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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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jetzt?
    An der Peripherie der galaktischen Doppelspirale. Am Ufer der Andromedatiefe. »Das Meer liegt ruhig heut nacht, die Wellen flüstern mit dem Wind ...« Du kannst alles viel schöner als ich ausdrücken, Jonathan.
    Warum fliegst du nicht weiter nach Messier 31, wo deine Artgenossen sind?
    Weil ich dieses Ziel nie erreichen würde. Ich habe dir doch erzählt, daß ich wie die Andromeda der Sage hilflos an einen Felsen gekettet bin, wo ich warten muß, bis das Ungeheuer mich verschlingt.
    Ich glaube nicht an dieses Ungeheuer. Dein besorstehender Tod hat bestimmt eine natürliche Ursache. Vielleicht bist du schon sehr alt? Nein, das kann nicht sein. Irgendwie wirkst du nicht alt. Du wirkst eher wie ... wie ...
    Alt? Nein, ich bin nicht alt. Ich sterbe auch nicht an Altersschwäche, sondern an einer Seuche. Aber auch eine Seuche ist eine Art Ungeheuer, nicht wahr?
    Seuche? Das verstehe ich nicht.
    Ich wollte dir eigentlich nichts davon erzählen, aber vielleicht ist es besser, wenn du alles weißt. Wir Raumwale sind sehr empfindlich gegen bestimmte harmlose Bakterien – das haben wir mit allen anderen Lebensformen gemeinsam. Diese Bakterien sind wesentlich höher stehend als die, von denen die Menschen heimgesucht werden; aber sie sind trotzdem Bakterien ... Deshalb dürfen wir keine Raumschiffe absorbieren.
    Die ›Prosperity‹ ... Die Besatzung und die Passagiere ... Die Gründer ..., murmelte Jonathan vor sich hin.
    Vielzellige aerobe Bakterien, die sich immer rascher fortpflanzen und dabei verbrauchen und zerstören. Nicht in böser Absicht, sondern nur deshalb, weil sie einem inneren Trieb folgen. Sie schmelzen das Erz, das mir als Nahrung dient, verarbeiten das Rohöl, das sich in Jahrtausenden angesammelt hat, schlagen die Wälder kahl, laugen den Boden aus, nehmen und geben nie etwas dafür, verpesten die Atmosphäre, verschmutzen die Seen und versuchen dadurch das Dorado zu schaffen, das ihnen versprochen worden ist ... Die Gründer hatten die besten Absichten, aber leider kein gutes Gedächtnis ... Ja, Jonathan, ich sterbe langsam, aber sicher. In tausend Jahren hat die Seuche ihren Höhepunkt erreicht, und ich bin tot.
    Das wußte ich nicht. Davon habe ich nichts gewußt. Aber tausend Jahre sind eine lange Zeit. Könntest du nicht wenigstens zu deinen Artgenossen fliegen, damit du nicht allein sterben mußt?
    Nein, Jonathan, das kann ich nicht. Selbst wenn ich mit höchster Geschwindigkeit fliege, erreiche ich Messier frühestens in dreitausend Jahren. Ich ... ich fürchte mich davor, in der Dunkelheit zu sterben, Jonathan; ich will nicht in der stürmischen kalten See untergehen. Ich bin den Tieren nicht sehr ähnlich, nach denen ich meinen Namen bekommen habe. Sie waren kühn und tapfer und wild. Sie haben nichts und niemand gefürchtet – nicht einmal die Menschen.
    Aber der Mensch hat sie trotzdem rücksichtslos ausgerottet. Und das Meer, in dem sie lebten, hat er ebenfalls vernichtet, und das Land, das sich aus ihm erhob, hat er zerstört. Nicht in böser Absicht, nein – aber etwa aus edleren Motiven heraus? Ist der Mensch gut, weil er habgierig ist? Soll man seinen Egoismus loben? Gibt es denn wirklich nichts, was wir nicht zerstören, Andromeda?
    Keine Antwort. Nichts? wiederholte er. Wirklich nichts, Andromeda?
    Jonathan stand auf dem Hügel unter den leuchtenden Sternen. »Antworte, Andromeda!« sagte er laut. »Gibt es nichts, was die Menschen nicht zerstören?«
    Die Sterne sahen schweigend auf ihn herab. Der Abendwind strich flüsternd durch die Bäume und beantwortete seine Frage nicht. Vor Jonathan lag die hell beleuchtete Stadt wie ein riesiges Geschwür! »Antworte, Andromeda!« rief er lauter. »Antworte!«
    Schweigen. Sterne. Dunkelheit. Der Wind bewegte das Gras zu seinen Füßen.
    »Auch gut, dann läßt sich eben nichts daran ändern«, murmelte Jonathan vor sich hin, während er zu seinem Wagen ging. »Wenn wir als Zerstörer geboren sind, müssen wir auch als Zerstörer leben.«
    Er setzte sich ans Steuer. Der helle Lack glänzte im Sternenlicht. Hinter ihm ragte das Baugerüst wie das Skelett eines zerlegten Wals in der Dunkelheit auf. Jonathan bog auf die schnurgerade Straße ein, die nach Prosperity führte. FORTSCHRITT, hieß es auf einer Reklametafel am Straßenrand. NUR FORTSCHRITT MACHT TRÄUME WAHR. Aufgestellt von der Schreckenskammer Prosperity. Nein, nicht ›Schrecken‹. Er sah das Schild jetzt deutlicher. Diesmal las er die Aufschrift richtig. Aufgestellt von

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