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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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nicht!«
    Â»Warum, warum nicht, wie kannst du da so sicher sein?«, drängte Evelina sie. »Was macht er, kommt er raus zu uns?«
    Â»Nein, er trinkt gerade seinen eigenen Weinvorrat aus. Er ist viel zu klein, er ist …« Das Wort für Zwerg fiel ihr nicht ein, egal, sie wollte Evelinas Schwarm nicht beleidigen.
    Â»â€¦ na ja, eben klein.«
    Â»Findest du? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, ich habe ihn nur zweimal hier hinter der Theke gesehen …«, Evelina stockte, Marco kam zu ihnen heraus und fragte, ob alles in Ordnung sei.
    Â»Ja, danke!« Evelina lächelte ihn kurz an und beschäftigte sich danach sofort wieder mit den Spaghetti auf ihrem Teller. »Kennst du vielleicht dieses Mädchen oder den Typen daneben?«, fragte Magdalena schnell und hielt ihm das schon ziemlich zerknitterte Foto hin. Nein, nie gesehen, sagte Marco, es täte ihm leid.
    Evelina wartete, bis er wieder hineingegangen war, und platzte dann los: »Ich glaube es nicht! Der ist ja winzig. Ob er sich für das Foto auf einen Stuhl gestellt hat?«
    Â»Ja, dann käme es hin.«
    Â»Er ist ein Zwerg!«
    Â»Sage ich doch … vielleicht hat sich meine Mutter ja auch hingekniet.«
    Â»Er muss sich ein Podest hinter die Theke gebaut haben, da drinnen wirkte er so groß, und hier draußen reicht er mir im Stehen bis auf Augenhöhe!«
    Â»Er hat eine tolle Ausstrahlung.«

    Â»Aber ich sitze! Ich will nicht, dass ein Mann mir stehend in die Augen schaut, wenn ich sitze!«
    Â»Ach, Evelina …!«, es kommt doch auf die inneren Werte an, wollte Magdalena sagen, aber erstens wusste sie nicht, was »Werte« auf Italienisch hieß, und zweitens war sie insgeheim froh, dass Marco als Vater ausgeschieden war.

26
    D as staubige Pulver kitzelte. Magdalena zog die Nase hoch und nieste, dann schnitt sie rasch den vierten Beutel tè alla pesca auf und ließ den Inhalt in den Plastikkrug rieseln. Sie gab Wasser dazu und rührte mit einem langen Löffel, Luftblasen stiegen auf, und es knirschte, wie früher im Sandkasten beim Matschepampemachen. Wie lautete wohl der italienische Ausdruck für Matschepampe? Ein Handy brummte leise, Magdalena ließ ihre Augen schweifen, wo hatte sie nur ihre Tasche hingelegt? In der kleinen Spülküche herrschte Chaos, sie ähnelte eher einer Umkleidekabine zwischen Mikrowelle, Spülstein und Küchentisch, jeder von ihnen schmiss hier seine Sachen hin. Auf dem einzigen Stuhl häuften sich Jacken und Pullover, drei Helme und mehrere Paar Schuhe zum Wechseln lagen zwischen Tüten und Kartons verstreut auf dem Boden. Ein Toaster stand auf der Fensterbank vor dem Fliegengitter, daneben ein überdimensionales Mayonnaiseglas. Auf dem Tisch in der Mitte lagen die Überreste des Obstes, aus denen Magdalena vor einer Stunde in aller Eile frischen Obstsalat geschnippelt hatte. Keine Zeit, es wegzuwerfen, selbst Franco bekam keine Ordnung in diese Rumpelkammer. Magdalena entdeckte ihre Umhängetasche über einer Stuhllehne hängend, mit einer Hand fischte sie nach dem Handy, mit der anderen rührte sie weiter um.
    Â»Pronto?«

    Â»Aha, jetzt bist du schon ganz italienisch, was!?«
    Â»Florian …« Mist, sie hatte nicht auf das Display geschaut.
    Â»Ja, ich bin’s. Der gute Florian. Der gute-gute Florian.«
    Ein Insiderwitz, ein »Als-wir-noch-zusammen-im-Bett-lagen-Witz«, der ihr ein schlechtes Gewissen machen sollte. Er war immer so stolz auf seinen Schwanz. Ist er nicht schön, tut er nicht gut, ist er nicht groß? Na ja, viele Vergleichsmöglichkeiten hatte sie ja nicht, aber bei einer Gegenüberstellung mit den anderen dreien, jetzt durch Roberto vieren, würde er, was den Sex und seine Ausstattung anging, knapp an vorletzter Stelle liegen.
    Â»Was gibt’s?« Fröhlich klingen und bloß nicht genervt sein, das war die beste Tour, ihn auf später zu vertrösten und das Gespräch schnellstmöglich zu beenden.
    Â»Wann kommst du zurück?« Sie atmete erst mal aus. Pause. »Babylein.«
    Sein »Babylein« klang todtraurig und wirklich einsam, auf einmal tat es Magdalena leid, ihn dort in Deutschland zurückgelassen zu haben. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Wie einen Hund an einem Autobahnrastplatz hatte sie ihn einfach ausgesetzt und war weggefahren. Mit der freien Hand schob Magdalena die Apfel-, Kiwi- und Orangenschalen auf der

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