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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Plastikbecher in die Hand, und sie beobachteten gemeinsam ein Mädchen, das sich wiegend zur Musik bewegte und dabei mit ihrem Handy aufnahm. Magdalena ließ ihre langen Ärmel schlenkern und beschloss, nach Hause zu gehen. Sie war offensichtlich nicht dafür geschaffen, sich zu »amüsieren«.
    Â»Ich glaube, ich muss gehen«, schrie sie Evelina ins Ohr und drückte ihr das Getränk in die freie Hand, »gibst du mir deinen Schlüssel?«
    Â»Warum haust du schon ab? Wir sind doch gerade erst gekommen.«
    Bauchschmerzen, Magdalena machte eine Bewegung, die
nach Krämpfen aussehen sollte, eine halbe Minute später wanderte sie die Straße in Richtung POLO entlang.
    Â 
    In Ninas Zimmer angekommen, warf sie sich auf das Bett. Alles war ruhig, nur wenn sie sich konzentrierte, konnte sie hinter dem nächsten Hügel das Stampfen der Bässe hören. Magdalena schielte zum Kleiderschrank. Nein. Sie würde nicht in Ninas Tagebüchern lesen, die dort unten im Schrank im Karton lagen und lautlos nach ihr zu rufen schienen. Sie ging zurück in die Küche, holte eine angebrochene Weißweinflasche aus dem Kühlschrank, goss sich ein Glas voll ein und stürzte den Inhalt in einem Zug herunter. Wem schadete es denn, wenn sie in Ninas Aufzeichnungen las? Morgen fuhr sie wieder nach Hause, sie würde Nina wahrscheinlich nie wieder sehen. Nein. Sie nahm sich eine von Evelinas Klatschzeitungen und blätterte sie durch, holte sich aus Ninas Zimmer ihr Wörterbuch, ohne den Kleiderschrank auch nur eines Blickes zu würdigen, und arbeitete den Artikel über das Schicksal der Sängerin und des Waisenmädchens Lauredana Di Napoli durch. Nach einer Stunde am Küchentisch und einem weiteren Glas Wein klappte sie das Wörterbuch zu und schaute auf Evelinas Armbanduhr, die neben dem Gaskocher lag. Ein Uhr zehn. Mitten in der Nacht. Sie war hellwach.
    Â 
    2. 10. Irgendwann kommen alle verstreuten Teile der Seele wieder zu dir zurück und fügen sich zusammen. Ich kann mit diesen Sätzen, die mir irgendwer auf Postkarten schreibt und zusteckt, nichts anfangen, denn ich glaube nicht an sie. Und selbst wenn es wahr sein sollte, wer werde ich dann sein? Ich habe Angst vor dieser Frau, genauso wie ich Angst vor der habe, die ich jetzt bin.

    Â 
    Nina, was war denn passiert, warum war deine Seele in so viele Teile verstreut? Magdalena blätterte vor, aber im ersten Halbjahr des vorletzten Jahres waren viele Seiten leer geblieben. Doch hier, zwischendrin ein einsamer Eintrag.
    Â 
    Ich lebe nicht. Ich überlebe. Ich überlebe.
    Â 
    Wie furchtbar, die Ärmste. Magdalena sah sich mit einem Mal von oben, wie sie dort vor Ninas Schrank auf dem Boden hockte, um sie herum lagen die anderen Kalenderbücher, sie hatte es wieder getan. Sie war einfach ein charakterloser Mensch, ein schrecklich schlechter Mensch, aber vielleicht konnte sie Nina ja helfen, vielleicht musste sie nur gründlicher lesen und daraus Schlüsse ziehen, um mehr zu erfahren …
    Du bist so verdammt neugierig, beschimpfte sie sich, als sie das Buch vom vergangenen Jahr in der Mitte aufschlug. Juni. Die Seiten waren gefüllt mit Namen und Uhrzeiten, Gaetano, 3.00 Uhr Tintorello; Vincenzo doch noch in der Coco Bar; Lucio 21.00 Uhr Sugar Reef. Ein paar Namen sprangen Magdalena entgegen, die sie vom Hören kannte. Es waren Cafés und Restaurants in Marina di Campo und Portoferraio. Im Juli wurden es mehr Namen, der August war ein einziges Chaos. Gut, dass Nina auf Deutsch schrieb, so konnte Magdalena die Sätze und Satzfragmente halbwegs verstehen.
    Â 
    Franco von der Taverna am Strand getroffen, er nimmt ein Bad mit mir, macht mir im Wasser zweideutige, eindeutige Vorschläge. Nach dem POLO im Norman’s, mit Luca und Elisabetta und natürlich Dino. Lollo getroffen, klar will er was von mir, aber er ist tabu, denn er bleibt. Carlo will gar nichts mehr von mir. Kein Strand, kein Essen. Er hält es nicht aus, mich zu sehen, sagt er. Ich habe kein Erbarmen, ich habe gar nichts mehr.

    Â 
    So ging es seitenlang weiter. Dazu Ausrufezeichen, Herzen, Blitze. Magdalena versuchte das System zu durchschauen, nach welchen Kriterien sortierte Nina all diese Männernamen?
    Nach einer Weile begann sie zu begreifen: Die Ausrufezeichen standen für »gefällt mir, der Typ«. Die Herzen waren Sex, davon gab es eine ganze Menge, wenn man davon ausging, dass es jedes Mal mit

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