnel fort. Es gibt keine Möglichkeit, dich zu retten. Mein Vater und seine Gefolgschaft werden noch vor dem Morgen tot sein, und du mit ihnen. Willst du mir nicht wenigstens ein letztes Wort zum Abschied sagen? Sprich nur ein einziges Mal zu mir.«
    Das Tier hielt sie zärtlich an sich gedrückt. Von draußen ertönte ein Geräusch wie das Summen von Bienen. Der Schnee fiel gegen das Quarzglas und schmolz.
    Das Tier spürte, was sie wollte. Es versuchte, Töne hervorzubringen, rauhe, abgehackte Töne, heiser und formlos ... aber es waren keine Worte. Es konnte nicht sprechen, denn sein Leben war zu kurz gewesen, um die Sprache zu lernen.
    Zwischen den Wolken tauchte jetzt ein Flugzeug auf. Es war ein altes Modell, das von Propellern angetrieben wurde. Aus der Glaskanzel ragte der Lauf eines Maschinengewehrs. Der Pilot betätigte den Auslöser der Waffe, und ein dichter Hagel von Kugeln zerbrach das Glas. Dann war das Flugzeug verschwunden – die Fenster waren zertrümmert.
     
    *
     
    Die Frau hing

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