Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten
der Handelskammer Prosperity.
Und so geschah es, daß Jonathan Sands am fünfundzwanzigsten Juli des Jahres 2339 Darlene Meadows im Bauch des Raumwales heiratete. Sie lebten glücklich und zufrieden in ihrem neuen Haus über der Stadt, denn Jonathan konzentrierte sich ganz auf seine Arbeit, um nicht an andere Dinge denken zu müssen. Er war bisher erfolgreich gewesen und hatte jetzt mehr Erfolg als je zuvor. Und dann stellte sich eines Tages heraus, daß Darlene ein Baby erwartete, wodurch Jonathans Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf die Dinge gelenkt wurde, die er lieber vergessen hätte.
Wie alle Bewohner von Prosperity gab er sich alle Mühe, seinen Kindern eine schönere und bessere Welt zu hinterlassen. Aber würden seine Kinder nicht auch den gleichen Wunsch für ihre Kinder haben? Würden deren Kinder nicht das gleiche Ziel für ihre Nachkommen anstreben? Und kam dann nicht eines Tages der Punkt, an dem die Kinder feststellen mußten, daß der Nikolaus dieses Jahr nicht gekommen war, um den Strumpf zu füllen?
Aber andere Planeten starben ebenfalls, versuchte Jonathan sich einzureden. Die Anwesenheit der Menschen beschleunigte den Vorgang vielleicht ein wenig, aber im Grunde genommen war er unausbleiblich. Hatte Andromeda nicht schon Jahrtausende gelebt und würde sie nicht noch tausend Jahre lang leben? Wie sehr wurde ihr Leben tatsächlich durch die Menschen verkürzt? Mußte sie nicht irgendwann sterben, selbst wenn er sich noch so viele Sorgen deswegen machte? War dieser Jonathan Sands vielleicht doch nur ein rührseliger Narr?
Seine Zweifel verschwanden, und er fühlte sich wieder glücklicher. Schließlich konnte er sich jeden Wunsch erfüllen und hatte allen Grund zur Zufriedenheit. Wer die Welt, in der er lebte, nicht als Tatsache hinnahm, war ein Trottel, versuchte er sich einzureden.
Aber trotzdem blieb eine Frage unbeantwortet und beschäftigte ihn immer wieder, bis er schließlich eines Abends auf den Hügel hinter das Haus ging und zu den Sternen aufsah. Würde sie wieder mit ihm in Verbindung treten? fragte er sich. Oder war bereits alles gesagt, was gesagt werden mußte, so daß er jetzt nur ein Teil ihrer Vergangenheit war?
Nein, Jonathan, ich denke noch immer an dich.
Ich bin gekommen, um dich etwas zu fragen – ich möchte dir eine Frage stellen, die ich schon früher hätte stellen sollen.
Ich beantworte sie gern, wenn ich kann.
Die Frage ist ganz einfach, aber du mußt die Antwort in meinen, nicht in deinen Jahren ausdrücken.
Ja. Sprich weiter.
Wie alt bist du?
Ich bin siebzehn.
Um ihn herum standen beleuchtete Häuser. Hinter ihm lag Prosperity im Lichterglanz. Über ihm strahlten die Sterne ...
Siebzehn.
Er stellte sich ein junges Mädchen vor, das in einem weißen Ballkleid eine Marmortreppe herunterschritt. Auf seinem strahlenden Gesicht lag ein erwartungsvolles Lächeln; aber der Ballsaal lag leer im Kerzenschein, kein Orchester spielte einen langsamen Walzer ...
Siebzehn.
Hilflos der ewigen Dunkelheit ausgeliefert. An einen Felsen am Ufer des kalten und endlosen Meeres gekettet. Krank und ängstlich und allein ...
Hör zu, Andromeda, ich habe eine Idee. Die Antwort ist mir eben eingefallen. Wir brauchen nur ...
Nein, wehrte sie nach einiger Zeit ab. Es ist besser, wenn ich sterbe.
Hör zu, sagte er nochmals. Ich rette nicht nur dich, sondern auch meine Mitmenschen – mein Volk.
Aber ihr müßt viele Schwierigkeiten überwinden , antwortete sie widerstrebend. Vielleicht sterben sogar einige von euch.
Wenn jetzt einige sterben, ist das nicht so schlimm, als wenn später alle sterben müssen. Hör gut zu, Andromeda.
Sie lauschte aufmerksam und fragte schließlich: Wie soll der Planet aussehen?
Die Lebensbedingungen dieser Welt müßten den hiesigen soweit wie möglich entsprechen. Es muß ein Planet mit Gras und Bäumen sein; mit Flüssen, Hügeln und Seen. Mit guter Luft. Weißt du einen, der diese Bedingungen erfüllt, Andromeda?
Ja, ich kenne einen. Er ist nicht weit von hier. Es ... es wird dir dort gefallen, Jonathan.
Vielleicht.
Ich fliege jetzt dorthin und schwenke in eine Kreisbahn ein, damit ich vorbereitet bin, wenn die Zeit gekommen ist ... Jonathan?
Ja?
Weißt du bestimmt, daß du das wirklich willst?
Ja, ganz sicher ... Eben habe ich eine Sternschnuppe gesehen.
Es war keine richtige – aber du darfst dir trotzdem etwas wünschen, Jonathan.
Dann wünsche ich dir viel Glück – und Geborgenheit, wenn du nach Hause zurückkehrst.
Weitere Kostenlose Bücher