Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
finden soll.«
Cugel verbeugte sich und rannte in Richtung Grodz davon. Nachdem er die außenliegenden Felder erreicht hatte, bewegte er sich vorsichtiger und schlich behutsam weiter, bis er gefunden hatte, was er suchte: einen Bauern, der den mageren Boden mit einem Spaten umgrub.
Cugel schlich sich von hinten an und schlug den Mann mit einem Wurzelstock nieder. Dann streifte er ihm die Bastkleidung, den Lederhut, die Gamaschen und das Schuhwerk ab; mit seinem Messer schnitt er den steifen strohfarbenen Bart los. Er rollte alles zu einem Bündel zusammen, ließ den Bauern nackt und bewußtlos auf dem Feld liegen und kehrte wieder nach Smolod zurück. An einem versteckten Ort legte er die Kleidungsstücke an, die jetzt mehr als ihr Gewicht in Gold wert waren. Schließlich betrachtete er den abgeschnittenen Bart mit einiger Verwirrung, knüpfte aber dann doch die Haare notdürftig zusammen, so daß ein falscher Bart entstand, den er sich umhängen konnte.
In der Zwischenzeit war die Sonne untergegangen; am Abendhimmel erschienen die ersten Sterne. Cugel kehrte nach Smolod zurück. Vor Radkuth Vomins Hütte flackerten einige Tranlampen, im Hintergrund stießen die häßlichen Dorfweiber schrille Klageschreie aus.
Cugel näherte sich vorsichtig der Hütte und überlegte dabei, was vermutlich von ihm erwartet wurde. Was seine Verkleidung betraf: Sie war entweder ausreichend oder nicht. Bis zu welchem Grad die violetten Schalen den Gesichtssinn verwirrten, blieb äußerst zweifelhaft; er mußte einen Versuch wagen.
Cugel marschierte kühn bis an die Tür der Hütte, verstellte seine Stimme so gut wie möglich und rief: »Ich bin hier, ehrwürdige Prinzen von Smolod: Bubach Angh, der einunddreißig Jahre lang die Speisekammern von Smolod mit den erlesensten Delikatessen gefüllt hat. Jetzt komme ich, um die Erhebung in den Adelsstand zu erflehen.«
»Was dein gutes Recht ist«, stimmte der Älteste zu. »Aber du scheinst ein anderer als der wackere Bubach Angh zu sein, der den Prinzen von Smolod so lange treu gedient hat.«
»Ich bin wie verwandelt – durch die Trauer über das Hinscheiden des Prinzen Radkuth Vomin und durch das Entzücken über die bevorstehende Veränderung meiner Lebensumstände.«
»Das ist durchaus verständlich. Tritt also ein und bereite dich auf die Riten vor.«
»Ich bin augenblicklich dazu bereit«, erklärte Cugel. »Mein einziger Wunsch ist es, die magischen Schalen zu erhalten, damit ich mich still an ihnen erfreuen kann.«
Der Älteste schüttelte verständnisvoll lächelnd den Kopf. »Das widerspräche der Tradition, guter Freund. Zunächst wirst du in Anwesenheit aller Adeligen feierlich gesalbt. Dann folgt das Bittgebet zu Eddith Bran Maur. Schließlich ...«
»Ehrwürdiger«, unterbrach Cugel ihn, »ich bitte nur um eine kleine Gefälligkeit. Bevor die Feierlichkeiten beginnen, möchte ich die magischen Schalen tragen, damit ich in den vollen Genuß der Zeremonie komme.«
Der Älteste schien zu überlegen. »Dein Verlangen ist unorthodox, aber verständlich«, entschied er dann. »Bring die Schalen!«
Jetzt folgte eine längere Wartezeit, in der Cugel ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Die Minuten verstrichen unendlich langsam; die Kleidungsstücke und der falsche Bart kratzten und juckten unerträglich. Und dann entdeckte er etliche Gestalten, die sich von Grodz her dem Dorfe näherten. Eine davon war gewiß Bubach Angh, während eine andere bartlos zu sein schien.
Der Älteste erschien wieder und trug in jeder Hand eine violette Schale. »Tritt vor!«
»Schon da«, antwortete Cugel.
»Ich salbe jetzt dein rechtes Auge mit dem Öl, das die Übertragung der Schale ermöglicht.«
Aus dem Hintergrund erhob sich Bubach Anghs Stimme. »Halt! Was geht hier vor?«
Cugel drehte sich würdevoll nach ihm um. »Welcher Schurke wagt es, die Feierlichkeiten zu unterbrechen? Fort mit ihm!«
»In der Tat!« stimmte der Älteste zu. »Wer besitzt die Unverschämtheit, uns zu unterbrechen?«
Bubach Angh wich erschrocken zurück und schwieg vorläufig still.
»Vielleicht nehme ich die magischen Schalen vorsichtshalber nur an mich, bis diese Lümmel ihre gerechte Strafe erhalten haben«, schlug Cugel vor.
»Nein«, erwiderte der Älteste bestimmt. »Das ist ganz ausgeschlossen.« Er bestrich Cugels Auge mit ranzigem Fett. Aber in dieser Sekunde begann der geschorene Bauer zu schreien: »Mein Hut! Meine Jacke! Mein Bart! Gibt es denn keine Gerechtigkeit
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