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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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kannst dann ja weiterarbeiten.«
    »Ja, ich muß überlegen«, stimmte er mir bei. »Vielleicht muß ich sogar nachforschen.«
    »In meinem Zimmer findest du genug Bücher, auch wissenschaftliche, über Katzen und ihr Verhalten.«
    »Die Katzen in der Schlucht sind ganz besondere Tiere«, lächelte er. »Ich fürchte, ich muß ihr Geheimnis selbst herausfinden.«
    »Wie du meinst«, sagte ich. »Schließlich ist es ja deine Geschichte.«
    »Ich bin froh, daß Sie so denken. Wissen Sie, ob überhaupt schon einmal jemand über sprechende Katzen geschrieben hat?«
    »Saki, und vielleicht Asop.«
    »Sie haben das erfunden, nicht wahr?«
    »Das weiß ich nicht, aber es ist wahrscheinlich.«
    »Ich will aber nicht so schreiben wie sie. Ich will nur das schreiben, was wahr ist. Nur so kann man erfolgreich sein.« Er seufzte. »Ich weiß auch nicht, warum ich diese Geschichte nicht so beenden kann wie die anderen, die doch viel schwerer zu schreiben waren. Vielleicht kommt es daher, weil ich noch nie in meinem Leben eine Katze habe sprechen hören.«
    »Wer hat das schon?« lächelte ich.
    Später, am Nachmittag, suchte ich ihn erneut auf. Er saß in meinem Arbeitszimmer und ließ schnell einige Seiten Papier verschwinden, als er mich bemerkte.
    »Nun, geht es voran, Titus?«
    »Ja, danke.«
    »Hast du das Geheimnis der sprechenden Katzen gelöst?«
    »Das nicht, aber ich weiß, wie es zu lösen ist. Es ist mir eben eingefallen. Man muß nur nachdenken.«
    »So, es ist dir eingefallen? Was ist es denn?«
    »Ich möchte es Ihnen erst später verraten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Dagegen ließ sich nichts machen, wußte ich. Ich gab meinen Dienern Anweisung, auf Titus zu achten und mir zu melden, wenn er das Haus verließ. Ich selbst hatte noch im Garten zu tun und vergaß den Jungen, bis es Zeit wurde, den Tee einzunehmen.
    Das Arbeitszimmer war leer, und Titus war verschwunden.
    Keiner der Diener hatte ihn weggehen sehen. Ich erblickte das weit geöffnete Fenster und konnte mir denken, auf welchem Weg er das Haus verlassen hatte. Sein Manuskript war nicht zu sehen, aber ich entsann mich der Blätter, die er unter das Löschpapier geschoben hatte.
    Eine gute Gelegenheit, dachte ich, als ich einen beschriebenen Bogen fand. Leider war er nur der Beginn einer neuen Seite.
    Ich las:
    »... mit Hilfe eines Seils, weil es immer leichter ist, Katzen von oben her zu belauschen, und zwar dank der merkwürdigen Struktur ihrer Augäpfel.«
    Der Rest der Seite war mit der Zeichnung ausgefüllt, die ich am Abend zuvor in Orestes Notizbuch gesehen hatte.
    Meine Hand zitterte, als ich das Blatt auf den Tisch zurücklegte. Mein Diener brachte mir ein Glas Whisky, das ich auf einen Zug leerte. In diesem Augenblick begriff ich, daß es besser gewesen wäre, Titus mit einer Kette an den Tisch zu fesseln. Wie aber hätte ich das vorher wissen sollen? Ich hatte Titus genauso unterschätzt wie Oreste.
    »Schnell!« sagte ich zu dem Diener. »Wir dürfen nicht zu spät kommen.«
    Es war Valerian, der das Seil entdeckte. Es war um einen Baum geschlungen, während das andere Ende in die Schlucht hinabbaumelte. Ich nahm mein Teleskop und fand Titus in mehr als hundert Metern Tiefe auf dem Geröll liegen. Seine Glieder waren seltsam verrenkt. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß er sofort tot gewesen war. Schon begannen über dem Abgrund die Geier zu kreisen.
    Die Leute aus dem Ort weigerten sich, die Leiche zu bergen. Noch nie war jemand in die Schlucht hinabgestiegen. Titus würde immer dort unten bei den sprechenden Katzen bleiben, die es nur in seiner Phantasie gegeben hatte.
    Oder in der Phantasie Orestes.
    Während ich ging, um meinen Freunden die schreckliche Nachricht zu überbringen, kreisten meine Gedanken nur immer um die eine Frage, welches Gericht auf dieser Welt Oreste den Mord nachweisen konnte. Diesem Oreste, der zur Zeit der Geschehnisse im Haus meiner Freunde auf seinem Zimmer gesessen und nichts anderes getan hatte, als zu schreiben.
    Eine Kindergeschichte.
    Eine Geschichte für Titus.
     

Die Dämonin
     
Jack Sharkey
     
     
    Er spürte den Schmerz – einen kurzen, messerscharfen Stich –, als er sich nach dem Zähneputzen den Mund ausspülte. Um seine Ursache herauszufinden, schob er mit den Fingerspitzen die Oberlippe beiseite und sah in den Spiegel. Das rosige Zahnfleisch war gesund, und die Zähne waren weiß und ohne Fehler. Er drückte dagegen – und wieder spürte er den Schmerz. Unangenehm berührt, spülte

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