Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen
Finales fast vom Pferd gefallen wäre. Aber er hatte vorher schon so glänzende Leistungen gezeigt, daß die Preisrichter ihm trotzdem den Sieg zusprechen mußten. Das Publikum auf der Tribüne klatschte verblüfft, als Albert Field die Trophäe in Empfang nahm, auf die er früher nicht die geringsten Aussichten gehabt hatte.
Am gleichen Abend fand für geladene Gäste eine Siegesfeier in Fields prächtiger Villa statt. Dabei benahm der neue Champion sich so unmöglich, daß Ben Coulter und Adrian Pennington auf die Terrasse hinausgingen, um den herrlichen Sternenhimmel zu bewundern.
»Vermutlich ist Ihnen jetzt alles klar«, sagte Ben. »Sie ahnen wahrscheinlich, was mich die ganze Zeit über wirklich beschäftigt hat. Diese Dressursache war nur eine gute Vorübung.«
»Ich weiß«, antwortete Adrian Pennington. »Aber vorläufig wäre es noch reiner Wahnsinn, mit Menschen zu arbeiten. Und obwohl die zwölf Schwachköpfe auf der Geschworenenbank das Gegenteil behauptet haben, bin ich ein zuverlässiger, sorgfältiger und gewissenhafter Chirurg. Wir müssen ein oder zwei Jahre mit Schimpansen arbeiten, bevor wir überhaupt den Versuch unternehmen können, Bewegungsabläufe im Menschen zu programmieren.«
»Adrian«, sagte Ben mit vor Ergriffenheit schwankender Stimme, »ich warte jetzt schon so viele Jahre, daß ich es auch noch etwas länger aushalten kann. Aber ich weiß, daß ich mit Hilfe unseres Verfahrens endlich hervorragend Violine spielen werde, wovon ich immer nur geträumt habe. Und ich bin reich genug, um Sie anständig dafür zu bezahlen, daß Sie mir helfen.«
»Wenn ich dieses Problem weiterverfolge«, sagte der Chirurg, »tue ich es nicht aus Geldgier – obwohl ich selbstverständlich ein beträchtliches Honorar verlangen werde –, sondern vor allem, um meinen Kollegen zu zeigen, wie blind und engstirnig sie doch alle sind.«
Es dauerte nicht zwei, sondern drei Jahre, bis Pennington imstande war, Mehrfachspulen in Schimpansenschädel einzupflanzen und die dazugehörigen Elektroden an die richtigen Stellen anzulegen. Ben Coulter arbeitete gleichzeitig an der genauen Bestimmung sämtlicher Muskelbewegungen, die zum Geigenspielen erforderlich waren.
Der Höhepunkt dieser mühsamen Arbeit war erreicht, als Maybelle, die geschickteste ihrer Schimpansen, die sie nach einer Tonbandaufnahme von Brahms' Violinkonzert in D-Dur mit Joseph Szigeti als Solist programmiert hatten, den Solopart auf einer für diesen Zweck gekauften Violine einwandfrei herunterspielte.
Ben Coulter und Adrian Pennington schlugen sich gegenseitig auf die Schulter, führten einen kleinen Freudentanz auf und lachten begeistert, bis die arme Maybelle sich unter dem Tisch versteckte. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sprachen sie über die Möglichkeit einer ähnlichen Operation an Ben Coulter.
»Denken Sie daran, daß wir ein großes Risiko eingehen«, mahnte Pennington. »Normalerweise wären jetzt Versuche an menschlichen Freiwilligen durchzuführen.«
»Ich bin Ihr menschlicher Freiwilliger«, antwortete Ben. Damit war die Diskussion beendet.
Als der entscheidende Augenblick unmittelbar bevorzustehen schien, hatte Ben plötzlich ernstliche Zweifel an der Richtigkeit seiner Methode, konnte sich aber trotzdem nicht zum Rückzug entschließen. Er verbrachte die Zeit vor der Operation damit, die manuellen und ästhetischen Elemente des Geigenspiels nochmals zu analysieren, die er aus Tausenden von Aufnahmen der besten Geiger und aus Gesprächen mit führenden Musikwissenschaftlern zusammengestellt hatte.
Die Operation verlief ohne Schwierigkeiten. Adrian Pennington bedauerte nur, daß er Ben fest versprochen hatte, das Ergebnis seiner Kunstfertigkeit niemals zu veröffentlichen. Und als Ben sich von dem postoperativen Trauma erholt hatte, begann er, seine neue Karriere als Konzertgeiger vorzubereiten. Für sein Debüt vor dem Mikrophon eines Tonbandgeräts wählte er Paganinis Kapriccios, an denen er seine neuen Talente nachhaltig beweisen konnte.
Er hatte seinen Frack angezogen, schlug das A auf dem Flügel an und stimmte langsam sein Instrument. Dann holte er tief Luft und schaltete den Sender ein. Seine Finger bewegten sich blitzschnell und geschmeidig über die Saiten, als besäßen sie plötzlich ein eigenes Leben. Der Bogen in der rechten Hand fuhr wie von selbst rasend schnell auf und ab. Die Töne perlten so leicht und graziös wie noch nie von den Saiten und füllten selbst den letzten Winkel des großen
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