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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Küste ...«, murmelte Wall vor sich hin.
    Carver antwortete nicht, sondern starrte wie gebannt auf den Bildschirm.
    Von Zeit zu Zeit kam die Masse in Bewegung, wenn eine der rückwärtigen Gruppen nach vorn drängte, um nicht von der Nahrung abgeschnitten zu werden. Dabei wurden blutige Kämpfe ausgetragen, bei denen die Gegner keine Rücksicht aufeinander nahmen.
    »Wieso?« fragte Carver. »Warum?«
    »Vielleicht ist hier früher einmal ein Raumschiff abgestürzt oder notgelandet«, sagte Wall. »Oder die Familie eines Farmverwalters hat auf diesem Kontinent gewohnt und ist nicht wieder abgeholt worden. Ich glaube, daß wir die Nachkommen des Farmers vor uns haben, Carver.«
    »Wie lange sind sie schon hier?«
    »Zumindest einige Jahrtausende. Vielleicht sogar Zehntausende oder Hunderttausende von Jahren.« Wall schloß die Augen, als könne er den Anblick nicht länger ertragen, sprach aber gleichmäßig weiter.
    »Du brauchst dir die Entwicklung nur einmal vorzustellen, Carver. Ein ganzer Planet, dessen Meere voller Algen sind, und ein paar Menschen. Dann einige hundert Menschen, später Hunderttausende. Außer Steinen und Knochen nirgendwo etwas, aus dem man Werkzeuge machen könnte. Nicht einmal ein Feuer, weil es nichts zu verbrennen gibt. Und die Bevölkerung vermehrt sich explosionsartig, weil niemand zu hungern braucht. Carver. Einige Jahrtausende lang brauchte niemand auf Sirius B-IV zu verhungern.«
    »Aber jetzt ist es soweit.«
    »Nur für einige. Für die Schwachen, die den Strand nicht mehr erreichen können.« Wall sah auf den Bildschirm. »Ein ständiger Kampf«, sagte er dann. »Ich möchte wetten, daß ihre Körpergröße das Ergebnis dieser natürlichen Auslese ist.«
    Carver saß schweigend vor dem Bildschirm. Der Strand war mit schwarzen Gestalten übersät, die sich zum Wasser drängten. Bei infrarotem Licht hätte sich das Gewimmel deutlich von seiner Umgebung abgehoben – bei einer Temperatur von siebenunddreißig Grad Celsius.
    »Komm, wir wollen nach Hause«, sagte Wall.
    »Okay.«
     
    »Aber Sie sind nicht gestartet.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Wir konnten einfach nicht. Wir mußten alles sehen, Turnbull. Ich verstehe es selbst nicht, aber wir waren uns stillschweigend darüber einig. Wir starteten, flogen landeinwärts und landeten etwa einen Kilometer vom Strand entfernt. Dann kletterten wir zu Boden und gingen langsam auf das Meer zu ...«
     
    Entlang des Weges lagen überall Skelette. Manche bestanden nur noch aus weißlichen Knochen. Andere glichen ägyptischen Mumien, deren vertrocknete Haut sich straff über die Knochen spannt. Vom Strand her war ein leises Geräusch zu hören. Vielleicht waren es nur die Algen, die von den Wellen ans Land getragen wurden. Vielleicht waren es auch menschliche Stimmen.
    Die Skelette wurden allmählich zahlreicher. Neben einigen lagen Dolche aus Knochensplittern. Halb unter einer Mumie begraben fanden die beiden Raumfahrer ein Steinbeil. Wall zog es heraus und wog es nachdenklich in der Hand. »Sie sind also intelligent«, stellte er fest.
    »Richtig.«
    »Ich habe schon gehofft, sie ...« Wall zuckte mit den Schultern und ließ den Stein fallen.
    Carver konnte sich später nicht mehr daran erinnern, wie lange der Marsch gedauert hatte. Er schien einen Schock erlitten zu haben. Irgendwann bemerkte er, daß einige der Skelette noch lebten. Zuvor war ihm dieser wolkenverhangene blaue Himmel furchterregend erschienen. Jetzt wirkte er entsetzlich. Von Zeit zu Zeit traf ein bläulicher Sonnenstrahl auf eine der schwarzen Mumien. Und manche von ihnen drehten sich um oder bedeckten die Augen mit der Hand ...
    Als dies bereits einige Male geschehen war, schrak Carver endlich aus seiner Betäubung auf. Er sah, daß Wall leichenblaß geworden war. Überall lagen tote und noch lebende Skelette. Die Lebenden starrten apathisch, aber sie starrten, als seien die beiden Männer das einzig Sehenswerte auf dieser Welt. Vielleicht fragten sie sich, wer diese seltsamen Lebewesen waren, die sich dort bewegten.
    »Wir wirken bestimmt nicht wie Menschen«, stellte Carver fest, obwohl er ahnte, daß Wall ihm nicht mehr zuhörte. »Wir sind zu klein. Wir sind bekleidet.«
    »Ich habe eben über die sauberen Skelette nachgedacht«, murmelte Wall. »Eigentlich kann hier gar nichts verwesen, weil es keine Bakterien gibt.«
    Wie zwei Kinder, überlegte Carver. Wir sprechen, ohne darauf zu achten, was der andere sagt. Der Strand wirkte wie ein Ausschnitt aus Dantes

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