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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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nicht einmal mehr auf unterschwellige Werbung reagierte, weil sie bereits zu abgestumpft war?
    Jonathan seufzte. Jetzt hatte er sich verraten und sah keinen Ausweg mehr, wie er verhindern sollte, daß irgend jemand auf die Idee kam, ihn als Werbefachmann anzustellen. Das ließ sich eigentlich nur vermeiden, wenn sein Vorschlag erfolglos blieb. Aber er würde Erfolg haben – das war das Dumme.
    Und so war es auch. Ben strahlte förmlich, als er am nächsten Abend aus der Stadt zurückkam. Mr. Dalms hatte ein neues Plakat zeichnen lassen und hatte es vier verschiedenen Testgruppen vorgelegt. Die Reaktion war in über neunzig Prozent aller Fälle positiv gewesen. Aber das war noch längst nicht alles, berichtete Ben weiter. Er hatte Mr. Dalms von Jonathan erzählt, und Mr. Dalms wollte so bald wie möglich mit ihm sprechen – am liebsten am kommenden Montag um neun Uhr.
    Jonathan unternahm noch am gleichen Abend einen Spaziergang unter Andromedas Sternen. War es wirklich richtig, fragte er sich sorgenvoll, diese primitive Zivilisation auszunützen und eine Begabung anzuwenden, die er eigentlich gar nicht besaß? War es richtig, moderne Werbemethoden einzuführen, obwohl er genau wußte, daß die hiesige Zivilisation ihnen nicht gewachsen war?
    Ja, Jonathan, in diesem Fall ist es richtig. Du machst dir wirklich überflüssige Sorgen.
    Jonathan sah zu den Sternen auf. Meinst du wirklich, Andromeda?
    Ja, Jonathan, das weiß ich ganz sicher. Damit beschleunigst du zwar die Entwicklung dieser Gesellschaft, aber der verstärkte Impuls wirkt sich nicht so entscheidend aus, daß sie ihr Endziel wesentlich früher erreicht.
    Aber ich habe mir auch etwas anderes überlegt, fuhr Jonathan fort. Du hast einmal gesagt, daß du bald sterben mußt. Das bedeutet also, daß ich ebenfalls nicht mehr lange zu leben habe. Welchen Zweck hat es dann, überhaupt noch etwas zu tun?
    Andromeda schien überrascht und betrübt zugleich. Das tut mir wirklich leid, Jonathan. Ich habe ganz vergessen, daß du nicht weißt, wie groß der Unterschied zwischen deiner und meiner objektiven Lebensdauer ist. Nach deiner Zeitrechnung entspricht ein Jahrtausend einem meiner Jahre. Wenn ich also ›bald‹ sage, heißt das für mich ein Jahr – aber für dich ein Jahrtausend.
    Tausend Jahre , wiederholte Jonathan. Dann werde ich also doch ein alter Mann, falls ich nicht einer Krankheit oder einem Unfall zum Opfer falle.
    Hier gibt es nur die harmlosen Krankheiten, die durch die ersten Siedler eingeschleppt worden sind. Und an den Unfällen sind die Menschen selbst schuld. Meine Zyklone sind sanft, meine Tornados sind mild, und beide werden den Menschen nie gefährlich. Sie verteilen nur die Erde an die Stellen, wo sie gebraucht wird. Und ich habe weder Dürren noch Sturmfluten.
    Jonas war nur drei Tage und drei Nächte im Bauch des Wals, aber ich verbringe den Rest meines Lebens darin, sagte Jonathan. Früher hast du mir einmal erklärt, daß die Gründer der Kolonie ihren Nachkommen die Wahrheit vorenthalten haben, weil sie der Meinung waren, es gebe keinen Ausweg. Gibt es nicht vielleicht doch einen?
    Andromeda zögerte, bevor sie antwortete. Nein, Jonathan, es gibt keinen.
    Wenn ich mein Leben hier verbringen muß, habe ich auch das Recht, wirklich zu leben. Ich gehe also nach Prosperity und nütze meine ›Begabung‹ aus.
    Ich wünsche dir alles Gute.
    Vielen Dank, sagte Jonathan. Gute Nacht, Andromeda.
    Die Sterne leuchteten heller. Gute Nacht, Jonathan.
    Und so geschah es, daß Jonathan Sands nach Prosperity I ging und dort ungeahnte Erfolge erzielte. In weniger als einer Woche verfügte er bereits über ein eigenes Büro, drei Assistenten, die seine Befehl durchführten, eine Privatsekretärin, die seine glänzenden Einfälle notierte, und eine Vorzimmerdame, die ihm Besucher vom Hals hielt.
    Auf den ersten Blick wirkte Prosperity nicht wie eine Großstadt, sondern eher wie ein weitläufiger Vorort. Aber die Anlage war genau nach den Plänen erfolgt, die das Moderne Testament enthielt; ähnliche Anweisungen bestimmten die Lage der Fabriken am Stadtrand. Prosperity wäre eine ideale Stadt gewesen, wenn sie nicht einen Fehler gehabt hätte, den ihre Bewohner allerdings schweigend hinnahmen. Jonathan erkannte schon bald, daß sie die morgendliche und abendliche Luftverpestung nur deshalb ohne Murren ertrugen, weil sie von dem Gegenstand ausging, den sie verehrten: dem Automobil mit Verbrennungsmotor. Jeder fuhr ein Auto, manche Familien besaßen sogar

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