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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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bereute sofort, daß er davon gesprochen hatte, erklärte aber weiter. »Ich meine, wenn ich er bin, bin ich immer noch ich, obwohl ich er bin.« Altstetters schmerzliches Zusammenzucken erinnerte Walter daran, daß er diese Tatsache bereits früher darzulegen versucht hatte.
    »Oh?« fragte der Arzt; seine Stimme klang keineswegs interessiert, sondern im Gegenteil ziemlich gelangweilt.
    »Irgend etwas – vielleicht die Seele oder etwas Ähnliches – wechselt von einem zum anderen. Können Sie mir nicht helfen, daß ich weiß, wann ich er bin, damit ich Lincoln nicht zu erschießen brauche.«
    »Ich müßte Sie hypnotisieren; dann würden Sie vermutlich Ihre eigene Identität bewahren – aber Sie wissen doch, daß alles nur ein Traum ist, Mann!« Andererseits hatte Altstetter schon lange keinen Patienten mehr gehabt, den er hynotisieren konnte – und er brauchte die Übung. »Heute abend passiert nichts; Lincoln ist bereits hundert Jahre tot. Daran läßt sich nichts ändern.« Dr. Altstetter runzelte nachdenklich die Stirn. » Aber wenn Sie es doch könnten ... wie kann man behaupten, daß der Lauf der Geschichte sich nicht ändern läßt wenn man es noch nie versucht hat? Alles wäre ganz anders verlaufen, wenn Lincoln eine zweite Amtsperiode vollendet hätte ... Ich werde es versuchen . Eigentlich müßte man mich einsperren und in eine Zwangsjacke stecken, aber ich versuche es trotzdem.«
    »Wenn Sie meinen, daß wir lieber die Finger davon lassen sollten«, wandte Walter nervös ein. Die Erwähnung der Zwangsjacke war ihm unangenehm, denn eigentlich war sie doch für Verrückte bestimmt, und außerdem hatte er in der letzten Nummer von Men's Adventure ausführlich gelesen, was Leute anstellten, die hypnotisiert worden waren.
    Altstetter hob beschwichtigend die Hände.
    »Das ist eine ganz normale Therapie, die oft bei hartnäckig wiederkehrenden Träumen angewandt wird«, log er. »Eine Hypnose ist nicht schlimmer als die Beruhigungspillen, die ich Ihnen neulich mitgegeben habe. Die haben Ihnen doch auch nicht geschadet.« Der Arzt erwähnte wohlweislich nicht, daß die Pillen andererseits auch nichts genützt hatten. »So«, sagte Altstetter und drückte seinen Patienten sanft, aber bestimmt auf die Couch nieder, »lehnen Sie sich bequem zurück ... entspannen Sie sich ... so ist es richtig.«
    »Ich weiß nicht ... okay, wenn Sie meinen ...«, murmelte Walter unsicher, gab aber doch nach. Schließlich war er auf die Idee gekommen. Der Arzt sprach beruhigend auf ihn ein, wobei er ständig die gleichen Formulierungen gebrauchte.
    Er sprach von endlosen Weizenfeldern, die unter der Mittagssonne von einer leichten Brise bewegt wurden ... von einem Boot auf einem Fluß, das von der trägen Strömung fast unmerklich abgetrieben wurde ... von einer Wiege, in der Walter als Baby lag, während seine Mutter den Schlaf ihres Kindes bewachte ...
    Dr. Altstetter sprach mit gleichmäßiger Stimme weiter und stellte zufrieden fest, daß Walter sich schon nach wenigen Minuten völlig entspannt hatte. Nun folgten die Suggestionen, die ausdrücklichen Befehle.
    Eine halbe Stunde später erkannte Dr. Altstetter nur noch an Walters gleichmäßigen Atemzügen, daß sein Patient überhaupt noch lebte.
     
    »John, du hörst mir überhaupt nicht zu. Du wolltest wissen, wer den Präsidenten begleitet, und ich habe mir solche Mühe gegeben, alles von Harold zu erfahren, und du ignorierst mich völlig!« Die rothaarige junge Dame klopfte mit einem scharlachrot lackierten Fingernagel gegen ihre Teetasse und zog einen niedlichen Schmollmund.
    »Ich ... mein Kopf! In meinem Kopf geht alles durcheinander.«
    Einige Sekunden lang war das Gehirn des John Wilkes Booth Schauplatz eines heftigen und schmerzvollen Kampfes. Die starke und egozentrische Persönlichkeit, die John Wilkes Booth war setzte sich energisch zur Wehr, aber Walter Birds Persönlichkeit hatte unvermutet zugeschlagen und kämpfte jetzt verbissen um die Herrschaft über Booths Körper.
    Während dieser wenigen Sekunden suchte der Mann nach seiner eigenen Identität, nachdem sich sein Leben plötzlich in ein Kaleidoskop verwandelt zu haben schien. Er war Walter John Bird Wilkes Booth; er war Schauspieler und verkaufte Badewannen und Wasserhähne; sein Bruder Edwin war in Korea gefallen; heute war der vierzehnte April und fünfte Mai 1865 und 1965 ...
    Der Mann schlug sich mit der flachen Hand heftig gegen die Stirn.
    Er befand sich in der Praxis des Psychoanalytikers Dr.

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