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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ruhte und mich an einen silbernen Fisch erinnerte, den das Meer aufs Land geworfen hatte.
    Ein gewisses Zeitgefühl kehrte nun zurück. Mir war, als schwämmen wir auf einer riesigen Woge dem Meer entgegen, um eines Tages von ihm verschluckt zu werden. Es war mir jedoch unmöglich, meine Gedanken Grectchra mitzuteilen.
    »Jeder Tag und jede Nacht«, sagte sie, »sind wie der Tag und die Nacht vorher und wie die Tage und Nächte, die noch kommen werden. Warum sollte man sie zählen?«
    »Aber – wirst du denn niemals alt? Werde ich nicht alt? Werden wir nicht eines Tages sterben?«
    »Wir werden nicht alt wie Tiere oder Pflanzen«, sagte sie bestimmt. »Wie sollten wir alt werden können?«
    »Da ist noch etwas, das ich nicht verstehe«, gab ich zu.
    »Warum willst du immer alles verstehen?«
    Sie konnten doch nicht unsterblich sein ...?
    Eines Nachts wurde ich wach. Ich hörte Grectchra neben mir stöhnen, als habe sie Schmerzen. Ihr Atem ging keuchend und unregelmäßig, als bekäme sie keine Luft.
    »Grectchra!«
    Ich griff nach ihr, aber sie war nicht auf ihrem Platz. Es war dunkel, und ich konnte nichts sehen. Schon wollte ich aufstehen, als ihre Stimme scharf sagte:
    »Bleib dort, wo du bist! Es sind nur die Schmerzen. Du mußt mich in Ruhe lassen.«
    Ich verstand wieder nicht, aber ich fügte mich. Ich legte mich unter die Decke und wartete. Erst Stunden später kehrte sie zu mir zurück und kroch neben mich. Als der Morgen graute, sah ich dann, was geschehen war.
    Im grünen Sand neben dem Bett lag ein großes, silbernes Ei mit blauen Adern. Grectchra war sehr stolz darauf, aber sie schien nicht zu begreifen, daß sie dieses Ei niemals würde ausbrüten können. So lag es also tagelang in derselben Ecke, genauso wie in allen anderen Zelten auch Eier lagen.
    Und dann wurde es plötzlich draußen kälter. Noch vor Sonnenaufgang erwachten wir, denn ein eisiger Wind warf den Sand gegen unser Zelt. Er drang durch die Ritzen und trieb uns aus dem Bett. Dann legte er sich wieder, aber die Kälte blieb. Grectchra wärmte mich, aber auch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß auf der Welt des ewigen Sommers ein eisiger Winter geboren worden war.
    Dieser Tag war nicht so wie die anderen; wie alle anderen.
    Die Zelte waren leer. Die Webe webten nicht, und die Töpfe der Töpfer standen zu Stapeln gereiht in den Regalen.
    »Wo sind sie alle?« fragte ich.
    »Sie bereiten sich auf die Kinder vor«, antwortete Grectchra, als wäre das nichts Besonderes, und als hätte sie es immer gewußt. Dabei war ich fest davon überzeugt daß sie beim Aufstehen noch nichts geahnt und Töpfer wie Weber an ihrem gewohnten Platz zu sehen erwartet hatte.
    Wir wanderten in Richtung des Tempels. Dort trafen wir die anderen Dorfbewohner. Alle arbeiteten. Sie trugen den grünen Sand in Kübeln aus der Wüste in das Innere des Tempels und schütteten ihn dort zu einem Hügel auf.
    »Warum tun sie das?«
    »Sie tun es für die Kinder.«
    Jeden Tag gingen wir hinaus zum Tempel, wo der Hügel immer größer und höher wurde. Jeden Tag aber wurde es auch kälter. Den Vormittag über blieben wir nun meist im Zelt. Nachmittags schien die Sonne wärmer. Eines Morgens aber sagte Grectchra:
    »Es ist soweit.«
    Sie nahm das silberne Ei vom Boden auf und legte es in den Schoß des aufgehobenen Kleides. Ich folgte ihr zum Tempel. Der kalte Wind wirbelte den Sand auf, der sich wie Eis auf meine Haut legte. Die Welt war nicht mehr so schön wie einst. Grectchra brachte das Ei zum Hügel und vergrub es tief in dem grünen Sand. Alle anderen Frauen des Dorfes taten dasselbe.
    »Jetzt ist es gut«, sagte Grectchra.
    Ich gab keine Antwort.
    Als alle ihre Eier abgelegt und vergraben hatten, verließen wir den Tempel. Einige der Männer bewegten einen Hebel aus Stein und mit lautem Gepolter stürzte eine Felsmauer vor den Eingang und verschloß ihn.
    Die Sonne stand schon hoch. Trotzdem wurde es nicht mehr warm.
    Auf der Mauer sah ich Schriftzeichen.
    »Was bedeuten sie?« fragte ich.
    Grectchra nahm meine Hand und führte mich zu der Mauer. Die anderen Eingeborenen wichen zurück, um uns Platz zu machen. Auch sie lasen die geheimnisvolle Schrift, die so plötzlich aufgetaucht war, aber sie taten es mit einer Interesselosigkeit, die mich in Erstaunen versetzte. Es war, als würden sie die Worte schon kennen und fänden sie hier nur bestätigt.
    Grectchra las laut vor:
     
    »Wir nannten einst großes Wissen unser Eigentum, und oft wandelten wir das

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