Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
man mußte Ambrose immerhin zugute halten, daß er ihn auslöste, sobald er wieder genug Geld in der Tasche hatte.
Dann ließ Ambrose sich plötzlich nicht mehr blicken; es hieß, er sei verreist. Als er zurückkam, war er noch immer der gleiche Ambrose, aber er war auf unerklärliche Weise zu Geld gekommen. Man sprach von Reisen zu den Sehenswürdigkeiten Amerikas, von einem Nerzmantel für Charlene, die wenig später das Standesamt als Mrs. Ledgerwood verließ, und einem eleganten Haus in einer guten Wohngegend, das nach zuverlässigen Schätzungen mindestens achtzigtausend Dollar gekostet hatte. Woher Ambrose soviel Geld nahm, war damals sein großes Geheimnis.
Aber diese glückliche Zeit in Ambroses Leben endete leider schon bald. Sie war unwiderruflich zu Ende, als Ambrose eines schönen Nachmittags von zwei stämmigen Polizisten daran gehindert werden mußte, sich den Kopf an der hölzernen Lehne einer Sitzbank des New Yorker Yankee-Stadions einzurennen.
Ambrose wurde von einem Krankenwagen ins nächste Krankenhaus gebracht und dort gründlich auf seinen Geisteszustand untersucht, woraufhin ein Gericht entschied, Briarwood sei in Zukunft der beste Aufenthaltsort für ihn. Das war deprimierend für mich, denn ich war immer der Meinung gewesen, Ambrose sei normaler als die meisten anderen Mitmenschen, mit denen ich mich täglich herumärgern mußte Ich ließ ihm von Zeit zu Zeit ein paar Magazine oder einige Tafeln Schokolade zukommen.
Als dann eines Morgens das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte, war ich natürlich sehr überrascht, von ihm zu hören.
»Hallo, Charlie«, sagte eine Stimme. »Hier ist Ambrose.«
»Ambrose?« wiederholte ich. »Der einzige Ambrose, den ich kenne, sitzt in ...«
»Ja, ganz recht. Ambrose Ledgerwood. Ich bin entlassen worden. Im Augenblick bin ich am Bahnhof.« Er sprach im Verschwörertonfall weiter: »Hör zu, ich kann dir etwas äußerst Interessantes erzählen. Wir treffen uns um zwei bei Manny.« Dann legte er auf, ohne meine Antwort abzuwarten.
Deshalb hockte ich an meinem freien Nachmittag in Mannys Bar & Grillroom. Ich hatte mir erfolgreich eingeredet, das sei ich Ambrose schuldig. Ich erinnerte mich noch gut an die kleinen Geschenke, mit denen er mich bedacht hatte, als er noch in Geld schwamm. Einmal hatte er mir sogar eine Kiste echten Scotch ins Haus geschickt, ohne dafür jemals eine Gegenleistung zu verlangen.
Eine Minute nach zwei erschien Ambrose in Begleitung seines alten Freundes Malcolm Rappaport, der in gewissen Kreisen als Malcolm der Philosoph bekannt ist. Malcolm fühlte sich geehrt, wenn Ambrose ihm Gelegenheit zu kleinen Handreichungen und Diensten gab; das Verhältnis zwischen den beiden war dem eines Ritters (Ambrose) zu seinem Knappen (Malcolm) nicht unähnlich.
Ambrose wurde von Manny, der eben die Monatsabrechnung machte, ohne große Begeisterung begrüßt, aber Sam, der Barmixer, und einige Stammgäste, die Ambrose in besseren Tagen gekannt hatten, empfingen ihn freudig erregt. Ambrose nahm ihre Huldigungen gelassen entgegen, sah sich dabei um und erkannte mich in der hintersten Nische.
Ambrose entschuldigte sich und kam mit Malcolm an meinen Tisch. »Ah, Charlie«, sagte er und gab mir seine gepflegte Hand, »ich freue mich, dich wiederzusehen. Du kennst natürlich meinen Freund und Begleiter Malcolm Rappaport.« Er setzte sich und winkte Sam heran. »Einen Bourbon für mich und ein Bier für Malcolm«, bestellte er in der herablassenden Art, die ihm eigen war.
»Ich kann mir vorstellen, wie verblüfft du warst, nach so langer Zeit wieder von mir zu hören, Charlie«, begann er. »Nun, ich versichere dir, die letzten sechsundzwanzig Monate waren kein Zuckerlecken. Ich bin in die Klapsmühle gesteckt worden, wie du ja weißt, und die Ärzte haben mich behandelt, als wäre ich übergeschnappt, um es einmal gewöhnlich auszudrücken. Mich, einen Mann, dessen Verstand so scharf wie das Skalpell eines Chirurgen ist! Oh, ich kann dir sagen, Charlie, diese unwürdige Behandlung hätte einen schwächeren Mann in ein frühes Grab gebracht!« Er seufzte resigniert und leerte sein Glas auf einen Zug.
»Aber ich komme vom Thema ab«, fuhr er dann fort. »Wie ich dir bereits am Telefon verraten habe, bin ich hier, um dir einen Vorschlag zu machen, der bei geringstem Kapitaleinsatz goldene Berge abzuwerfen verspricht. Goldene Berge, Charlie!«
»Ja, natürlich«, murmelte ich und fragte mich gleichzeitig, unter welchem Vorwand ich ihm diesmal
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