Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
emporzuklettern. Pseudotentakel streckten sich aus. Joe vernichtete sie mit dem Rest aus der Flasche, bis von dem unheimlichen Organismus nur ein Fleck übrig war, nicht größer als eine Untertasse. Der Essig schloß ihn ein, und dann, mit einem letzten Zischen, war »Es« nicht mehr.
Fünf Monate später war die irdische Sonne schon so nahe, daß Joe in ihrem Licht lesen konnte. Er schaltete den Hyperdrive ab und drang eine Woche später in die heimatliche Atmosphäre ein. Er traf die letzten Vorbereitungen zur Landung. Endlich war er zu Hause.
Nach einigen Berechnungen stellte er fest, daß er mit viel Glück auf dem Raumhafen in der Nähe seiner Heimatstadt New York landen konnte, aber genau in diesem Augenblick stellte es sich heraus, daß sein Glück endgültig zu Ende war. Die Bugdüsen, die als Bremse fungierten, zündeten nicht. Zu spät entsann sich Joe der unterbrochenen Reparatur auf Chronos.
Immerhin lag das Schiff auf dem richtigen Kurs. Er mußte es eben mit den Bremsfallschirmen versuchen. Allerdings war dazu erforderlich, daß er die Geschwindigkeit weiter herabsetzte, sonst würden nicht nur die Fallschirme, sondern gleich das ganze Schiff vom Luftwiderstand zerrissen werden. Die Hülle glühte bereits.
Er eilte zu dem Trägheitsmoderator und löste die Verschraubungen. Wenn er ihn in eine andere Lage brachte, war es vielleicht möglich, das Schiff zu wenden.
Als vor dem Bug die Lichter von New York aufglühten, schaltete er das Gerät ein. Das Schiff begann sich langsam zu drehen, ohne langsamer zu werden oder den Kurs zu ändern. Als das Heck genau auf New York gerichtet war, zündete er die Antriebsdüsen. Der plötzliche Andruck warf ihn fast zu Boden, aber das Schiff wurde langsamer. Er stand auf und sah aus der Sichtluke. Kein Zweifel, er würde weit über sein Ziel hinausschießen.
Joe schaltete den Antrieb aus und legte den Fallschirm an. So schnell er konnte, eilte er zur Schleuse.
Das Schiff würde in den Ozean stürzen, denn es flog unbeirrt in östlicher Richtung weiter, aber er würde es vielleicht schaffen, auf dem Kontinent niederzugehen. Er drückte auf die Kontrollknöpfe. Langsam öffnete sich die Außenluke. Der Luftdruck preßte ihn gegen die Wand. Mit aller Kraft gelang es ihm, sich bis zur Luke vorzuarbeiten. Dann ergriff ihn der Sog und riß ihn mit sich fort.
Mit einem Knall öffnete sich der Fallschirm, die Riemen strafften sich, und Joe hatte das Gefühl, in zwei Stücke gerissen worden zu sein. Das Schiff über ihm schoß unbeirrt nach Osten und verschwand in Richtung des Horizonts.
Er sank langsam in die Tiefe. Der Westwind trug ihn auf das Meer hinaus, und er konnte nicht schwimmen. Aber vielleicht schaffte er es doch noch. Genau in seiner Richtung lag eine kleine Insel, auf der ein metallener Turm stand.
Wenige Minuten später landete er auf dieser Insel. Er streifte den Fallschirm ab und schaltete den Helmfunk seines Raumanzuges ein. Er lauschte. Nicht einmal das übliche Rauschen war zu vernehmen. Kein Empfang. Die Batterien waren erschöpft.
Er stolperte durch die Dunkelheit. Die kleine Taschenlampe war nur eine schwache Hoffnung, Hilfe herbeizuholen. Joe verfluchte seinen Leichtsinn, keinen Kontakt mit den Raumfahrtbehörden aufgenommen zu haben, als es noch nicht zu spät war. Er liebte Überraschungen, nun hatte er eine.
Er stolperte. Die Taschenlampe fiel ihm aus der Hand. Das Glas zersplitterte. Die Lampe erlosch.
Streichhölzer besaß er nicht, aber er fand auch so heraus, daß die Insel sehr klein und seit langer Zeit verlassen war. Obwohl er in New York wohnte, kannte er sie nicht. Im Licht der Sterne sah er ringsum nichts als Wasser, das klatschend gegen die künstlichen Felsen brandete.
Als endlich der Tag zu dämmern begann, kletterte er auf den Turm.
Gegen Mittag zog ein Flugzeug hoch am Himmel über der Insel dahin. Joe winkte, aber bald sah er ein, wie sinnlos das war. Er wollte den Fallschirm nehmen, aber der war dunkelgrau und hob sich nicht von der Metallfläche der Insel ab.
Den ganzen Tag wartete er, aber nicht ein einziges Schiff kam in die Nähe der Insel. Joe Vargo wurde durstig, und je trockener seine Kehle wurde, desto mehr sank auch sein Mut. Er war nach vielen Lichtjahren zur Erde zurückgekehrt. »Es« hatte ihn als einzigen der Expedition nicht erwischt, seine Heimatstadt war nur noch wenige Kilometer entfernt – und doch war es so, als stünde er draußen in der Unendlichkeit auf einem Asteroiden und wartete darauf,
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