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Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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fragte Talliaferro.
    »Einer von Ihnen dreien, meine Herren.«
    »Und wer?«
    »Auch das ist mir klar. Ich kenne den Täter.«
     
    Talliaferro starrte den Wissenschaftler an. Der Bluff machte auf ihn keinen Eindruck mehr. Wohl aber auf seine beiden Kollegen. Ryger wölbte verächtlich die Lippen vor und kniff die Augen zusammen. Kaunas' Mund war halb geöffnet, aber er brachte kein Wort hervor.
    »Wer ist es?« fragte Talliaferro endlich.
    Urth blinzelte.
    »Zuerst möchte ich klarstellen, daß es in erster Linie um das Geheimnis der Materietransmission geht. Ich glaube, daß wir es noch retten können.«
    Mandel zuckte zusammen.
    »Wie denn, Urth?«
    »Der Mann, der die Papiere kopierte, hat sie sich zweifellos angesehen. Sicherlich nicht so, daß er sich nun an alles erinnern kann, aber doch so, daß er Einzelheiten behielt. Sie sind in seinem Gedächtnis verankert. Wozu haben wir die Psychosonde? Die geringste Erinnerung würde genügen, den Täter zu überführen.«
    Niemand sagte etwas. Urth fuhr fort:
    »Keine Angst vor der Psychosonde, meine Herren. Schaden kann nur dann entstehen, wenn man sich dagegen wehrt. Nur der Täter hätte Grund dazu. Er hat noch Zeit, jetzt zu gestehen.«
    Talliaferro lachte auf. Auf so ein durchsichtiges Geschwätz fiel niemand mehr herein. Urth blieb ganz ruhig und sachlich.
    »Auch gut. Dann werde ich eben den Täter so entlarven. Es wird schwerer sein, aber es gelingt mir.« Er legte die Hände auf seinen Bauch und faltete sie. »Dr. Talliaferro hat gesagt, daß der Täter den Film außerhalb des Raumes in einer Mauernische verbarg. Das stimmt soweit. Wer aber sollte auf den Gedanken kommen, daß eine Mauerritze ein sicherer Platz für einen unentwickelten Film ist? Sicherlich würde die Polizei dort nachsehen, oder nicht? Man fand ihn sogar ohne Hilfe der Polizei. Trotzdem hielt der Täter den Platz für sicher. Ganz einfach aus dem Grund, weil er daran gewöhnt war, daß außerhalb eines Raumes keine Luft vorhanden war. Niemand kann sich ohne besondere Schutzmaßnahmen in der Atmosphärelosigkeit bewegen. Wenn man zum Beispiel auf dem Mond etwas zwischen Lavagestein versteckte, würde es wohl kaum jemals gefunden werden. Der Reflexgedanke: außerhalb des Raumes ist der Film sicher ist daher psychologisch vertretbar.«
    »Warum erwähnen Sie den Mond?« fragte Talliaferro drohend.
    »Oh, nur als Beispiel. Was ich sagte, gilt für die beiden anderen genauso. Aber nun kommt der springende Punkt. Ich bezeichne ihn als die ›Lebensdauer einer Nacht‹, falls Sie sich darunter etwas vorstellen können.«
    »Können wir nicht«, gab Talliaferro zu.
    »Dachte ich mir. Ich meine damit jede Nacht. Selbst wenn wir annehmen, daß eine Mauerritze draußen vor dem Fenster ein ideales Versteck sei, wer würde dann außerdem denselben Ort noch als ideales Versteck für einen unbelichteten Film ansehen? Zugegeben, Filme eines Skandierers sind nicht besonders empfindlich. Normales Nachtlicht macht ihnen nichts aus. Tageslicht würde sie in wenigen Minuten zerstören. Sonnenlicht aber in einer Sekunde.«
    »Weiter, Urth«, drängte Mandel, als der Privatdetektiv eine Pause machte.
    »Der Täter wollte den Film in absoluter Sicherheit wissen. Warum legte er ihn also an einen Ort, wo er wenige Stunden später vom Sonnenlicht vernichtet werden mußte? Weil er nicht daran dachte daß die Sonne so schnell aufgehen würde. Er rechnete nicht mit der kurzen Lebensdauer der Nacht. Er hielt sie für ewig. Aber die Nächte sind verschieden, meine Herren. Auf der Erde dauern sie nur zwölf Stunden, wenn es hoch kommt. Auf Ceres dauert sie nicht einmal zwei Stunden. Auf dem Mond zwei Wochen. Alles Nächte die nicht lange dauern, und der Täter wußte nicht, wieviel Zeit er hatte. Er wußte nicht, wann er den Film aus seinem Versteck abholen konnte. Talliaferro und Ryger kannten die sterbenden Nächte. Sie wußten, daß sie nur kurz sind.«
    »Augenblick mal«, sagte Kaunas und wollte sich erheben.
    Urth sah ihn voll an.
    »Bleiben Sie sitzen, Dr. Kaunas. Der Merkur ist der einzige Himmelskörper, der immer dieselbe Seite der Sonne zugewendet hat. Trotz der Libration ist fast die Hälfte des Planeten in ewige Nacht getaucht. Das Polarobservatorium steht am Rand des Terminators. Seit zehn Jahren haben Sie sich daran gewöhnt, daß ewige Nacht bei Ihnen herrscht, wenn Sie nicht gerade im Sonnenobservatorium sind. Sie haben den Film am Fenster versteckt, weil Sie in Ihrer Aufregung vergaßen, daß die Nächte

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