Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
vor Tagesanbruch am Loch bin – zum selben Zeitpunkt an dem das Ding heute an Land gekommen sein muß.«
»Okay«, sagte der Heilige. »Wecken Sie mich rechtzeitig, dann begleite ich Sie.«
Er blieb mit Bastion zurück, der ihm noch ein Glas Portwein anbot, bevor er sich selbst entschuldigte.
»Wenn Sie so freundlich sind, meine Frau zu begleiten, gehe ich erst etwas später zu Bett«, sagte Bastion. »Ich möchte die Ruhe ausnützen und noch an meinem Buch arbeiten. Natürlich kann Eleanor besser als viele andere Frauen auf sich aufpassen, aber ich bin doch froh, daß sie morgen früh nicht ganz allein zum See hinuntergeht.«
»Sie sind also selbst davon überzeugt, daß dieses Ungeheuer wirklich existiert, nicht wahr?«
Der andere sah in sein Glas.
»Eigentlich gehört das alles zu den Dingen, die ich aus Erfahrung und Instinkt cum grano salis betrachten würde. Aber Sie haben ja selbst erlebt, daß man mit Eleanor nicht so leicht diskutieren kann. Und ich muß zugeben, daß ihre Argumente überzeugend klingen. Aber bis heute morgen war ich noch nicht völlig ihrer Meinung.«
»Und jetzt sind Ihre Zweifel beseitigt?«
»Offen gesagt, ich bin ziemlich erschrocken. Ich habe das Gefühl, daß in nächster Zeit die Entscheidung bevorsteht – entweder so oder so. Vielleicht haben Sie morgen Glück.«
Während der Nachtwache lief Simon eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken hinunter, aber daran war nur die kühle Morgenluft schuld. Als es schließlich zögernd hell wurde, lag der Loch Ness still vor ihnen und bewahrte seine Geheimnisse unter der bleifarbenen Wasseroberfläche.
»Ich möchte nur wissen, was wir falsch gemacht haben«, sagte Mrs. Bastion endlich, als zu erkennen war, daß die Sonne jeden Augenblick am Horizont erscheinen würde. »Das Ding hätte doch an die Stelle zurückkommen müssen, wo es zuletzt Beute gemacht hat. Vielleicht hätten wir nicht so sentimental sein sollen. Bestimmt wäre es besser gewesen, wir hätten Golly hiergelassen und ihn abwechselnd bewacht.«
Simon war keineswegs enttäuscht. Wäre das Ungeheuer sozusagen fahrplanmäßig unter ihren erwartungsvollen Blicken aufgetaucht, hätte er eher an die Regie eines Produzenten für Filme der Kategorie B als an die lenkende Hand des Schicksals gedacht.
»Wie Sie gestern so richtig bemerkten, ist das Ganze ein Geduldsspiel«, stellte er gelassen fest. »Allerdings ist zu erwarten, daß die nächsten acht Stunden Ihrer Wache routinemäßig verlaufen. Wenn Sie also nicht zu nervös sind, gehe ich ein bißchen spazieren, um mich mit der Gegend vertraut zu machen.«
Dieser Einweisungsspaziergang hatte ihn erst bis zu dem Garten hinter dem Haus der Bastions geführt, als ihn der Anblick einer kupferroten Mähne an das hübsche weibliche Wesen erinnerte, das ihn am Tag vorher so interessiert betrachtet hatte.
Annie Clanraith begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln, als sei er ein alter Freund, der nach längerer Abwesenheit endlich wieder zurückgekehrt war.
»Inspektor Mackenzie hat meinem Vater erzählt, daß Sie Mister Bastions Einladung angenommen haben. Ich bin so froh, daß Sie geblieben sind!«
»Ich freue mich, daß Sie sich freuen«, antwortete der Heilige und versuchte ernst zu bleiben. »Aber weshalb ist das denn so wichtig?«
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schön es ist, daß endlich einmal jemand hier ist, mit dem man sich unterhalten kann. Sie sind noch nicht lange genug hier, um zu wissen, wie sehr man sich nach einiger Zeit in dieser Umgebung langweilt.«
»Aber Ihre Arbeit hier ist doch bestimmt angenehmer als das Büro in Liverpool?«
»Ja, gewiß. Mein Vater hat jedenfalls mehr davon. Wahrscheinlich denken Sie jetzt, daß jeder Mensch sich inmitten dieser herrlichen Landschaft wohl fühlen muß. Aber ich lese Bücher, sehe mir die Fernsehprogramme an und habe dann plötzlich ganz andere Vorstellungen vom Leben, die sich hier einfach nicht verwirklichen lassen.«
»Ein hübsches Mädchen wie Sie«, meinte er, »müßte doch dauernd damit beschäftigt sein, andere Träumer abzuwehren.«
»Ich bin nur mit einem Haufen Papier beschäftigt, auf denen von militärischer Strategie und einem Mann die Rede ist, der nicht mehr fertigbrachte, als Napoleon zu besiegen. Aber Napoleon hatte wenigstens seine Josephine. Und was hat Wellington aufzuweisen? Einen Stiefel, der nach ihm benannt ist!«
Simon schüttelte mitleidig den Kopf.
»Vielleicht hat er die blöden Dinger sogar gelegentlich
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