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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Jimmy hörte auf zu pfeifen.
    Unwillkürlich versuchte er, sich der eintretenden Stille anzupassen und trat leiser auf. Die Schutzfenster und Türen der Wohnungen im New Sunnydale Viertel schlossen sich hermetisch. Alle Geräusche blieben nun in den schalldichten Räumen mit ihren Klimaanlagen.
    Friedenswächter Jimmy war nur ein Schatten in der Dunkelheit, und seine vagen Umrisse vermischten sich mit denen der Alleebäume und kurzgeschnittenen Rasenflächen, die wie schimmernde Glasflächen wirkten. Jimmys Sympathie gehörte den Familien in den abgeschlossenen Wohnungen, wo sie jetzt in Behaglichkeit und Sicherheit zusammen sein konnten. Ein heiteres Lächeln überzog sein ehrliches Gesicht; es schien zur Uniform zu gehören.
    Alle Menschen dieser wunderbaren Welt gehörten zusammen und bildeten eine Einheit. Jimmy lächelte zu den plötzlich dunklen Fenstern empor. Die Augen, die sich dahinter zum Schlaf schlossen, zwinkerten ihm sicherlich vorher noch einmal freundschaftlich zu.
    »Gute Nacht, Jimmy. Unsere Gedanken begleiten dich auf deinem Gang.«
    »Danke, Freunde. Ich danke euch.«
    Es kam selten vor, daß Jimmy seiner Dienststelle Meldung über Verstöße gegen die zivile Ordnung zu erstatten hatte. Meist regelte er kleinere Vergehen selbst, soweit es sich um Wegwerfen von Papier, Betreten der Grasflächen oder das Laufenlassen eines Hundes in den Parkanlagen handelte. Selbst über die Beschädigung öffentlichen Eigentums sah er hinweg, denn meist waren es nur die Kinder, die ihre Namen in die Brunnensteine ritzten. Natürlich gab es immer wieder ernste Verletzungen der gesetzlichen Sperrstunde. Letzte Woche die Frau, zum Beispiel; ein Insekt, ein Käfer wohl, war in die Küche eingedrungen und hatte eine Panik verursacht. Die Familie hatte ihn rufen lassen. Niemand hatte je zuvor einen solchen Käfer gesehen, aber Jimmy wurde mit ihm fertig. Er hatte die Friedensakademie absolviert und war geschult worden. Er hatte eben mit allem fertigzuwerden.
    Gelegentlich konnten auch Schlafwandler beobachtet werden. Fast in allen Fällen konnten sie eingefangen und in ihre Wohnungen zurückgebracht werden, bevor sie in den unbewachten Parks oder in den vergifteten, nicht sterilisierten Gebieten untertauchten und verlorengingen. Das Gesundheitszentrum nahm sich aller eingefangenen Schlafwandler an und kurierte sie. Schlafwandler waren keine ernsthafte Bedrohung, und es gab immer weniger von ihnen, aber Jimmy wünschte sich, es gäbe überhaupt keine. Schon allein der bloße Gedanke an einen Schlafwandler verwirrte ihn.
    Jimmy ging seine Runde. Er lächelte noch immer, während er an den Wänden aus blitzendem Chrom, schimmerndem Stahl, Glas und Verputz entlangschritt. Das Mondlicht wurde von den Wänden reflektiert, und alles war überlagert von dem beruhigenden Wohlgeruch antiseptischer Vorsorge.
    Plötzlich blieb Jimmy stehen. Hatten sie da vorn im Laufe des Tages eine neue Statue aufgestellt? Nein, er würde es wissen. Außerdem bewegte sich die dunkle Gestalt. Es war ein Mädchen im Pyjama. Nein, keine Schlafwandlerin, entschied er schnell. Sie sah ihn und winkte. Eine Schlafwandlerin würde ihm niemals zugewinkt haben.
    Er ging auf sie zu. Höflich sagte er:
    »Es ist spät, Miss.« Sie gab keine Antwort. Er lächelte. »Die Sperrstunde hat begonnen, Miss.«
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. Auf keinen Fall eine Schlafwandlerin, dachte Jimmy. Der arme Hopkins vor ein paar Tagen hatte sich ganz anders benommen. Ihre Hände streckten sich ihm hilfesuchend entgegen.
    »Friedens ... wächter ...?«
    »Ja, ich bin Friedenswächter Jimmy.«
    »Oben ... schlimm ... sehr ... schlimm ...«
    »Was?« Jimmy lächelte noch immer, als sie auf ihn zurannte und seinen Arm mit beiden Händen umklammerte. Ihr Gesicht war weiß. Angstverzerrt.
    »Bluuu ... Bluuuuu ...«
    Jimmy fror plötzlich, aber keine kühle Brise wehte durch die laue Sommernacht. Er hielt das Mädchen fest und lächelte weiter, obwohl ihm auf einmal nicht mehr danach zumute war.
    »Hören Sie, Miss, wir wollen doch nicht die Gesetze verletzen. Wo ist Ihre Wohnung? Ich bringe Sie hin.«
    Als Antwort stammelte sie unverständliche Worte, mit denen Jimmy nichts anfangen konnte. Sie mußte krank sein, anders war ihr merkwürdiges Benehmen nicht zu erklären. Er gab seiner Stimme einen fast väterlichen Klang, um ihr Vertrauen zu erwecken.
    »Nun, wo wohnen Sie, Miss?«
    »Dreihundertsieben ... Nordflügel ...«
    Sie drehte sich plötzlich zur Seite und begann zu

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