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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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würgen. Sie erbrach sich. Verwundert hielt er sie fest, während seine Gedanken sich überschlugen. Rätsel über Rätsel. Wenn ihr nur schlecht geworden war, warum lief sie dann nachts auf der Straße herum? Warum hatte sie nicht einfach auf den Knopf gedrückt, der sofort eine Streife des Gesundheitszentrums herbeigerufen hätte?
    »Ich bringe Sie nach Hause. Wie heißen Sie?«
    »Lois ... Palmer.«
    »Kommen Sie, es ist alles in Ordnung, Lois.«
    »Was ist in Ordnung ...?«
    »Alles, Sie werden sehen.«
     
    Sie gab ihren Widerstand auf und ließ sich in das Gebäude führen. Im Lift erst wurde sie wieder unruhig. Vielleicht hatte sie Fieber. Es kam immer wieder vor, daß ein längst vergessenes Virus zu neuem Leben erwachte. Niemand konnte so etwas voraussagen aber man wurde mit solchen Überraschungen fertig. Jimmy hatte erste Hilfe zu leisten, bis die Jungen vom Gesundheitszentrum kamen. Vielleicht hatte sie aber auch nur einen Schock erlitten – es war eine Diagnose, die Jimmy ebenfalls nicht befriedigte. Er begann zu schwitzen, denn jede Unterbrechung seiner gewohnten Routine bedeutete Arbeit und Schwierigkeiten.
    Als sie sich der Tür zu Apartment Nr. 307 näherten, schreckte sie auf einmal nicht mehr zurück. Sie hob den Kopf und ging voran. Ihr Blick war starr und erinnerte an den eines Schlafwandlers. Jetzt sah sie fast aus wie damals Hopkins. Nein, doch nicht, dachte Jimmy. Nicht ganz so.
    »Wir sind da«, sagte er und lächelte wieder freundlich. Aber seine Hand, schon fast auf dem Drehknopf der Tür, hielt plötzlich inne. Er lauschte.
     
    Dann hörte er es wieder.
    Das Geräusch erinnerte an das Schnüffeln und keuchende Atmen eines Hundes. Natürlich, ein Hund! Was sollte es wohl sonst sein? Es wurde schwächer, aber Jimmy zögerte noch immer. Er warf Lois einen Blick zu. Das Mädchen starrte bewegungslos auf die Tür und wartete. Das sah schon nach einem ernsten Vergehen aus. Sie kamen selten vor, aber hin und wieder sprach doch einer die Sprache des Feindes oder rauchte gar Zigaretten. Man fand sie manchmal noch, tief in der Erde vergraben. Das Rauchen gehörte zu den schlimmsten Verbrechen. Jimmy beugte sich vor und hielt sein Ohr gegen die Tür. Wie furchtbar mußte es für dieses Mädchen gewesen sein, einen vielleicht geliebten Angehörigen rauchen zu sehen, hilflos zuschauen zu müssen, wie er seinen Körper durch das inhalierte Gift zerstörte. Schrecklich!
    Jimmy spürte tief im Unterbewußtsein das erregende Pochen seines Blutes; es sang von unbekannten Freuden einer längst versunkenen Vergangenheit oder einer fernen Zukunft. Sein Lächeln war verzerrt, dann stieß er die Tür auf.
    Lois betrat vor ihm das Zimmer. Er folgte ihr und schloß hinter sich die Tür. Lois drehte sich, ohne den Kopf extra zu bewegen. Es war, als könne sie keinen Teil ihres Körpers allein bewegen, weil er steif geworden war. Jimmy folgte der Richtung ihres starren Blicks, aber dann sah er es selbst. Auf dem Teppich.
    In Jimmys Gehirn begann es zu klicken. Es war, als rasteten geistige Relais ein. Er schaltete erstaunlich schnell. Die vorliegenden Daten genügten, ihn automatisch handeln zu lassen.
    Blut!
    Ein zertrümmerter Schädel!
    Augen, die leer ins Nichts starrten!
    Ein Toter!
    Jimmy schloß die Augen. Die Psychoingenieure auf der Friedensakademie hatten ihn geschult und dafür gesorgt, daß er jeder Situation gewachsen war und richtig handelte. Schlüsselgeräusche, entsprechendes Benehmen und visuelle Wahrnehmungen, zum Beispiel der Anblick einer Leiche, lösten bei einem Friedenswächter sofort die notwendigen Aktionen aus.
    Tod!
    Ist er die Folge natürlicher Einwirkungen? Ein Unfall? Ein Symptom psychischer Anomalität? War ein Mörder am Werk?
    Die Fragen mußten sofort beantwortet werden.
    Aber zwischen dem freundlichen, immer lächelnden Jimmy auf Patrouille und dem Jimmy, der augenblicklich zu handeln hatte, stand der Schock. Er wußte, welche Farbe in seinen künftigen Träumen bevorzugt auftreten würde. Rot würde sie sein, dick und rot wie Sirup. Dampfendes und heißes Rot.
    Er lehnte an der Zimmerwand, den Kopf zurückgelegt, die Augen geschlossen und den Mund offen. Sein Gesicht war bleich. Um handeln zu können, mußte ein Friedenswächter die Existenz einer Unmöglichkeit anerkennen, einer Unmöglichkeit, die nicht einmal beim Namen genannt werden durfte. Aber immer noch gab es Haß. Es gab Feindschaften. Immer noch wohnte im Herzen der Menschen der Hunger nach Zerstörung. Das Virus

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