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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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bisherigen Ruhestellung geschleudert und schwenkte in eine Kreisbahn um den Wal ein. Jonathan Sands würde jetzt dafür büßen müssen, daß er einer mitleidigen Regung nachgegeben hatte.
    Die Kreisbahn war nicht gerade ideal. Jeder Naturwissenschaftler hätte verwundert den Kopf geschüttelt, denn sie begann mit einem unwahrscheinlich engen Radius, der voraussetzte, daß die Masse, von der die Anziehungskraft ausging, unglaublich dicht sein mußte, was aber in diesem Fall ganz sicher nicht zutraf. Trotzdem stand der Ausgang des Abenteuers bereits fest und war schon eine Stunde später klar erkennbar, als das winzige Kanonenboot sich allmählich in seine Bestandteile aufzulösen begann.
    Jonathans Schicksal war zwar noch lange nicht besiegelt, aber im Grunde genommen konnte es sich nur noch um Stunden handeln. Die Funkverbindung zu der Firststar war längst abgerissen und hätte ihm ohnehin nichts mehr geholfen. Obwohl die Sauerstofftanks seines Raumanzuges noch Atemluft für zehn Stunden enthielten, war es unwahrscheinlich, daß es ihm selbst mit der doppelten Menge gelungen wäre, rechtzeitig einen Ausweg aus seiner mißlichen Lage zu finden.
    Folglich blieb ihm keine andere Wahl, als sich mit der Tatsache abzufinden, daß er gemeinsam mit den Trümmern seines Kanonenbootes wie ein künstlicher Mond um den Kopf des Wals kreiste. Hinter ihm schwebte eines der thermo-nuklearen Projektile, während er vor sich einen Gegenstand hatte, den er erst nach längerem Nachdenken als den Hauptantrieb des Bootes erkannte, der sich aus der Verankerung gelöst haben mußte. Aus dieser Nähe war der Wal kein Wal mehr, sondern ein riesiger schwarzer Planet – ohne Berge, ohne Meere und ohne Leben.
    Jonathan peilte den Orion an und sah auf die Uhr, um seine Umlaufdauer zu messen. Der erste Umlauf dauerte zwanzigkommadrei Minuten, der zweite neunzehnkommasechs und der dritte achtzehnkommaneun. Erst dann fiel ihm auf, daß das Geschoß und das Triebwerk ihm nicht mehr Gesellschaft leisteten; sie waren weit hinter ihm zurückgeblieben. Er näherte sich also dem Wal immer mehr, während Trümmer des Kanonenbootes eine weite Kreisbahn einhielten, auf der sie irgendwann wieder in den Raum hinausgetragen werden würden. Aber sein eigenes Ziel war jetzt völlig klar.
    Achtzehnkommazwei Minuten. Allmählich mußte er daran denken, seinen Frieden mit Gott zu machen. Aber er schloß nicht etwa die Augen und sprach ein stilles Gebet – das war nicht nötig. Statt dessen starrte er in das All hinaus, wo er Gottes Antlitz in dem Glanz der unzähligen Sonnen und dem Schimmer der zahllosen Sterne zu erkennen glaubte. Als er nach einiger Zeit doch den Kopf senkte, tat er das nur weil ihn die unfaßbare Schönheit und Pracht fast überwältigt hatte. Dann hob er ihn wieder und stellte fest, daß er geradewegs auf den Wal zustürzte.
    Jetzt mußte er an alles denken, was er unwiderruflich verloren hatte. An Licht und Lachen und Liebe. An Feuerwerke und seltene Weine. An die Sonne, die morgens am Himmel aufstieg und abends hinter dem Horizont versank. Aber auch an das Mädchen. Er war einmal mit ihr in den unterirdischen Gärten auf dem Mond spazierengegangen. Er versuchte sich an ihren Namen zu erinnern, aber sein Gedächtnis versagte an diesem Punkt. Er versuchte sich an ihr Gesicht zu erinnern. War es herzförmig gewesen? Oval? Voll? Länglich? Er wußte es nicht mehr; er konnte sich nur an die herrlichen Blumen zu beiden Seiten des Weges erinnern. Vielleicht hatte er das Mädchen doch nicht so sehr geliebt, wie er es sich früher eingebildet hatte.
    Er bereitete sich auf den endgültigen Aufprall vor. Das wäre nicht notwendig gewesen, denn es kam nicht zu einem Aufprall. Der Wal hatte schließlich doch ein Maul – kein richtiges Maul, denn es öffnete sich nicht auf normale Weise. Statt dessen ordnete der Wal seine atomaren Partikel nur so, daß andere Partikel – in diesem Fall die Gesamtheit der Partikel, aus denen ein gewisser Jonathan Sands bestand – eindringen und ihren Weg ins Innere fortsetzen konnten. Jonathan stürzte durch eine bodenlose Dunkelheit und spürte trotzdem deutlich, daß sein Fall langsamer wurde, bis er nur noch schwebte. Gleichzeitig wußte er instinktiv, daß er bald den Bauch des Wals erreichen würde, weil er jetzt fast den Rachen hinter sich hatte.
    Plötzlich wurde es um ihn herum hell, und einen Augenblick später hatte er festen Boden unter dem Rücken. Er setzte sich ungläubig staunend auf. Das Licht

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