Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation
anderen, den sie glücklich machen kann ...«
»Sie bekommen also Johns Job, und Sie bekommen Johns Mädchen.«
»Aber ich habe John nicht ermordet. Und jetzt möchte ich es beweisen.«
»Ist das so leicht?«
»Ja, wenn ich mich einem zweiten Verhör unter Einfluß der Wahrheitsdroge unterziehe. Ich weiß nicht, ob Sie bereits darüber informiert sind, aber ich wollte schon beim erstenmal die ganze Wahrheit sagen. Nur Lucy hatte die Idee, wir sollten alle Fragen ablehnen, die den Zeitraum nach unserem Abschied von John betrafen. Sie behauptete, es gehe in diesem Fall um ein wichtiges Prinzip.«
»Warum haben Sie zugestimmt?« erkundigte ich mich. »Weshalb lassen Sie sich von Lucy herumkommandieren?«
»Damals wußte ich noch nicht, wie schlimm alles später werden würde«, antwortete Bob. »Ich konnte nicht ahnen, daß man mich als verurteilten Schwerverbrecher behandeln würde, der sich nur aus technischen Gründen noch in Freiheit befindet. Lucy braucht sich deswegen keine Sorgen zu machen. Kein Mensch hält sie für die Täterin – warum denn auch, da schließlich jeder weiß, daß ich John ermordet habe?«
Er holte tief Luft. »Ich bin fest entschlossen, auf einem zweiten Verhör zu bestehen, in dem ich keine Rücksicht auf Lucys Prinzipien nehmen werde. Dabei muß endlich der Zeitraum zwischen der Minute, in der ich mich von John getrennt habe, und dem Augenblick, in dem ich von seinem Tod erfahren habe, zur Sprache kommen.«
»Und was soll das beweisen?«
»Daß Shirley und ich eine kurze Auseinandersetzung hatten, daß ich sie in ihre Kabine begleiten wollte – natürlich ohne Erfolg –, daß ich dann ins Bett gegangen bin und fest geschlafen habe. Daß ich keinen Roboter gesehen und keinerlei Kontakte zu Menschen oder Robotern gehabt habe, die zu Johns Tod hätten führen können.«
Das war sein Ernst, und mir war klar, daß der erwähnte Test, der allerdings bestimmt durchgeführt werden würde, völlig überflüssig war.
Bob sagte die Wahrheit.
Ich hatte jetzt nur noch einen weiteren Besuch zu machen, denn schließlich war auch eine andere Persönlichkeit in den Fall verwickelt. ›Persönlichkeit‹ war der richtige Ausdruck – wenn man genug von Robotern verstand.
Es war nicht leicht, Zugang zu dem Mutterroboter zu erhalten. Die Schwierigkeiten waren allgemeiner Art und keineswegs auf diesen speziellen Fall beschränkt. Niemand sieht es gern, wenn Kinder Raumfahrer und Monstrum in Banktresoren, Radarstationen, Atomkraftwerken oder Kontrollräumen zu spielen versuchen.
»Einige Leute, die ich kenne, müssen an der Konstruktion des Mutterroboters mitgearbeitet haben«, erklärte ich Commander Hogg geduldig. »Vielleicht war ich sogar selbst daran beteiligt, ohne es je zu erfahren. Zu meinem Auftrag gehört es selbstverständlich auch, die Funktionen des Mutterroboters zu überprüfen.«
»Ich weiß, Doktor Spring, aber ... nun, Ihnen ist bestimmt klar, daß der Mutterroboter praktisch die gesamte Raumstation kontrolliert. Er ist Hauptcomputer, Informationsspeicher. Programmierer der übrigen Roboter und ... und alles Mögliche andere.«
»Aha«, sagte ich.
»Hier in der Station gibt es nur etwa zwanzig Männer, die Zugang zum Mutterroboter haben. Und Besucher sind ...«
»Commander, lassen Sie eine Verbindung zu General Deacon auf der Erde herstellen, damit ich mit ihm sprechen kann.«
Hogg zögerte. Meiner Meinung nach war er ein guter Kommandant. Kein guter Kommandant holt wegen jeder Entscheidung die Zustimmung des Hauptquartiers ein. Nach dieser Methode arbeiten nur die Nervösen und Unfähigen, die Männer, die nur wegen ihres hohen Dienstalters an die Spitze gelangt sind, nachdem sie jahrzehntelang glücklich die meisten Fehler vermieden haben – die unentschlossenen Männer, die ständig Angst haben, sie könnten eine falsche Entscheidung treffen.
Aber die anderen, zu denen auch Commander Hogg gehörte, kamen auf völlig verschiedene Weise voran. Sie bemühten sich, im Laufe der Zeit zu erreichen, daß eine mit ihrem Namen unterzeichnete Nachricht im Hauptquartier beachtet wurde, anstatt im Papierkorb zu landen. Sie übernahmen bereitwillig Verantwortung, solange sie davon überzeugt waren, ihre Entscheidungen vertreten zu können. Sie nahmen aber auch die Verantwortung für Entscheidungen ihrer Untergebenen auf sich, anstatt in kritischen Situationen zu behaupten, sie hätten nichts davon gewußt.
Als ich sah, daß der Kommandant dicht vor einem Entschluß stand,
Weitere Kostenlose Bücher