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Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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erscheinen.
    Mandel ging zum Fenster und machte sich an der Jalousie zu schaffen, um mehr Licht hereinzulassen. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen wie Speere in den Raum.
    »Die Sonne!« rief Kaunas erschrocken und schlug die Hände vor die Augen. Sein Gesicht war verzerrt vor Schreck. Auf dem Merkur war die Sonne sein Todfeind gewesen. Er hatte es nicht vergessen.
    Talliaferro konnte die Reaktion verstehen, denn ihm erging es ähnlich. Sie waren alle zehn Jahre nicht mehr auf der Erde gewesen.
    Kaunas lief zum Fenster und versuchte, die Jalousie wieder zu schließen. Dann blieb er plötzlich wie erstarrt stehen. Er stöhnte auf wie ein waidwundes Tier.
    Mandel trat neben ihn.
    »Was ist?«
    Auch Talliaferro und Ryger kamen zum Fenster.
    Unter ihnen lag die Stadt, ein Meer von Stein, bis zum Horizont. Sie war in grelles Sonnenlicht gebadet, dazwischen gähnten die schattigen Straßenschluchten. Luft, dachte Talliaferro. Überall ist Luft. Das offene Fenster bedeutet nicht den Tod. Wir sind auf der Erde.
    Aber Kaunas sah auf etwas, das näher als die Stadt war. Er starrte auf einen Riß im Beton, dicht neben dem Fensterrahmen. In dem Riß klemmte ein kleines Stück Mikrofilm, kaum einen Zentimeter lang. Es war grau. Und die Sonne schien genau darauf.
    Mandel schob mit einem ärgerlichen Ausruf das Fenster hoch und zog das Stück Film aus der Ritze. Er verbarg es in der geschlossenen Hand, als wolle er es vor der Vernichtung schützen, die längst stattgefunden hatte.
    »Warten Sie hier«, befahl er.
    Es gab nichts mehr zu sagen.
    Als Mandel verschwunden war, setzten sie sich hin und sahen sich schweigend an.
    Es dauerte keine zwanzig Minuten, da kam Mandel zurück. Mit ruhiger Stimme sagte er:
    »Ein winziges Stück war nicht belichtet. Ich konnte wenige Worte lesen. Es handelt sich um die Kopie von Villiers Aufzeichnungen. Der Rest ist verloren, für immer.«
    »Welcher Rest?« fragte Talliaferro.
    »Die Erfindung. Materietransmission. Vorbei für immer, bis ein anderer, ein Genie wie Villiers, das Prinzip neuentdeckt. Vielleicht werde ich es versuchen, aber ich gebe mich keinen Illusionen hin. Nun spielt es keine Rolle mehr, wer von Ihnen schuldig ist. Was könnte es uns noch helfen, den Täter zu kennen?«
    Talliaferros Stimme war hart und entschlossen:
    »In Ihren Augen kann jeder von uns der Verbrecher sein, Mandel. Zum Beispiel ich. Sie sind ein einflußreicher Mann, und niemals werden Sie ein gutes Wort oder eine Empfehlung für mich einlegen können. Man wird glauben, ich sei ein Stümper. Ich will nicht, daß mich der Schatten einer ungesühnten Schuld verfolgt. Ich will, daß wir den Täter finden.«
    »Ich bin kein Detektiv«, erwiderte Mandel erschöpft.
    »Dann holen Sie doch endlich die Polizei!«
    Ryger sagte:
    »Einen Augenblick. Talliaferro, willst du etwa behaupten, ich sei schuldig?«
    »Ich habe nur gesagt, daß ich unschuldig bin.«
    Kaunas flüsterte erschrocken:
    »Das bedeutet, daß auf uns die Psychosonde wartet. Ihr wißt, daß man geistige Schäden erleiden kann ...«
    »Aber, meine Herren!« Mandel hob beide Arme, um sich Gehör zu verschaffen. »Es gibt noch etwas anderes, das der Polizei vorzuziehen wäre. Auch ich bin dafür, daß die Unschuldigen von ihrem Verdacht befreit werden.«
    Sie sahen ihn an.
    »Was wäre das?« wollte Ryger wissen.
    »Ich kenne einen Freund. Er heißt Wendell Urth. Vielleicht haben Sie schon von ihm gehört. Ich kann es arrangieren, daß wir heute abend mit ihm zusammentreffen.«
    »Und wenn schon«, sagte Talliaferro. »Wie kann uns das weiterhelfen?«
    »Urth ist ein seltsamer Mensch. Sehr seltsam. Und sehr intelligent. Er hat der Polizei schon oft geholfen, wenn sie nicht weiterwußte. Vielleicht kann er diesmal uns helfen.«
     
    Edward Talliaferro konnte seine Überraschung nicht verhehlen als er das Zimmer und seinen Bewohner zum erstenmal erblickte. Beide schienen sie von der übrigen Welt isoliert zu sein und nichts mit ihr gemein zu haben. Die Wände waren schalldicht gepolstert, so daß kein Laut von außen her eindringen konnte. Sogar das Licht war künstlich, und es gab keine Fenster.
    Das Gesicht des Bewohners war ebenso rund wie sein ganzer Körper. Trotz seiner kurzen Beine konnte er sich sehr schnell bewegen, und wenn er sprach, erinnerte sein Kopf an den eines aufmerksamen Vogels. Seine Brillengläser funkelten im Kunstlicht. Seine etwas hervorstehenden Augen hatten einen gutmütigen Schimmer, als er sich nach der Vorstellung

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