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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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warten, bis auch die anderen Zähne gezogen sind.«
    Bob hatte plötzlich das Gefühl, in seinem Magen sei nicht alles in Ordnung.
    »Die anderen?« stammelte er. »Wollen Sie damit sagen, daß noch andere Zähne gezogen werden müssen?«
    Dr. Haufen schien einen Entschluß gefaßt zu haben. Er kam etwas näher und blinzelte vertraulich.
    »Mr. Terrill«, sagte er sanft, »Sie haben eine noch sehr junge Frau, kaum dreißig Jahre alt. Ich habe größtes Verständnis dafür daß Sie daher Ihre äußere Erscheinung ein wenig – hm, sagen wir angepaßt haben. Ein Mann ist so jung, wie er sich fühlt, das ist völlig richtig. Aber eine mathematisch festgelegte Tatsache läßt sich nicht umstoßen. Die Jahre allein zählen, nicht nur das Aussehen ...«
    »Einen Augenblick, Doktor!« Bob unterbrach den Arzt und setzte sich nun ganz aufrecht. »Was wollen Sie eigentlich? Könnten Sie nicht deutlicher werden?«
    Auf dem Gesicht des Zahnarztes spielte ein nachsichtiges Lächeln, als er das Negativ an der Klammer vom Nagel nahm und demonstrativ in die Luft hielt.
    »Aus verständlichen Gründen versucht man oft, andere Menschen zu täuschen, aber Röntgenstrahlen lassen sich nicht betrügen – und Röntgenbilder lügen auch nicht.«
    »Ich verstehe kein Wort«, sagte Bob und fühlte sich ganz elend. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Ich versuche Ihnen nur zu erklären, daß Ihre Behauptung, erst sechsunddreißig Jahre alt zu sein, angesichts dieser entwickelten Röntgenaufnahme geradezu lächerlich ist.«
    »Aber Doktor – ich bin sechsunddreißig!«
    »Nicht, wenn es hiernach geht.« Dr. Haufen hielt ihm das Negativ dicht vor die Augen. Bob starrte auf die grauweißen Konturen, die sich kaum gegen den schwarzen Hintergrund abhoben, dann schüttelte er den Kopf.
    »Davon verstehe ich nichts. Ich begreife überhaupt nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Also gut«, sagte Haufen, »dann will ich es Ihnen erklären. Sie behaupten, sechsunddreißig Jahre alt zu sein, aber Sie haben die Zähne eines Mannes, der gut und gern doppelt so alt sein muß.«
    Bob ließ die Armlehnen los und sank zurück, bis sein Kopf auf der Stütze Halt fand. Er starrte Haufen an.
    »Ich bin sechsunddreißig ...«
    Der Arzt lächelte nachsichtig und drehte sich um. Sorgfältig wählte er seine Instrumente aus. Als er wieder sprach, schien sein Interesse für das wirkliche Alter seines Patienten erloschen zu sein.
    »Wie Sie wollen, Mr. Terrill. Die Hauptsache ist, wir ziehen den Zahn. Später allerdings wäre ich Ihnen schon dankbar, wenn Sie mich darüber aufklären, wie Sie es schaffen, so jung auszusehen. Auch Ihre Stimme ist ...«
    Er hatte sich inzwischen wieder umgedreht und verstummte. Der Stuhl, in dem Mr. Terrill gesessen hatte, war leer. Der Patient hatte unbemerkt das Weite gesucht.
    Dr. Haufen ließ den Wattebausch in den Abfalleimer fallen und zuckte die Achseln. Diesem Terrill würde er schon eine gepfefferte Rechnung schicken, auch ohne gezogenen Zahn.
     
    Schon von der Terrasse aus konnte er das flackernde Kerzenlicht bemerken. Er steckte den Hausschlüssel in die Hosentasche zurück, durchquerte das Wohnzimmer und ging aufs Schlafzimmer zu. Die Kerzen auf dem Tisch waren halb niedergebrannt. Das Silberbesteck reflektierte das Licht. Er sah auf die Uhr und stellte fest daß es bereits halb acht war. Von der Küche her kam der Geruch kaltgewordenen Essens.
    Er hatte kein reines Gewissen, als er die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Valerie saß aufrecht im Bett, bleich und abgehärmt. Die rechte Hand lag in der Nähe des Telefons. Als sie ihn sah, sprang sie auf, und die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück.
    »Vom Büro aus haben sie angerufen.« Ihre sonst so ausgewogene Stimme klang schrill und nervös. »Sie fragten, ob dir was passiert sei.« Sie drängte sich an ihn. »Ich wollte gerade die Polizei anrufen.«
    »Es tut mir leid«, sagte er ernst.
    »War es schlimm?« Valerie lehnte sich zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Beim Zahnarzt, meine ich.«
    Bob legte den Arm um sie, damit sie sich nicht noch weiter zurücklehnen konnte.
    »Ziemlich schlimm«, betonte er, ohne lügen zu müssen. »Es war so ziemlich das Schlimmste, was ich bisher überhaupt erlebt habe.«
    »Laß mich den Zahn mal sehen«, bat sie und sah auf seinen Mund. »Tut er sehr weh? Hat der Arzt eine Füllung gemacht?«
    »Nicht direkt«, murmelte Bob. Sanft drückte er ihren Kopf gegen seine Brust, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. »Er

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