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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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von ihm, und im Atelier steht noch mehr. Edmondo soll gleich mal eine kleine Führung für dich machen.«
    In der Werkstatt schaute Magdalena sich mit staunenden Blicken um, es war ein wunderschöner hoher Raum, der an das Haus angebaut worden war, vor den Fenstern zum Garten waren weiße Leinenrollos angebracht, die die grelle Nachmittagssonne aussperrten. Auf breiten Simsen und in den Regalen drängten sich Marmorbüsten, Köpfe, Gipsabgüsse und Fragmente antiker Skulpturen. Zwischen Holzböcken mit halb fertigen Figuren standen zwei lange Tische, Holzkisten und große,
unbehauene Steinblöcke, an den Wänden hingen Reliefs aus Gips. Magdalena betrachtete andächtig die aufgereihten Meißel, Holzhammer und Schlageisen mit abgeschrägten Spitzen, wischte dann über einen der höhenverstellbaren Arbeitsböcke und betrachtete ihre Fingerkuppe. Sauber.
    Â»War lange keiner mehr zum Arbeiten hier, oder?«
    Â»Nach dem Letzten haben wir feucht durchgewischt …«, sagte Edmondo und versuchte zu lachen.
    Â»Antonello hatte in den vergangenen Jahren immer junge Künstler zu Gast, er gab ihnen den Raum und die Zeit, etwas zu erschaffen. Meistens ließen sie etwas zurück. Hier der Fuß von Daniele Muto, heute ist er in Paris und stellt in der Galerie d’Orsay aus. Oder da drüben, die beiden eingewickelten Torsi, ganz frühes Werk von Boris Donato, schon mal von dem gehört?«
    Edmondo wirkte nicht besonders enttäuscht, als Magdalena verneinte.
    Â»Ich liebe Skulpturen aus Stein, aber ich könnte nie selbst damit arbeiten, ich glaube, es fehlt mir an räumlicher Vorstellungskraft.«
    Â»Das geht Antonello und mir auch so, doch die jungen Künstler bei uns wohnen und arbeiten zu lassen, hat immer viel Leben in die Bude gebracht. Aber du bist jung, vielleicht solltest du es einfach mal ausprobieren.« Er lachte und tätschelte ihre Schulter: »Es ist schön, dass du ihn besuchen kommst, er war ganz euphorisch deswegen und hatte einen guten Vormittag.«
    Einen guten Vormittag, wiederholte Magdalena für sich, Edmondo zählte Antonellos Lebenszeit mittlerweile in halben Tagen und Stunden. Sie setzte sich wieder neben Antonello in den Liegestuhl und redete lange mit ihm über den zugewachsenen Garten des POLO , die Rettung der Zitronenbäume und die Zufriedenheit und Ruhe, die das Staudenteilen und Bohnenaussäen
zu Hause in Osterkappeln in ihr bewirkte. Nachdem Edmondo ihr einen auffordernden Blick zugeworfen hatte, stand sie auf, um sich zu verabschieden. Magdalena erhielt von Antonello einen bemüht kraftvollen Händedruck, Edmondo umklammerte wieder ihre Hand, als wolle er sie nicht mehr hergeben. »Danke!«, flüsterte er mehrmals, und: »Bis bald!«
    Â 
    Einige Tage hielt Magdalena sich mit der Erinnerung an den Besuch über Wasser und freute sich auf ihr nächstes Treffen mit dem schwulen Pärchen, doch dann unterwanderte eine bisher unbekannte Dauertraurigkeit ihre Bemühungen und kroch tief in sie hinein. Ihr automatisierter Tagesablauf bekam Lücken. Sie konnte nicht mehr länger darüber hinwegsehen, sondern musste sich eingestehen, dass sie die Zitronenbäume und die wunderbar ruhige Atmosphäre des stillgelegten POLO vermisste, und auch die Anstrengung, etwas zu tun, die verschwitzten Ruhepausen, die erdigen Hände. Sie vermisste Matteo. Ninas Kochkünste und aufmerksame Blicke. Alles. Sogar Evelina und ihre endlosen Erzählungen über Männer.
    Matteo und Nina, das war wie ein unauflösbarer Doppelpack, wollte man den einen, bekam man den anderen dazu. Oder eben keinen von beiden. Das, was Matteo ihr über Nina erzählt hatte, machte Magdalena noch befangener als zuvor, doch sie verstand sie jetzt besser. Nina war süchtig danach, jemandem zu helfen, zu pflegen, zu heilen, etwas Kaputtes wieder ganz zu machen, ein Unglück rückgängig zu machen, als wäre nichts geschehen. Das hatte sie in ihrem Tagebuch eindeutig beschrieben. Ninas letzte Antwort brannte noch immer in Magdalenas Gedächtnis: »Magdalena, weißt du, was?! Lass mich und mein Zeug einfach in Ruh’, ja?«
    Warum hatte sie nicht lieber versucht, Ninas Vertrauen zu gewinnen, statt heimlich herumzuschnüffeln?

    Nina hatte Angst, Menschen zu sehr zu mögen, es spielte keine Rolle, ob Mann oder Frau. Sie hatte furchtbare Angst, jemanden, den sie liebte oder gernhatte, zu

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