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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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selbst eingefallen ist. Sollte das nicht stimmen, und sollte hier etwas Unerklärliches geschehen sein, so ist er sich dessen nicht bewußt.«
    »Ha!« rief Oreste.
    Er saß in seiner Ecke. Sein Gesicht wirkte jung und alt zugleich. Es war mir unheimlich und stieß mich ab, trotzdem erhob ich mich und schritt zu ihm. Er sah mir entgegen, aber dann beschäftigte er sich erneut mit seinen Notizen. Ich trat neben ihn, so daß ich einen unauffälligen Blick in das Manuskript werfen konnte.
    Viel sah ich natürlich nicht. Immerhin konnte ich einige Sätze lesen, und soviel ich herausfand, handelte es sich um eine Kindergeschichte von Katzen und einigen Knaben. Zwischen dem Text waren einige Zeichnungen.
    Ich kehrte zu meinem Platz zurück und setzte mich wieder. Oreste hatte mir spöttisch nachgeblickt. Nun sagte er:
    »Haben Sie gesehen, was Sie zu sehen wünschten?«
    »Es geschah unabsichtlich«, log ich. »Sie haben Talent zum Zeichnen, Oreste. Ich finde die Katzen außerordentlich gut getroffen.«
    »Illustrationen für ein Kinderbuch.«
    Elisabeth sah auf.
    »Das also hast du geschrieben! Wie nett, ein Kinderbuch – und dazu in unserem Haus.«
    »In irgendeinem Haus muß ich ja schreiben«, knurrte Oreste.
    Viel mehr kam an diesem Abend nicht heraus, und bald verabschiedete ich mich. Der Diener schlief fest auf einem Stuhl vor Titus' Zimmer, aber er wachte sofort auf, als er meine Fußtritte hörte. Er war sogar bewaffnet. Beruhigt ging ich in mein eigenes Schlafzimmer und legte mich zur Ruhe. In meinem Haus war Titus sicher.
    Am anderen Morgen frühstückten wir zusammen auf der Dachterrasse. Von hier aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Berge und Schluchten, die unser Plateau umgaben.
    »Heute möchte ich mit einer neuen Geschichte anfangen«, sagte Titus plötzlich.
    »Aber du hast ja gerade den Roman beendet, Titus.«
    »Ich weiß. Eigentlich sollte ich mich jetzt ausruhen, aber die Geschichte ist verhältnismäßig einfach und fiel mir in der vergangenen Nacht ein.«
    »Was soll es denn diesmal sein?« fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits zu wissen glaubte.
    »Eine Geschichte für Kinder. Ganz leicht und einfach, denn ich bin ja selbst noch ein Kind. Was ich schreibe, wird darum auch ihnen gefallen.«
    Mein Herz krampfte sich ein wenig zusammen.
    »Titus«, sagte ich, »könntest du nicht einige Tage mit der Geschichte warten? Ich nehme dich heute mit in die Stadt, wenn du Lust dazu hast. Wenn du zuviel schreibst, fällt dir später nichts mehr ein, und das wäre doch schade. Laß dir Zeit, dann wird die Geschichte um so besser.«
    »Sie wissen nicht viel über das Schreiben. Wenn es einen überkommt, dann muß man schreiben. Man interessiert sich nicht für Städte und Menschen, sondern will nichts als schreiben.«
    Ich gab nach, um keinen Verdacht zu erregen.
    »Ich werde heute spazierengehen, um dich nicht zu stören. Du kannst mein Arbeitszimmer benutzen, wenn du willst.«
    Einige Stunden später kehrte ich von meinem Spaziergang zurück und erkundigte mich bei Titus, wie die Arbeit voranginge. Er sagte:
    »Danke, ich bin zufrieden. Die Worte fließen nur so aus der Feder. Allerdings ...«, er stockte und schien nicht zu wissen, wie er sich ausdrücken sollte. »Allerdings weiß ich noch nicht, wie die Geschichte ausgehen soll.«
    »Ach, du kennst das Ende selbst noch nicht?«
    »So ist es. Ich bin bis an die Stelle gekommen, wo die Kinder die Katzen sprechen hören, aber kein Wort von dem verstehen was die Katzen zueinander sagen.«
    »Was für Katzen?« fragte ich scharf.
    »Die Katzen in meiner Geschichte. Aber das können Sie ja nicht wissen, entschuldigen Sie.«
    Ich begann mich zu wundern, wieviel ich nicht wußte.
    »Erzähle mir mehr darüber, Titus.«
    »Nun, es sind die Katzen, die auf dem Grund der Schlucht hausen. Man kann sie von hier aus nicht sehen. Sie leben schon immer da unten, getrennt von den anderen Katzen, so daß sie ihre Sprache vergessen haben. Aber sie haben den Menschen zugehört, und mit der Zeit haben sie gelernt, wie die Menschen zu sprechen. Sie sind sehr intelligent, die Katzen. Sie lauschen nur, und schon lernen sie die Menschensprache.«
    »Eine schöne Geschichte, aber was hat sie mit dem zu tun, was du geschrieben hast?«
    »Sie handelt davon, aber ich muß wissen, worüber sich die Katzen unterhalten. Wenn ich das nicht weiß, kann ich meine Geschichte nicht zu Ende schreiben.«
    »Vielleicht fällt dir nach dem Essen etwas ein«, tröstete ich ihn. »Du

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