Magdalenas Garten
Tischplatte zusammen.
»Sag doch was! Wann kommst du, ich habe keine Lust mehr, auf dich zu warten.«
Sein Lachen fiel ihr wieder ein und seine glatten braunen Haare. Wenn er mit beiden FüÃen gleichzeitig auf die Bettkante sprang und Michael Jackson für sie imitierte, flatterten sie wie bei einem lustigen Prinz Eisenherz um seinen Kopf. Er hätte lieber Schauspieler werden sollen, statt BWL zu studieren. Sandra meinte, BWL sei eine gute Grundlage, Florian hatte keine Meinung dazu. Er spielte ihr lieber etwas vor, Hape Kerkelings
Nummer mit dem Meerschweinchen hatte er richtig gut drauf. An ihren gestohlenen Nachmittagen, wenn sie Liebe machten, hatten sie viel zusammen gelacht. Liebe machen. Das war sein Ausdruck dafür. Irgendwie hatte sie ihn schon geliebt, sonst hätte sie ihm doch kaum dieses Ultimatum gestellt, entweder du trennst dich von Sandra, oder ich beende die Affäre bei meiner Rückkehr. Auf einmal vermisste sie ihn ganz fürchterlich. Sie liebte ihn also noch, oder?
Magdalena wischte sich ihre klebrige Handfläche an einem nassen Spüllappen ab. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Manchmal hatte er Popcorn für sie gemacht, wenn sie danach faul auf dem Sofa lagen und Filme sahen. Sandras Popcorn aus Sandras Popcornmaschine. Auf Sandras Sofa. Sie schämte sich, wenn sie an diese Magdalena dort auf dem Sofa dachte.
»Also, wann denn nun?«
»Ich weià es noch nicht, in zwei Wochen vielleicht.«
»Zwei Wochen! Das hast du vor zwei Wochen auch schon gesagt und davor auch, du bist jetzt schon sechs Wochen weg!«
Ja und?, hätte sie beinah geantwortet, schon war ihre kaum aufgeflackerte Liebe für ihn wieder erloschen.
»Florian, wir reden später drüber, ich muss weitermachen, ist gerade voll hier.«
Er erwiderte nichts. Na gut, sie hielt das aus. Schweigen. Aus der Bar hörte sie das laute Summen aus Lachen, Reden, Musik. Tisch zwölf wartete bestimmt schon seit zwanzig Minuten auf seinen Mangia&bevi -Becher. Tisch acht bekam noch cantucci zum Eintunken in den süÃen Aleatico-Wein. Merda . Sie hielt das doch nicht aus.
»Ist was passiert?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Was!? Sag doch!«
»Sandra hat mich rausgeschmissen.«
»Warum das denn?«
»Ich ⦠ich liebe eine andere, und das habe ich ihr gestern erzählt.«
»Und wer ist diese andere?« Magdalena rührte das Eisteegemisch noch einmal kräftig um. Der Zucker knirschte immer noch auf dem Boden des Kruges. Wenn er wüsste, wie erleichtert ich bin, ich gönne ihm die andere, Hauptsache, seine nervigen Anrufe hören endlich auf.
»Du!«
»Bist du wahnsinnig?!«
Das Summen schwoll an, »Maddalena, il tè? «, auf Francos Gesicht spiegelte sich eine mittelschwere Verstimmung, die Schwingtür klappte sogleich wieder hinter ihm zu, die Geräusche wurden leiser.
»Sofort!«, rief sie ihm auf Italienisch hinterher.
»Florian, ich fasse es nicht, du hast es Sandra gesagt?! Ich rufe dich an, sobald ich hier ein bisschen Luft habe!« Magdalena schaltete das Handy aus, warf es auf den Tisch und verlieà die Küche.
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Mann, Florian, du Idiot, du kannst Sandra doch nicht einfach alles erzählen, beschimpfte sie ihn in Gedanken, während sie auf Zehenspitzen hinter der Theke stand und den Eistee von oben in den Automaten goss. Geschieht mir eigentlich recht, ich habe ihm ein Ultimatum gestellt, das ich anscheinend gar nicht ernst meinte, ich habe zehn Monate lang meine Freundin betrogen und sie logischerweise dabei verloren, und nun habe ich einen Mann am Hals, den ich nicht will. Sie hielt die Augen konzentriert auf den Behälter gerichtet. Eine ganz miese Nummer, die sie da abgezogen hatte. Francos Augen trafen die ihren. Er schüttelte den Kopf und stellte zwei halb volle Espressotassen auf das Tablett. Der Averna mit Eis oder ohne?
»Ohne!«, behauptete Magdalena, Franco verdrehte die Augen zur Decke. Okay, sie hatte vergessen zu fragen. Sah man ihr so deutlich an, wenn sie log?
Das fehlt mir noch, dass Florian womöglich nach Elba kommt, dachte sie, als sie sich, das volle Tablett mit den Ellbogen schützend, durch die Menge kämpfte. » Attenzione! Permesso! « rufend bahnte sie sich den Weg in den Innenhof. Tisch sieben wollte zahlen, Tisch sechs auch, der Männerclub hinten in der Ecke winkte ihr heftig. Es war Luciano, der Klempner mit der unübersehbaren
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