Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
gutes Geld, aber es würde nur für eine Woche Kost und Logis reichen, mehr nicht. Er sah auf die Uhr, die er bereits auf Lokalzeit umgestellt hatte.
Früher Nachmittag.
Bis zum Abend würde er sich eingelebt haben – hoffte er.
Er stopfte die Juwelen in eine Aktentasche, die er mit einer dünnen Kette an seinem Handgelenk befestigte. Auf seinem Weg vom Raumhafen zum Hotel hatte er festgestellt, daß gleich nebenan eine Bank war. Dort würde er die Tasche in einem Safe deponieren.
Von der Bank aus schlenderte er durch die Stadt und näherte sich allmählich dem Zentrum. Zu seiner heimlichen Freude stellte er fest, daß überall gut aussehende und sicherlich auch sehr fähige Polizisten herumstanden und jeden Fußgänger eingehend musterten. Sie trugen weiße Hemden und blaue Hosen.
Clavering hatte sich bereits entschieden, welches Vergehen er begehen mußte, um sein Ziel zu erreichen. Ein Ladendiebstahl schien ihm gerade das Richtige zu sein, für nicht allzu lange Zeit im Gefängnis zu landen. Deportieren würde man ihn dafür wohl kaum. Daran hatte er auch kein Interesse. Er mußte ins Gefängnis, um die richtige Adresse zu bekommen. Hoffentlich waren sie nicht ganz so schlimm, wie der Inspektor angedeutet hatte.
Gemächlich spazierte er in ein größeres Geschäft, nahm den Lift zur Abteilung für Herrenbekleidung und schlenderte an den Regalen entlang. Ein Sortiment von Kristall-Seiden-Gürteln aus dem System Altair interessierte ihn. Er blieb stehen und nahm einen der Gürtel in die Hand. Er fühlte sich leicht und geschmeidig an und schmiegte sich wie eine Schlange um die Haut. Ohne sich umzusehen, rollte Clavering den Gürtel zusammen und schob ihn in die Rocktasche. Gemächlich ging er zum Lift zurück.
Noch ehe er ihn erreichen konnte, spürte er eine feste Hand an seinem Arm ...
Im Vergleich zu der Großzügigkeit der Gesetze, was hierher geflohene Verbrecher anging, war das Magistratsgericht nicht gerade kleinlich. Der Richter bedauerte sogar, daß auf Ladendiebstahl nicht die Deportation stand. Er fällte das Urteil.
»Sechs Monate Zwangsarbeit.«
»Aber, Euer Ehren«, protestierte Clavering erschrocken, denn er hatte höchstens mit zwei Wochen gerechnet, »das ist meine erste Strafe.«
»Auf unserem Planeten vielleicht«, antwortete der Richter. Er starrte Clavering böse an. Dann sagte er zu den Polizisten: »Schafft ihn fort.«
Sie führten ihn weg.
Später hockte Clavering auf dem Rand seiner Holzpritsche in einer kleinen und kahlen Zelle.
Ich muß damit fertig werden, dachte er, so gut es eben geht. Sechs Monate sind eine verdammt lange Zeit, länger jedenfalls, als ich aller Voraussicht nach benötigen werde, einen Hehler zu finden. Vielleicht erfahre ich mehrere Adressen, und dazu noch einige Dinge, die mich interessieren könnten. Wenn ich hier herauskomme, habe ich Verbindungen. Ich weiß dann genau, wie weit ich gehen kann, ohne Gefahr zu laufen, deportiert zu werden.
Er stand auf, als die kleine Klappe in der Tür aufgestoßen wurde. Eine flache Schüssel wurde ihm entgegengeschoben. Er nahm sie und das feuchte Stück Brot. In einer braunen Flüssigkeit schwammen ein paar Bohnen. Es sah nicht sehr appetitlich aus. Er setzte sich wieder aufs Bett und begann zu essen.
Als sich die Klappe erneut öffnete, gab er die leere Schüssel hinaus. Er legte sich auf die Pritsche, als das Licht gelöscht wurde. Kurz darauf war er eingeschlafen.
Zu seinem Erstaunen schlief er in dieser ersten Nacht gut. Das Frühstück war nicht besser als das Abendessen, aber er ließ keinen Bissen übrig.
Die Tür wurde geöffnet. Clavering trat hinaus auf den Korridor, wo bereits eine lange Schlange anderer Sträflinge wartete. Ihre Köpfe waren kahlgeschoren, und jeder trug einen gestreiften Anzug. Zwei Wärter gingen hin und her. Sie waren gut bewaffnet und sahen nicht so aus, als könne man sie überraschen. Clavering seufzte. Er war nun das dritte Mal im Gefängnis, aber die beiden vorangegangenen Strafen hatte er in Anstalten verbüßt, bei denen besonderes Gewicht auf Humanität und gute Behandlung gelegt worden war.
Die Zwangsarbeit, von der im Urteil die Rede gewesen war, erwies sich als etwas, das Clavering nur von alten Büchern her kannte. Er hatte nicht geahnt, daß es so etwas wirklich noch gab. Im Steinbruch auf dem Gefängnisgelände mußten mit vorsintflutlichen Werkzeugen die Felsen aus dem Berg gebrochen und zerkleinert werden. Das alles hätte Clavering noch hingenommen, wenn er
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